Wechselkurs-Test: Neuling Yuh gewinnt, Zak hat den schlechtesten Kurs

Sommerzeit ist Reisezeit. Viele Schweizerinnen und Schweizer setzen sich dieser Tage ins Auto, ins Flugzeug oder in den Zug, um ein paar Tage am Meer zu verbringen. Und dieses befindet sich naturgemäss im Ausland. Entsprechend gute Tage sind das für die Kreditkartenanbieter, denn an den Zahlungen im Ausland – oder in Fremdwährungen – verdienen sie dank Zuschlägen deutlich mehr. Dabei gibt es grosse Unterschiede, wie der Test der «Handelszeitung» zeigt. Während einige Banken – es sind vor allem Startups – praktisch margenfreie Kurse verrechnen, verlangen andere mehr als 4 Prozent (siehe Grafik). Spitzenreiterin ist die Bank Cler, die mit ihrem Mobile-Angebot Zak auf ein preissensibles, junges Publikum zielt. Sie hat zwei Kreditkarten in ihre App integriert. Eine virtuelle Prepaid-Visa von Cornèrcard und eine Mastercard der Partnerbank Viseca, die viele Kantonal- und Regionalbanken mit Karten versorgt. Am teuersten abgeschnitten hat die Viseca-Karte. Ihr wurde für die 10 Euro im Test der Betrag von 11.45 Franken belastet. Der resultierende Kurs von 1,1450 liegt 4,4 Prozent über dem zu dem Zeitpunkt ausgewiesenen Devisenmittelkurs. Etwas günstiger war die Zak-Zahlung über Cornèrcard: Sie kostete nur 2,4 Prozent. Cler-Sprecherin Brigitte Haide verweist auf Anfrage darauf, dass der Kurs von Kartenherausgeberin Viseca gestellt werde und die Bank diesen nicht beeinflussen könne. Interessant aber ist, dass im «Handelszeitung»-Test zwei weitere Viseca-Karten besser abschliessen: die Kreditkarten von Manor und der Migros Bank mit je 3,1 Prozent Aufschlag. An der Uhrzeit kanns nicht gelegen haben, denn die Cler-Transaktion fand zwischen den beiden anderen statt. Neuling Yuh mit dem besten Kurs Dass es auch anders geht, zeigen Konkurrenten, die wie Zak auf ein Handy-orientiertes Publikum setzen: Testsiegerin ist die erst vor zwei Monaten gestartete Yuh, ein Joint Venture von Postfinance und Swissquote. Die 10 Euro wurden dort zu einem Kurs von 1,0956 abgerechnet, was faktisch einem margenfreien Kurs entspricht. Zwar deklariert Yuh eine Gebühr von 10 Rappen. Der Kunde profitierte jedoch von einem sehr günstigen Wechselkurs, verglichen mit dem Referenzkurs zum Zeitpunkt der Transaktion (das gilt auch für andere Banken im Test). Interessant ist ein technisches Detail: Als einzige Bank splittet Yuh die Transaktion auf: in eine Belastung über 10 Euro und einen anschliessenden Währungstausch. Dabei bedient sich Yuh durchaus auch mal bei einer Drittwährung, wenn gerade keine Franken verfügbar sind. In einem ersten Test wurde daher das Dollar-Konto belastet. Wie in früheren Tests schliessen auch die Neobanken Revolut, Neon, Yapeal und Wise gut ab mit Aufschlägen von bis zu 0,3 Prozent. Mit 1,7 Prozent halbwegs günstig wurde bei der Debit Mastercard des Digitalkontos CSX von Credit Suisse abgerechnet. Was nach wenig tönt, kann schnell ins Geld gehen. Einerseits für einzelne Kundinnen und Kunden der Banken: Eine Woche in einem Hotel zu 200 Euro pro Nacht kostet mit der falschen Karte bis zu 60 Franken mehr – oder eine gute Flasche Wein zum Candle-Light-Dinner. Anderseits bedeuten die Margen auch für die Banken wichtige Einnahmen, weshalb die traditionellen Anbieter auch zögern, sich den Preisdrückern anzupassen. Laut Zahlen von Monitoring Consumption Switzerland wurden im Mai Auslandzahlungen im Wert von 280 Millionen Franken umgesetzt. 1 Prozent Marge entspricht 2,5 Millionen Franken Devisenertrag.So wurde getestet Die HZ hat mit allen Kreditkarten innerhalb von 30 Minuten (mit einer Ausnahme, die etwa 15 Minuten nach der letzten Buchung nochmal wiederholt werden musste) eine identische Online-Zahlung über 10 Euro durchgeführt. Aus dem letztlich belasteten Frankenbetrag wurde ein effektiver Wechselkurs berechnet. Dieser wurde anschliessend mit dem margenfreien Mittelkurs verglichen, der durchschnittlich während der Zeit des Tests galt. Am Aufpreis auf diesen neutralen Kurs werden die Banken gemessen. Vor Corona flossen in den sommerlichen Spitzenmonaten bis zu 900 Millionen