Der Termin ist mit Bedacht gewählt: Bevor die UBS am 29. Oktober die Quartalsergebnisse präsentiert, kündigte die Grossbank einen grossen Umbau der Konzernleitung an. Dabei werden Funktionen und Aufgaben hin- und hergeschoben, was die Bedeutung einzelner GL-Mitglieder verändert.
Der Auslöser der Rochade ist dabei der Verwaltungsrat, konkret der bisherige Vizepräsident Lukas Gähwiler. Der Sechzigjährige ist im Board für die Integration der Credit Suisse verantwortlich, diese soll nächstes Jahr abgeschlossen werden. Daher tritt Gähwiler im kommenden April schon nicht mehr zur Wiederwahl an.
Ein Abgang mit Hindernissen
Der Manager wollte schon länger kürzertreten, aber es kam immer wieder etwas dazwischen. 2022 wurde der Ire Colm Kelleher Verwaltungsratspräsident. Er holte Gähwiler, der früher das Schweiz-Geschäft operativ geleitet hatte, als «Mr. Switzerland» in den Verwaltungsrat und machte ihn dort zum Vizepräsidenten.
Als Kelleher dann im Amt Fuss gefasst hatte, kam 2023 die Übernahme der Credit Suisse. Mitten in der komplexen Integration war es undenkbar, dass Gähwiler die Bank verlässt – also blieb er und begleitete das Vorhaben, das nun vor dem Abschluss steht.
Gähwiler hat zwei weitere Verwaltungsratsmandate: beim Flugzeughersteller Pilatus sowie bei Ringier, der Herausgeberin der Handelszeitung. Beide Mandate wolle Gähwiler behalten, ist zu hören.
Ronner mit zentraler Rolle
Sein Nachfolger für den UBS-Verwaltungsratsposten kommt aus der Konzernleitung: der bisherige Chief Compliance Officer Markus Ronner – ein UBS-Urgestein –, der seine Laufbahn 1981 als Banklehrling begonnen hatte.
Ronners Beförderung ist konsequent: Denn der Regulierungsexperte ist ein zentraler Akteur in den laufenden Diskussionen um neue Eigenmittelanforderungen, welche die Regierung der UBS auferlegen will. Mit seiner Beförderung zum UBS-Vizepräsidenten bekommt Ronner in diesen Gesprächen noch mehr Gewicht.
Seinen Job als Head of Compliance übernimmt ab nächstem Jahr Michelle Bereaux. Sie hat in der Geschäftsleitung bisher die Verantwortung, dass der CS-Integrationsprozess reibungslos verläuft, alle relevanten Stellen berichten an sie.
Laut UBS ist die Migration der CS-Kunden auf die UBS-Plattformen im Ausland abgeschlossen, im Heimatmarkt Schweiz bereits zu zwei Dritteln. 2026 soll die Integration ganz abgeschlossen sein, daher braucht die Ermotti-Vertraute eine neue Aufgabe. Und so beerbt die Britin Markus Ronner.
Martin zählt zu den CEO-Aspirantinnen
Im Zuge des Umbaus der Geschäftsleitung steigt auch die Spanierin Beatriz Martin auf: Sie wird neu Chief Operating Officer. In der Funktion soll sie die Endphase der Integration zum Erfolg führen. Martin hat weiterhin die Verantwortung, das Portfolio an Wertpapieren und Geschäftsteilen, das die UBS loswerden will, möglichst verlustfrei abzuwickeln. In dieser Aufgabe hat Martin bisher brilliert.
Schon 2023 wurde ihre Funktion aufgewertet, sie bekam die Verantwortung für den Bereich Nachhaltigkeit. Zudem behält sie die operative Oberleitung der Geschäfte der UBS in Grossbritannien und präsidiert die Region EMEA. Die 52-Jährige gilt als knallharte Managerin, und die erneute Aufwertung macht sie ohne Zweifel zu einer der Aspirantinnen auf die Nachfolge von UBS-Chef Sergio Ermotti, die ab 2027 Thema sein wird.
Ermotti selbst will nach erfolgreicher Bankintegration gern UBS-Präsident werden. Hierzu hatte sich Amtsinhaber Colm Kelleher beim «Bilanz Business Talk» offen gezeigt: Nach einer angemessenen «Cooling-off»-Phase könne er sich sehr wohl vorstellen, dass Ermotti ihm nachfolgt, so Kelleher.
IT-Chef hat entscheidendes Jahr vor sich
Der Verlierer der Postenrochade ist IT-Chef Mike Dargan. Der Brite war bisher auch Group Chief Operations, nun soll er sich künftig auf die IT-Plattformen konzentrieren. Mehrere Quellen versichern, dass diese Veränderung kein Hinweis darauf sei, dass es bei der laufenden IT-Integration Probleme gebe – hier laufe alles nach Plan.
Doch 2026 wird für die IT ein Schlüsseljahr. Nach Abschluss der Migration der CS-Kunden auf die UBS-Computer können die Systeme der CS abgeschaltet und entsorgt werden. Ein Schritt, von dem sich die UBS massive Einsparungen erhofft. Dargans Aufgabenbereich wurde daher redimensioniert, damit er sich voll und ganz auf diese Aufgabe konzentrieren kann.
Denn nur wenn die IT-Abschaltung läuft wie geplant, wird die UBS ihr angepeiltes Einsparziel von 13 Milliarden Dollar erreichen können. Bislang ist die Grossbank diesbezüglich gut unterwegs, sie hat bereits 9,1 Milliarden erreicht.
Es gibt Stimmen in der Bank, die mutmassen, dass der IT-Chef nach Erfüllung dieser Aufgabe die UBS verlassen könnte. Als grosses Zukunftsfeld hat UBS künstliche Intelligenz entdeckt. Um hier die Bank gut aufzustellen, hat die UBS jüngst Daniele Magazzeni von J. P. Morgan abgeworben und ihn zum Chief AI Officer gemacht.

