Wie Novartis und Sanitas in einer neuen Kooperation gegen die Volkskrankheit Herzinfarkt angehen wollen

Der Pharmariese Novartis und der Krankenversicherer Sanitas wollen in einem Pilotprojekt die Versorgung von Herz-Kreislauf-Patientinnen und -Patienten verbessern. Es ist die erste Kooperation dieser Art in der Schweiz zwischen einer Krankenkasse und einem Pharmaunternehmen. Die Initiative sei von Novartis ausgegangen, sagt Silvia Schweickart. Sie ist die Vorsitzende der Geschäftsleitung von Novartis Pharma Schweiz. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in der Schweiz Todesursache Nummer eins: Jedes Jahr sterben laut dem Bundesamt für Statistik rund 20’000 Menschen an den Folgen von zu hohem Blutdruck beziehungsweise zu hohem Cholesterinspiegel. Konkret entwickeln die Experten und Expertinnen von Novartis und Sanitas ein digitales Tool, das Ärztinnen und Ärzten helfen soll, Risikopatientinnen und -patienten nach den Leitlinien für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu behandeln. Denn noch immer erreichen 60 bis 80 Prozent aller Hochrisikopatientinnen und -patienten nicht die in den Richtlinien festgelegten Cholesterinwerte. Das neue Tool soll die behandelnden Hausärztinnen und -ärzte dabei unterstützen, einfach und standardisiert die wichtigsten Parameter wie Blutdruck und LDL-Cholesterin-Level zu erfassen. Fachliche Mitarbeit zur Entwicklung der Software leistet das Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich. Die Sanitas erhofft sich Einsparungen, denn die Herz-Kreislauf-Patienten und -Patientinnen verursachen die höchsten Behandlungskosten. «Bei Sanitas sind es pro Jahr rund 300 Millionen Franken, insgesamt haben wir Leistungsausgaben von etwa 2 Milliarden Franken», sagt Alex Friedl, der in der Sanitas-Geschäftsleitung für die Bereiche Leistungen und Kundenberatung zuständig ist. «Mithilfe des Behandlungskonzepts wollen wir präventiv wirken und die Häufigkeit der Hospitalisierungen senken. Alle gewinnen: Wir sparen Kosten und die Patientinnen und Patienten haben eine höhere Lebensqualität», erklärt der Sanitas-Manager. Novartis erhofft sich primär einen Image-Effekt. «Novartis hat keinerlei finanziellen Vorteil aus dem Programm», betont Pharma-Chefin Schweickart. «Wir wollen damit unsere soziale Verantwortung unterstreichen – ein Aspekt, der für viele Investoren und Investorinnen an Bedeutung gewinnt.» Finanzielle Anreize für die Ärzteschaft Das neue Tool nützt aber nur dann, wenn es die Hausärztinnen und -ärzte auch wirklich einsetzen. Daher macht der Gesundheitsdienstleister Medbase beim Projekt mit. Die Migros-Tochter betreibt über sechzig medizinische Zentren in der Schweiz. Die besten Spitäler der Schweiz Das Ranking «Beste Fachkliniken der Schweiz 2023» zeichnet die Topspitäler im Land aus. Es entstand in Zusammenarbeit mit dem deutschen Statistikdienstleister Statista. Dabei wurden 270 Kliniken in vier Therapiegebieten bewertet und ausgezeichnet: Rehabilitation, Orthopädie, Kardiologie und Psychiatrie. Die Auswertung basiert auf drei Datenquellen. Erstens auf einer nationalen Online-Umfrage, die Statista zwischen Juni und August in Kooperation mit der «Handelszeitung» und dem Westschweizer Magazin PME bei 4400 medizinischen Expertinnen und Experten durchführte, darunter vor allem Ärztinnen und Ärzte sowie Personen aus dem Klinikmanagement und weiteres medizinisches Personal wie Krankenpflegende. Um zweitens die Patientenzufriedenheit zu eruieren, wurden Daten des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken aus den Fachbereichen Akutsomatik, Rehabilitation und Psychiatrie ausgewertet. Für die medizinischen Kennzahlen wurden drittens Quellen des Bundesamtes für Gesundheit, des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken sowie der Initiative Qualitätsmedizin genutzt. Mehr lesen Sie hier. «Wir verfolgen das Ziel, die im Projekt entwickelten Lösungen aktiv mitzugestalten, damit sie sich in bestehende Betreuungskonzepte einbinden lassen», erklärt eine Medbase-Sprecherin. Jüngst hat sich mit Swica eine weitere Krankenkasse der Kooperation angeschlossen. Doch wie sollen Ärztinnen und Ärzte dazu motiviert werden, das neue Tool tatsächlich zu nutzen? Die Antwort: mit Geld. «Sanitas hat mit 58 Ärztenetzwerken Managed-Care-Verträge, bei denen Qualitätsaspekte in die Vergütung einfliessen», erklärt Sanitas-Manager Friedl. Das gebe der Sanitas einen Hebel, damit in den Praxen das Tool auch genutzt wird. «Wer solche Qualitätsaspekte erfüllt, bekommt rund 30 Franken im Jahr mehr pro Patientin oder Patient», erklärt der Sanitas-Manager. Das neue Tool müsse aber erst in die Managed-Care-Verträge aufgenommen werden. Die Hochschule Luzern begleitet das Projekt Aber braucht es solche finanzielle Anreize? «Wir konnten in Studien zeigen, dass Anreize für Qualitätsindikatoren die Versorgung verbessern», sagt Prof. Thomas Rosemann, Direktor des Instituts für Hausarztmedizin der Uni Zürich. Das sei zum Beispiel in Grossbritannien zu beobachten: «Dort hat die gezielte Vergütung von Qualitätsindikatoren teilweise über 80 bis 90 Prozent Zielerreichung erwirkt», so Rosemann. «Mir ist keine andere Massnahme bekannt, mit der dies auch nur annähernd möglich wäre.» Nächstes Jahr soll es losgehen. Die Macherinnen und Macher des Projekt hoffen, dass dann einige hundert Patientinnen und Patienten beim neuen Monitoringprogramm für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mitmachen. Ob es Erfolg hat, soll die Hochschule Luzern ermitteln, die das Projekt wissenschaftlich begleitet.

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Novartis und Sanitas starten einmalige Kooperation