Franken Ausland- und Fremdwährungstransaktionen über die Karten. Im Jahr 2019 waren es insgesamt 7 Milliarden Franken mit Kreditkarten und 600 Millionen mit Debitkarten (ohne Bargeldbezüge). Schon 3 Prozent davon wären 228 Millionen Franken. Die «Zuschläge» sind nicht alles Frühere Tests zeigen, dass die Margen bei exotischen Währungen noch höher sind. Der «Handelszeitung» liegen Beispiele von 6 bis 8 Prozent vor (siehe Grafik unten). Dabei darf man sich nicht von den deklarierten «Zuschlägen» verwirren lassen. Diese betragen oft «nur» 1,5 bis 2,5 Prozent. Die Banken verschweigen jedoch, dass auch der zugrunde liegende Devisenkurs schon deutliche Margen enthält. Im Ausland in Franken zu bezahlen, was gelegentlich angeboten wird, ist leider auch keine Lösung. Dann verdienen einfach die Banken vor Ort am Change-Geschäft. Die UBS lancierte vergangenes Jahr als Reaktion eine Karte für «Online-Shopper und Vielreisende». Diese verspricht günstigere Kurse: also etwa 1 Prozent Zuschlag statt der 3,5 Prozent im «Handelszeitung»-Test. Das Problem daran: Die Bank verrechnet dafür einen monatlichen Aufpreis von bis zu 6 Franken. Die Karte lohnt sich also erst ab einem Umsatz von 240 Euro pro Monat. Die meisten Karten im Test der «Handelszeitung» kennen dagegen gar keine Kartengebühren.Moneyland-Preisvergleich: Welche Karte ist insgesamt wie teuer? Auch der Vergleichdienst Moneyland prüft regelmässig die Konditionen von Kreditkarten. In einem aktuellen Vergleich kommt insgesamt das Swisscard-Produkt Cashback am besten weg (der Test erfasst jedoch keine modernen Debitkarten, wie sie von Yuh, Neon oder Yapeal verwendet werden). Moneyland kommt zum Schluss, dass so genannte Gelegenheitsnutzer mit der Wahl der richtigen Karte pro Jahr mehrere hundert Franken sparen können. Unter «Gelegenheitsnutzer» verbucht Moneyland Einkäufe in der Höhe von 200 Franken pro Monat im Inland und 1000 Euro pro Jahr im Ausland. Cashback siegt vor Coop und Migros Am besten abgeschlossen habe dabei die Cashback-Kreditkarte American Express von Swisscard, gefolgt von der Coop Supercard und der Migros Cumulus-Mastercard sowie der IKEA Family Kreditkarte und der Cashback-Kreditkarte von Swisscard. Bei diesen Kreditkarten handle es sich zudem um sogenannte «Gratis-Kreditkarten» ohne Jahresgebühren. Bei der günstigsten Karte erhalten die Halter wegen der Umsatz-Rückvergütung sogar im Durchschnitt einen Betrag von 10 Franken zurück. Die Kosten für die teuerste Karte werden hingegen mit 81,50 Franken veranschlagt. Für Vielnutzer gebe es sogar ein Sparpotenzial von mehr als 1200 Franken in den ersten zwei Jahren. Hier rechnet moneyland.ch mit Einkäufen in der Höhe von 1000 Franken pro Monat im Inland und 5000 Euro pro Jahr im Ausland. Zusätzlich werden fünf Bargeldbezüge in der Höhe von 200 Franken im Inland und fünf Bezüge in der Höhe von 200 Euro im Ausland eingerechnet. Auch hier habe die Cashback-Kreditkarte American Express von Swisscard mit 340,60 Franken bezüglich Kosten für die ersten beiden Jahre am besten abgeschnitten. Auf Platz zwei folgt die Multiwährungskarte Silber von Swissquote mit 372,45 Franken sowie die Swissquote Multiwährungskarte Gold mit 472,45 Franken und die Coop Supercard mit 482,70 Franken. Unterschiede zur Betrachtung der HZ Anders als Moneyland hat sich die HZ bei ihrem Wechselkursvergleich auf den abgerechneten Kurs konzentriert. Bonussysteme und Cashbacks lassen sich oft nicht sauber vergleichen, und auch die bei teuren Karten gelegentlich angebotenen Versicherungsleistungen sind schwer zu quantifizieren. Bei den im HZ-Test erfassten Karten handelt es sich mit Ausnahme des Produkts der UBS im Karten ohne Jahresgebühr oder Karten, die in Kontopaketen inbegriffen sind. Die HZ berücksichtigt bei ihren Tests auch moderne Debitkarten des Typs Debit Mastercard und Visa Debit, da diese im Ausland und online gleich eingesetzt werden können wie klassische Kreditkarten. Inzwischen gibt es in der Schweiz zahlreiche Banken und Kartengesellschaften, die Kredit- und Debitkarten ausgeben. Alle in einem Vergleich zu erfassen ist damit kaum möglich. (SDA/hec)