Impfpflicht: Ein Teil des Swiss-Personals kämpft dagegen

Während Corona besonders wütete und die Fluggesellschaften hart traf, preschte die Swiss International Air Lines (Swiss) zügig vor mit einem Impfobligatorium. Als erste Airline in Europa sogar. Das Motto: Personal, das bei uns fliegen will, muss sich pieksen lassen. Die Ansage kam im Sommer 2021. Das Ergebnis: Seit Dezember 2021 ist kein ungeimpftes Swiss-Personal mehr unterwegs. Swiss-Chef Dieter Vranckx hat sich durchgesetzt. Derweil zog auch Swiss-Schwester Edelweiss Air nach, dort gilt ab 1. März dieses Jahres eine Impfpflicht. Bei Helvetic Airways hingegen gibt es keine Impfpflicht. Drohung mit Gerichtsentscheid Immer wieder formulieren manche Swiss-Mitarbeitende in den Medien ihren Unmut und drängen – falls nötig – auf einen Gerichtsentscheid, wie jüngst auch bei «Inside Paradeplatz» zu lesen war. Formiert haben sich Swiss-Mitarbeitende, die sich «Airliners for Humanity» nennen. «Eine Gruppe von geimpften, ungeimpften, geboosterten, genesenen und leider inzwischen auch bereits gekündigten Mitarbeitenden», wie auf ihrer Webseite steht. Wer konkret hinter dem Online-Angebot steckt, ist unklar. Niemand tritt mit Name in der Öffentlichkeit auf. Eine Anfrage der «Handelszeitung» an die Webseitenmacher blieb unbeantwortet. Doch um wen geht es genau und wie viele Mitarbeitenden sind es? «Wegen des Impfobligatoriums sind voraussichtlich rund 150 Personen von einer Entlassung betroffen», sagt ein Swiss-Sprecher. Es würde aber zum Teil noch ein «Stufenverfahren» laufen. Das bedeutet: Manche Mitarbeitende haben sich für ein ruhendes Arbeitsverhältnis entschieden. Stand Ende Dezember 2021 hatte die Swiss 1286 Piloten und Pilotinnen sowie 3607 Kabinencrew-Mitglieder. Zum Vergleich: Bei Edelweiss wurden bisher keine Kündigungen wegen fehlender Impfung ausgesprochen. Bei weniger als 20 Mitarbeitenden laufe aber noch das Verfahren, so ein Edelweiss-Sprecher. Insgesamt hat Edelweiss 780 Crewmitglieder in Cockpit und Kabine. Bisher keine Klage gegen Swiss Inwieweit eine Gerichtsentscheidung bei den Swiss-Mitarbeitenden tatsächlich ansteht und – vor allem – ob sie Erfolg hätte für die Betroffenen, ist sehr unsicher. Bisher hat es laut der Swiss noch keine Klage wegen des Impfobligatoriums gegeben. «Wir sind davon überzeugt, dass die faktischen, rechtlichen und vertraglichen Grundlagen für die Einführung des Impfobligatoriums für die Crews vorliegen», argumentiert der Swiss-Sprecher. «Das Impfobligatorium ist in den Gesamtarbeitsverträgen des fliegenden Personals bereits geregelt.» Und: Die Swiss wende bei Langstreckenbesatzungen bereits ein Impfobligatorium für die Gelbfieber-Impfung an. Laute Kritik von den Gewerkschaften gab es nicht. Bei Aeropers, der Pilotengewerkschaft, heisst es: Das Impfobligatorium bei der Swiss sei «nach wie vor zweckmässig und nachvollziehbar». Da sich die Situation aber laufend verändere, wie etwa bei Einreisebestimmungen, müsse «man jedoch regelmässig beurteilen, ob diese Massnahme noch verhältnismässig ist». Kapers, die Gewerkschaft der Flugbegleiterinnen und -begleiter, wollte sich zum Impfen gegenüber der «Handelszeitung» nicht äussern. Mehr zum Thema Vor zwei Jahrzehnten startete der Erstflug der Swiss. Ein Blick zurück auf Erfolg und Misserfolg – sowie die Frage, wie es weitergeht. 10 bis 15 Piloten nicht geimpft Mit Blick auf die jüngsten Lockerungen der Corona-Einschränkungen bleibt die Frage, ob das Impfen noch verhältnismässig ist. Die Swiss spricht von «fürsorglichen sowie operationellen Gründen für das fliegende Personal»: «Die unterschiedliche Handhabung geimpfter und ungeimpfter Besatzungsmitglieder und die damit verbundene hohe Komplexität der Einsatzplanung hätten zur Folge, dass auf mittel- und langfristige Sicht kein geordneter Flugbetrieb mehr sichergestellt werden könnte», sagt der Swiss-Sprecher. Einzelne Destinationen und Regionen könnten nicht mehr bedient werden. Das sehen manche Swiss-Mitarbeitende anders. Es sei möglich, Crews auf bestimmten Routen je nach Impfstatus einzusetzen oder eben nicht. Wie zu hören ist, soll es sich bei den 150 Betroffenen bei der Swiss primär um Kabinenpersonal handeln, lediglich 10 bis 15 Menschen aus dem Cockpit hätten sich nicht impfen lassen wollen. Auch für die, die geimpft sind, ist das Thema nicht ausgestanden: Es liege in der Verantwortung jeder und jedes Einzelnen, «jederzeit ein gültiges Impfzertifikat vorweisen zu können und das Zertifikat rechtzeitig vor Ablauf der Gültigkeitsdauer mit einer Boosterimpfung zu verlängern», teilt die Swiss mit. Manche United-Mitarbeitende dürfen zurück In anderen Ländern wie den USA kommt Bewegung in die Sache. Beispiel United Airlines: Das Unternehmen hatte schon früh auf einen Impfzwang gesetzt. Von den 67’000 United-Mitarbeitenden wurden rund 200 Impfgegnerinnen und Impfgegner gefeuert. Doch weitere 2200 Beschäftigte hatten geltend gemacht, dass sie aus religiösen oder medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Diese Menschen wurden in unbezahlten Urlaub versetzt oder arbeiteten ohne Kundenkontakt. Sie dürfen ab dem 28. März wieder in ihre früheren Funktionen zurückkehren. Die übrigen Impfgegnerinnen und -gegner allerdings nicht. Auch wer neu bei United anfängt, muss sich impfen lassen.

Impfpflicht: Ein Teil des Swiss-Personals kämpft dagegen

Wie sich ein Teil der Swiss-Mitarbeitenden hartnäckig gegen die Impfpflicht wehrt