Volkswagen fährt breit auf am Autosalon in Genf. Es zeigt nicht nur bekannte Modelle mit neuen Features und Updates. Der Wolfsburger Autobauer blickt in die Zukunft voraus und präsentiert gleich in mehreren Versionen, wie das Auto in ein paar Jahren ohne Fahrer auskommen soll.

Neu zeigt VW die Konzeptstudie «Sedric», das komplett ohne Fahrersitz auskommt (siehe Bildergalerie oben). Das von der Konzernforschung entwickelte Elektroauto ohne Lenkrad, Pedale und Cockpit solle als Vorreiter dienen, erklärte Konzernchef Matthias Müller am Montag vor Beginn der Automesse in Genf. «Viele Elemente und Funktionen dieses Concept Cars werden wir in den kommenden Jahren in den Fahrzeugen unserer Marken wiederfinden», ergänzte er.

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Volkswagen will Milliarden Euro investieren

Zugleich werde Volkswagen mehrere Milliarden Euro in die Kerntechnologie des autonomen Fahrens investieren. Die Kräfte im Konzern sollten gebündelt werden. Die in Genf gezeigte Fahrzeugstudie namens Sedric ähnelt äusserlich stärker einem kleinen Schienenbus als einem Auto. Die Räder sind abgedeckt, in die Kabine gelangen die Passagiere durch Schiebetüren.

Ebenfalls zu sehen der gelbe Elektro-Van «Buzz», den VW im Januar das erste Mal der Weltöffentlichkeit präsentiert. Er soll ebenfalls autonom fahren können und scannt seine Umgebung mit zwei 360-Grad-Sensoren auf dem Dach. Statt Rückspiegeln hat der Bully Kameras, mit denen er seine Umgebung wahrnimmt. Im Inneren finden bis zu sieben Personen Platz. Die Insassen bekommen Zusatzinformationen: via Augmented Reality werden Informationen auf die Strasse vor den Van eingeblendet.

Wettrennen gegen Google und Tesla

Den Wettbewerb um das erste autonome Fahrzeug liefern sich derzeit nahezu alle grossen Hersteller. Mit Spannung war jahrelang auch der Entwurf von Google erwartet worden – mittlerweile hat sich der Tech-Riese allerdings darauf zurückgezogen, die Software für das mögliche Auto der Zukunft zu schreiben. Eine Hoffnung dabei könnte sein, dass in ein paar Jahren ähnlich viele Autos Google-Software verwenden wie heute Smartphones das Betriebssystem Android. Weit vorangeschritten ist auch der Elektro-Autobauer Tesla, der kürzlich die neuste Version seines Autopiloten ausrollte.

Viele Experten gehen davon aus, dass das erste autonome Auto innert weniger Jahre serienreif sein wird. Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer rechnet damit, dass die ersten autonomen Fahrzeuge ab 2020 in China fahren werden. Dort sind die gesetzlichen Hürden niedriger als hier. Allerdings wäre es auch in China noch einen Schritt weiter, Fahrzeuge wie «Sedric» auf den Strassen zuzulassen, die komplett ohne Fahrersitz auskommen.

60 neue und neu aufgelegte Modelle

Für das Autogeschäft der Gegenwart plant der VW-Konzern mit seinen zwölf Pkw- und Nutzfahrzeugmarken in diesem Jahr rund 60 neue und neu aufgelegte Modelle. In mittlerweile 37 Kompetenzzentren und so genannten «Digital-Labs» tüfteln Experten an Elektroautos, Mobilitätsdienstleistungen, autonomen Fahrzeugen oder besserer Vernetzung über das Internet. Bis 2025 plant der weltgrösste Autobauer, der mit Abgasmanipulation von Dieselautos den Verbrennungsmotor in Verruf brachte, 30 umweltschonendere Elektroautos.

Der Absatz soll nach 10,3 Millionen Fahrzeugen im vergangenen Jahr 2017 moderat steigen. Den Umsatz will der Wolfsburger Konzern um bis zu vier Prozent steigern (2016: 217 Milliarden Euro) und eine um Sonderfaktoren bereinigte operative Rendite von sechs bis sieben Prozent erwirtschaften. Im vergangenen Jahr lag der Betriebsgewinn bei sieben Milliarden Euro, ohne die erneuten Rückstellungen zur Bewältigung des Dieselskandals und andere Sonderfaktoren erreichte VW einen neuen Rekordgewinn vor Steuern und Zinsen von 14,6 Milliarden Euro.

(Mit Material von Reuters)

Sehen Sie in der Bildergalerie unten die neuen Modelle am Autosalon in Genf:

Redaktorin Caroline Freigang
Caroline Freigangschreibt seit 2019 für den Beobachter – am liebsten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und Konsumthemen.Mehr erfahren