Credit Suisse-Chef Thomas Gottstein: Diese vier Namen werden als Nachfolger gehandelt

Dass er die schlimmsten Monate seines Berufslebens durchlebt, glaubt man Thomas Gottstein aufs Wort. Im Wochentakt hagelt es Meldungen über Abschreiber, Verluste, ungelöste Rechtsfälle, kostspielige Einigungen. Gleichwohl sei der Chef motiviert, heisst es; er maloche fast rund um die Uhr, um seine nicht eben kurze To-do-Liste abzuarbeiten. Doch die Zuversicht von seinem Start ist verflogen. Im Frühling 2020 hat der ehemalige Investmentbanker dem Schweizer Finanzchef Ueli Maurer einen KMU-Rettungsschirm mit zinslosen Darlehen schmackhaft gemacht. Seither macht sich Ernüchterung breit, die sich im Aktienkurs spiegelt: Seit Gottsteins Stellenantritt vor zwei Jahren hat sich der Börsenwert der Firma exakt halbiert, auf 6 Franken 85. Zudem droht weiterer Ärger, denn die Grossbank steht auf der Watchlist des US-Arbeitsamtes, das Lizenzen für Angebote in der Altersvorsorge vergibt. «In Anbetracht des Ausmasses, der Schwere, der Dauer und der Tiefe des Fehlverhaltens und der zahlreichen Versäumnisse bei der Einhaltung der Vorschriften» gewährte die Behörde der Bank nur noch eine Ein-Jahres-Genehmigung fürs Business. Bei einem nächsten Betriebsunfall droht wohl die rote Karte. Spekulationen über Nachfolger für Thomas Gottstein Nur logisch, dass längst darüber spekuliert wird, wer die Credit Suisse in ruhigere Wasser steuern kann. Womöglich wird ja, vermeldet die Presse, Markus Diethelm an Stelle von Romeo Cerutti eingewechselt, um bei der Bewältigung der Rechtsfälle Tempo zu machen. Damit würde der ehemalige Chefjurist der UBS die Nachfolge auf dieser Position bei der CS antreten. Doch auch Gottstein selber könnte im Verwaltungsrat zum Thema werden. In der Finanzbranche kursieren seit Wochen Namen möglicher Kandidaten für seine Nachfolge, interne wie externe. Gefragt sind erprobte Kräfte, denn auf Experimente wird sich CS-Präsident Axel Lehmann, ein langjähriger Versicherungsmanager, nicht einlassen. ► Jean Pierre Mustier, Kandidat als Chef der Credit Suisse Der Franzose Jean Pierre Mustier führte bis letztes Jahr die Mailänder Unicredit, die einzige italienische Bank des Landes mit internationaler Ausstrahlung. Mit dem Reisbesen säuberte er die Bank vor faulen Krediten und brachte sie wieder auf Kurs. Angefangen hat er bei der französischen Société Générale, dann heuerte er ein erstes Mal bei Unicredit an, später war er Partner bei einem französischen Finanzinvestor. Den Chefposten bei Unicredit übernahm er 2016. Nach seinem Abgang heuerte der ehemalige UBS-Mann Andrea Orcel an. Seit einem Jahr ist Mustier mit französischen Wirtschaftsgrössen wie Bernard Arnault in einem Spac-Vehikel namens Pegasus Europe investiert, das kürzlich in Amsterdam an die Börse ging. Dieses Engagement müsste der 61-Jährige bei einem Wechsel nach Zürich kippen. ► Kandidat zwei – Christian Meissner Der Österreicher Christian Meissner wäre eine interne Lösung. Er war bereits einmal im Gespräch für einen Chefposten, und zwar bei der UBS. Allerdings soll er damals aus der Kurve geflogen sein, worauf Amtsinhaber Sergio Ermotti nochmals eine Ehrenrunde drehte. Meissner gilt als ehrgeizig und hat im US-Banking seine Sporen abverdient. Er war Investmentbank-Chef bei der Bank of America in New York. ► Francesco De Ferrari stünde für einen Strategiewechsel Der Italo-Schweizer Francesco De Ferrari als Gottstein-Nachfolger wäre das Bekenntnis eines Strategiewechsels: weg vom Investmentbanking hin zur globalen Vermögensverwaltung. Er ist seit 25 Jahren im Wealth Management, einen Grossteil davon im Wachstumsmarkt Asien, wo er bestens vernetzt ist. Bei der CS bringt er es auf zwanzig Dienstjahre; Anfang Jahr kehrte er von einem Abstecher zu einem australischen Vermögensverwalter zur CS zurück, wo er das globale Wealth Management übernahm und ad interim als CEO der Region EMEA fungiert. Ihm gefällt zweifellos, dass die CS – nach der UBS – den Schwerpunkt vom Investmentbanking zur Vermögensverwaltung verschiebt. ► Auch der Name von Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti fällt Sergio Ermotti: Ein weiterer Name, der da und dort genannt wird. Der Tessiner ist ein erprobter Allrounder, der das Haifischbecken Unicredit heil überstand und die UBS im Griff hatte. Allerdings gilt er – im Gegensatz zu seinem Nachfolger Ralph Hamers – nicht als digitaler Erneuerer. Vorbild für einen Strassenwechsel wäre Oswald Grübel. Nach zweijähriger Cooling-off-Periode heuerte der ehemalige CS-Chef 2009 bei der UBS an. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sich Ermotti nach dem Swiss-Re-Präsidium wieder eine operative Führungsfunktion antut. Zudem wäre CS-Präsident Lehmann sein ehemaliger Mitarbeiter bei der UBS.

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Wer Thomas Gottstein als Chef bei der Credit Suisse ablösen könnte