Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?
Mit der Covid-19 Pandemie haben die globalen Finanzmärkte absolutes Neuland betreten und wurden deshalb im Frühjahr auch arg durchgerüttelt. Auch jetzt, noch Monate nach dem Ausbruch, reagieren die Märkte stark auf Nachrichten in Bezug auf die Covid-19 Pandemie.

Sei es im negativen Fall auf die steigenden Fallzahlen und zunehmenden Mobilitätsrestriktionen. Oder im positiven Fall auf erfolgsversprechende Nachrichten in Bezug auf einen Impfstoff. Aufgrund der unterstützenden Massnahmen der Zentralbanken und Regierungen gehen wir davon aus, dass sich die Konjunktur im Verlauf des nächsten Jahres weiter erholen wird. Eine solche Entwicklung würde für den Verlauf der Finanzmärkte unterstützend wirken.

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Diese Prognose ist jedoch mit grossen Unsicherheiten behaftet – niemand weiss, was als nächstes passieren wird.

 

Börseninterview Mobiliar Philippe Bonvin

Philippe Bonvin ist seit 2017 Leiter Portfolio Management bei Mobiliar Asset Management in Bern. Mit seinem Team verantwortet er die Verwaltung der Gruppenvermögen der Mobiliar, verschiedener Pensionskassen und Mobiliar-Anlagefonds.

 

Quelle: ZVG

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Der Trend des Gesamtmarktes ist nach oben gerichtet. Die Hoffnung auf einen baldigen Impfstoff gegen den Covid-19 Virus hat global nochmals zu einem Anstieg der Aktienmärkte geführt. Märkte mit einem grossen Anteil von zyklischen Aktien und Sektoren nehmen dabei eine führende Rolle ein.

Viel wichtiger als eine kurzfriste Prognosen für einen Markt zu erstellen, sollten Anleger jedoch die mittel- und langfristigen Treiber des Aktienmarktes identifizieren und beobachten.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Die expansive Geldpolitik der Notenbanken und die Fiskalprogramme verschiedener Länder haben die Aktienmärkte aus dem Tief im März emporschnellen lassen. Die Auswirkungen dieser Massnahmepakete auf die Finanzmärkte und Realwirtschaft wirken weiter.

Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass der SMI in zwölf Monaten höher steht als heute. Diese Prognose ist mit grossen Unsicherheiten behaftet, die Visibilität ist aktuell sehr gering.

Manche Anleger setzen auf Value-Titel, andere bevorzugen Wachstums-Aktien. Welche der beiden Strategien empfehlen Sie?
Empfehlenswert ist ein Mix aus Wachstum- und Value-Titeln. Unser Anlagestil ist auf Qualität ausgerichtet. Dabei achten wir auf verschiedene Kriterien in der Selektion von Unternehmungen. Ein Kriterium ist die Visibilität der zukünftigen Gewinne einer Unternehmung.

Aus diesem Grund ist unser Portfolio weniger zyklisch aufgestellt als der Markt und neigt zu Wachstums-Aktien hin. Für den mittel- bis langfristigen Investor ergibt sich dadurch ein robustes Portfolio, welches einen hohen Anteil von strukturellem Gewinnwachstum aufweist und im Vergleich zum Markt weniger grossen Kursschwankungen ausgesetzt ist.

Gold kann helfen, die Schwankungen der Performance zu reduzieren.

Die USA haben gewählt, Joe Biden wird neuer Präsident. Sehen Sie drei US-Aktien, die von der neuen Regierung und den Änderungen in Senat und Repräsentantenhaus profitieren könnten?
Noch fast wichtiger als die Frage nach dem zukünftigen US-Präsident ist die Frage, ob der US-Kongress geteilt bleibt. Im Vorfeld der Wahlen wurde damit gerechnet, dass die Demokraten analog dem Repräsentantenhaus auch eine Mehrheit im Senat erreichen würden. Das erscheint zurzeit eher nicht realistisch zu sein.

Nun, unabhängig der politischen Gesinnung und den zukünftigen Machtverhältnissen in Washington D.C. gehen wir davon aus, dass zur Stützung der US-Wirtschaft weitere Fiskalpakete beschlossen werden. Davon profitieren dürfte der Konsumgüterbereich als auch die Baubranche. Auf der anderen Seite dürfte es die Ölbranche unter einem Präsident Joe Biden schwerer haben als unter seinem Vorgänger.

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2021 rückt näher. Wie dürfte sich die Schweizer Wirtschaft im kommenden Jahr entwickeln – und welche Anlagestrategie empfehlen Sie den Investoren?
Aufgrund der Fiskalprogramme gehen wir davon aus, dass sich die Konjunktur im Jahr 2021 weiter erholen wird. Kurzfristig müssen wir jedoch noch mit einem Anstieg von Konkursen und einer höheren Arbeitslosenrate rechnen. Der konjunkturelle Fortschritt wird zu einer Verbesserung der Gewinne bei den Unternehmungen führen.

Ein Teil dieser Gewinnverbesserung ist im Markt heute eingerechnet. Genauso wichtig ist aber die Geldpolitik der Notenbanken. Diese werden ihre expansive Geldpolitik auf unbestimmte Zeit fortführen.

Dies lässt vermuten, dass sich die konjunkturelle Situation auch im übernächsten Jahr positiv entwickeln kann und der Anlagenotstand hoch bleibt. Aus diesen Gründen empfehlen wir den Investoren – im Rahmen ihrer Risikofähigkeit – einen möglichst hohen Anteil an Sachwerten wie Aktien, Gold und Immobilien in ihren Portfolios zu halten.

Gold und Immobilien gelten als gute Ergänzung zu Investitionen in Aktien. Welches Gewicht sollten diese Anlagekategorien in einem Portefeuille von durchschnittlichen Anlegern erhalten?
Grundsätzlich macht ein Portfolio Sinn, das auch auf Stufe Anlageklasse diversifiziert ist. Ganz nach dem Grundsatz, dass Diversifikation die günstigste aller Absicherungen ist. Durch seine Eigenart weist Gold zum Beispiel echte Diversifikationseigenschaften zu traditionellen Anlageklassen auf. Deshalb kann Gold helfen, die Schwankungen der Performance zu reduzieren.

Bei Immobilien wie auch Gold kommt noch hinzu, dass sie gegen Risiken wie Inflation einen partiellen Schutz bieten. Doch wieviel von einer Anlageklasse, sei dies Gold oder Immobilien, in einem Portfolio «vernünftig» ist, kann nicht pauschal gesagt werden. Der Anlagehorizont, die Risikofähigkeit und die Risikotoleranz des Kunden müssen berücksichtigt werden.

Wir bei der Mobiliar investieren aktuell mit unseren MobiFonds Select für Privatanleger zwischen 6 bis 8 Prozent in Gold und 5 bis 8 Prozent in Immobilien. Bei unseren Pensionskassen-Mandaten investieren wir aktuell bis 5 Prozent in Gold und 15 bis 25 Prozent in Immobilien.

Das Interview wurde schriftlich geführt.