Woher die Credit Suisse die Millionen für die neue CS First Boston hat

Beim geplanten Rückbau der Investmentbank der Credit Suisse ist dieser Teil wohl der spektakulärste: die Gründung und Abspaltung der neuen CS First Boston. In die neue Einheit will die CS das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen sowie ihre Dienste zur Aufnahme von Fremd- und Eigenkapital einbringen. Die schrittweise Abtrennung soll in den Jahren 2023 und 2024 erfolgen. Schon heute sucht die CS für die neu zu gründende Investmentbank externe Kapitalgeber. Und ist bereits fündig geworden: Laut Bank-Chef Ulrich Körner hat die CS für ihre neue Investmentbank «einen sehr angesehenen Investor» gefunden, der 500 Millionen Dollar in die neue Einheit einschiessen will. Körner sagte aber weder, wer dieser Investor ist, noch, woher dieser stammt. Die Spur führt in die Schweiz Zumindest mit Blick auf die zweite Frage lichten sich die Nebel. Denn es gibt Indizien dafür, dass dieser Investor aus der Schweiz kommt. «Das Geld für die neue CS First Boston stammt aus der Schweiz», sagt eine Person mit Zugang zu den Entscheidungskreisen der Bank. Eine zweite Person bestätigt die Information. Ein Top-CS-Manager äussert sich dagegen etwas zweideutig: «Es wäre schön, wenn es so wäre.» Die Credit Suisse selbst macht weder zur Nationalität noch zum Namen des Investors Angaben. Aber welcher Schweizer Investor hätte so viel Geld und so viel Investmentbankingwissen, um solch einen Deal zu stemmen? Die naheliegenden Kandidaten winken alle ab: Die Beteiligungsgesellschaft Partners Group versichert, damit nichts zu tun zu haben. Auch Boris Collardi und der ehemalige Hedgefonds-Manager Rainer-Marc Frey erklären auf Anfrage, nicht der mysteriöse Investor zu sein. So heisst es auch aus CS-Kreisen, dass das Geld nicht von einem Investor aus dem Umfeld des Zürcher Bankenplatz käme. Schweizer Geld für eine neu zu gründende US-Investmentbank? Das wäre eine faustdicke Überraschung. Denn das Projekt stösst in Fachkreisen auf Skepsis. Heikle Mittelposition Laut der Investorenpräsentation der CS soll die neue Investmentbank eine Bilanz mit rund 20 Milliarden Dollar risikobasierten Vermögenswerten haben. Pro forma käme die neue CS First Boston auf Einnahmen von gut 2,5 Milliarden Franken. Die neue Einheit soll dem Vernehmen nach rund 2000 Menschen beschäftigen und in New York angesiedelt sein. Damit ist die neue Investmentbank deutlich grösser als die reinen Beratungsboutiqen wie zum Beispiel Lazard Ltd oder Evercore. Aber deutlich kleiner als die Wallstreet-Riesen wie JPMorgan oder Goldman Sachs. Die CS-Führung sieht in dieser Mittelposition einen Vorteil: Die neue CS First Boston sei «globaler und breiter aufgestellt als die reinen Boutiquen», aber «fokussierter» als die grossen marktführenden Investmentbanken. «Meiner Ansicht nach ist die neue CS First Boston zu klein, um im Geschäft mit kreditfinanzierten Übernahmen mitmischen zu können», meint dagegen ein namhafter Schweizer Finanzmanager. Laut Insidern stammt indes der Grossteil des Geschäfts, das in die neue CS First Boston eingebracht werden soll, aus genau diesen Aktivitäten. Kleins Interessenkonflikt Zu reden gibt auch der designierte Chef der neuen CS First Boston: Ex-Citibanker Michael Klein. Er sass bis vor kurzem im Verwaltungsrat der CS und soll einer der Treiber für die Abspaltung der Einheit gewesen sein. Nun amtet er als Sonderberater von CS-Chef Ulrich Körner, um ihm beim Aufbau der neuen Investmentbank zur Seite zu stehen. Sprich: Klein kann sich eine Investmentbank zimmern, an der er sich dann beteiligen und deren Leitung er übernehmen soll. Zudem enthüllte die «Financial Times», dass Kleins eigene Beratungsboutique im Zuge der Abtrennung der CS First Boston mit dieser fusionieren soll. Was nicht nur Analystinnen und Analysten als klaren Interessenkonflikt brandmarken. CS-Präsident Axel Lehmann versuchte, die Wogen zu glätten: Klein habe vor seinem Ausscheiden aus dem Verwaltungsrat nur geholfen, die Faktenbasis für Entscheidungen zusammenzustellen. Bei den betreffenden Abstimmungen sei er in den Ausstand getreten. «Das ist alles sehr gut dokumentiert», versicherte Lehmann. Und den Wert von Kleins Boutique sollen Experten und Expertinnen der Deutschen Bank unabhängig bestimmen. CS haftet für neue Bank «Klein arbeitet nur für den Vorteil einer Partei – und die heisst Michael Klein», sagen dagegen Banker, die mit ihm zusammengearbeitet haben. Und zumindest in der Übergangszeit wird die Credit Suisse die Mehrheit an der neuen CS First Boston halten – und damit für Verluste haften, sollte etwas schiefgehen. Bis auf Weiteres stellt die Credit Suisse auch die Finanzierung ihrer Neugründung sicher. Einer von Kleins wichtigsten Jobs besteht nun darin, vor der geplanten Abspaltung neue Finanzierungsquellen und Kapitalgeber für seine CS First Boston zu finden. Als Vorbild gilt die Investmentbank Jefferies. Diese fährt eine Bilanz von 55 Milliarden Dollar, die Finanzierung stellen aber Drittparteien wie der Versicherer Massmutual sicher. Sollte Klein tatsächlich einen Schweizer Investor für sein Revival-Projekt «First Boston» gewonnen haben, würde das der Glaubwürdigkeit des Vorhabens Schub verleihen. Doch die Bank schweigt hartnäckig – was allein als Zeichen für eine Schweizer Herkunft interpretiert werden könnte, denn hierzulande wird über Geldfragen der Mantel der Diskretion gehüllt.Michael Klein: Der Boss der neuen CSFB Der 59-jährige US-Amerikaner Michael Klein hat fast seine gesamte Karriere bei der Citigroup im Investmentbanking verbracht. In dieser Zeit baute er gute Kontakte zu Investoren aus der Golfregion auf. In der Finanzkrise half er mit, seinem Arbeitgeber eine Kapitalspritze von 7,5 Milliarden Dollar vom Emirat Abu Dhabi zu organisieren. In der Schweiz hatte er zum Beispiel die Fusion der Rohstoffriesen Glencore und Xtrata beraten. Als die Citigroup einen neuen Konzernchef suchte, hatte Klein sich daher Hoffnungen gemacht, doch er wurde übergangen. 2008 verliess er die Citigroup und machte sich später selbstständig. Mit seiner Boutique M. Klein & Company beriet er den saudischen Ölkonzern Aramco bei dessen Megabörsengang. 2018 zog er in den Verwaltungsrat der Credit Suisse ein. Kleins gute Kontakte in die Golfregion gelten als Schlüssel dafür, dass die Saudi National Bank der Credit Suisse knapp 10 Milliarden Franken frisches Kapital bereitstellen will. Im Zuge des Umbaus der CS hat sich Klein aus dem Verwaltungsrat zurückgezogen. Er soll die Leitung der neuen CS First Boston übernehmen.

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Investoren-Millionen für CS First Boston – die Spuren führen in die Schweiz