Weltkonzern EY bereitet Aufspaltung in Audit- und Consulting-Teil vor

In einem sind sich die Big Four einig: raus aus Russland. So heisst die Devise bei KMPG, Deloitte, PwC und bei EY. Aber dann ist es vorbei mit der Gemeinsamkeit unter den globalen Audit-Firmen. Vorab EY geht eigene Wege, wie die Firma heute Abend via Media Statement bekannt gab: «Partnerschaft von EY soll über Aufspaltung abstimmen.» Was harmlos tönt, ist ein Big Bang für die Revisions- und Beratungsbranche. Geplant ist nichts weniger als die Zweiteilung des 40-Milliarden-Konzerns – in einen Audit- und einen Beratungsteil. Entscheidend ist, ob die Eigner der Länderorganisationen – die 13’000 Partnerinnen und Partner – der Zellteilung zustimmen werden. Offenbar sind die obersten Chefs der dezentralen Organisation überzeugt, dass die Spaltung sein muss. In den nächsten Monaten soll in den Partnerschaften in den beteiligten Ländern abgestimmt werden. Bei einem Ja würden zwei Milliardenkonzerne entstehen, der Consulting-Bereich soll in den USA an der Börse kotiert werden. In der Schweiz kassieren 140 EY-Partner In der Schweiz hat EY 2750 Mitarbeitende und 140 stimmberechtigte Partner. Sie sind Ende 2022 oder Anfang 2023 aufgerufen, über den Plan abzustimmen. Gemäss Insidern hat die Aufteilung gute Chancen auf eine Mehrheit. Es wäre der «Plan A», wie ihn der globale EY-Chef Carmine Di Sibio nennt. Nach weiteren Überprüfungen und dem Go der Partnerschaft ginge es an die Umsetzung und um das IPO des Beratungsteils, der wohl Ende 2023 anstehen würde. Gemäss «Wall Street Journal» soll die Beratungsfirma künftig zu 70 Prozent den Partnern gehören, zu 15 Prozent den Mitarbeitenden und zu 15 Prozent dem Publikum. Und der Teilverkauf soll den Partnerschaften in den jeweiligen Ländern stolze Zusatzeinkünfte bescheren. Gemäss Hochrechnung der Zeitung dürfen die Partnerinnen und Partner aus dem Audit-Bereich mit einem Zuschuss von einem zwei- bis vierfachen Jahreslohn rechnen, beim Consulting soll es gar das sieben- bis neunfache sein. Bei einer Kompensation von rund 700’000 Franken liegen also bei einem Ja zum Split pro EY-Senior 2 bis 5 Millionen drin. Cloud-Beratung bringts Treiber des Splits ist der Erfolg von EY. Die Beratungsfirma mit weltweit 315’000 Mitarbeitenden hat Silicon Valley fest im Griff und auditiert die grossen Player wie Amazon, Google, Oracle, Salesforce oder Workday. Und weil sich Auditfirmen keine Interessenskonflikte leisten dürfen, üben sie keine Mandate als Berater bei den von ihnen geprüften Firmen aus – und verpassen Umsatz. Das tut weh, weil die Margen im Beratungsgeschäft traditionell höher sind als im Auditing, zudem ist der Consulting-Bedarf in der wachstumsstarken und wilden Tech-Branche besonders hoch. Gerade im Cloud-Computing, bei Kooperationen, Cyber Security oder bei IPO. EY-Chef Di Sibio schätzt den so entgangenen Beratungsumsatz auf 10 Milliarden Dollar pro Jahr. Damit gehörte eine unabhängige EY-Consultingfirma locker unter die Top 3 der Beratungsbranche, noch vor McKinsey. Und die Perspektiven sind verlockend: Das Auditgeschäft von EY, das grob einen Drittel zum Gesamtumsatz beiträgt, ist in den letzten 10 Jahren um 27 Prozent gewachsen, das Consulting dagegen um stolze 93 Prozent. Bei Nestlé oder Lufthansa gefragt Auch in der Schweiz, wo EY vor gut einem Jahr in einen Shitstorm geriet, würde ein Split neues Potenzial und weiteres Wachstum ermöglichen. EY prüft etwa die Rechnungen von Nestlé und kann heute namhafte Konzerne in Strategiefragen nicht gleichzeitig mit ihren Consulting-Dienstleistungen beglücken. Nach einem IPO und zwei unabhängigen Firmen wäre dies indes möglich.

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