40 Kündigungen am Tag: Die UBS will CS-Banker mit Bar-Boni zum Bleiben bewegen

Vergangenen Mittwoch lud Philipp Wehle, Finanzchef des Wealth Management der Credit Suisse, Freunde und Kollegen zu seinem Abschiedsapéro. 17 Jahre hatte der CS-Manager im Dienste der Grossbank gestanden. Wie Wehle haben zuvor schon zahlreiche CSler der Grossbank den Rücken gekehrt. Und mit jedem guten Mitarbeitenden, der geht, wird die CS für die Käuferin UBS etwas weniger wert. Laut «Blick» würden derzeit bis zu 150 CS-Mitarbeitende ihre Kündigung einreichen – pro Tag. Nach Informationen der «Handelszeitung» sind es eher am 40 Tag, also bis zu 200 pro Woche. Die Credit Suisse erklärt dazu nur, dass die im «Blick» genannte Zahl zu hoch sei, wie viele Kündigungen die Bank erreichen, dazu macht die Bank keine bezifferten Angaben. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person nannte gegenüber der Nachrichtenagentur AWP ähnliche Zahlen. Derzeit träfen wöchentlich 150 bis 200 Kündigungen bei der CS-Personalabteilung ein. Bereits vergangene Woche hatten Bankenkenner gegenüber der AWP erklärt, dass der Markt von Lebensläufen von CS-Mitarbeitenden «überschwemmt» werde – vor allem im Ausland, etwa in Amerika oder Asien. Bar-Bonus nach Übertritt In Wehles früherer Sparte, dem Wealth Management, will UBS-Spartenchef Iqbal Khan nun mit neuen Bonus-Paketen die Talente zum Bleiben bewegen. Laut mehreren Quellen bekommen die CSler einen Bonus in bar geboten, der nach einer bestimmten Frist nach dem Übertritt in die neue UBS ausgezahlt werden soll – laut einer Quelle sei hierbei die Rede von 60 Tagen. Ferner soll dem Vernehmen nach CSlern ein garantierter Bonus für das Jahr 2023 in Aussicht gestellt werden. Diese Boni seien in der Höhe jeweils individuell und zudem auch an gewisse Ziele gekoppelt. «Beim Bar-Bonus geht es nicht um eine wahnsinnig hohe Zahl», meint eine Auskunftsperson. Dieser werde Mitarbeitenden bis zur Stufe Director geboten. Die UBS wollte die Informationen nicht kommentieren. Bonus-Kürzungen sorgen für Frust Die UBS-Führung unter Sergio Ermotti sieht mit einem gewissen Frust, wie andere Banken sich auf die Toptalente der CS stürzen und ihnen die vom Bund gekürzten Bonus-Anteile quasi als Antrittsprämie bieten, wie bereits die «Handelszeitung» berichtet hatte. Daher hat Ermotti öffentlich den CSlern einen Bonus für das laufende Jahr in Aussicht gestellt: «Wir haben intern bei der CS kommuniziert, dass alle Angestellten nach dem Closing der Transaktion UBS-Leute sein werden. Und das rückwirkend ab dem 1. Januar», hat der UBS-Chef Anfang Mai auf der Fachmesse Finanz ´23 gesagt. Sprich, für die Zuteilung von Boni gelten dann für das gesamte Jahr die Regeln der UBS und nicht mehr jene der CS. Dort hatte der Bund eine Bonikürzung verordnet. Je nach Hierarchie-Stufe mussten die CSler drei Bonus-Kürzungen hinnehmen. Zum einen hat der Bund rund 1000 Mitarbeitenden die Boni gekürzt: um 100 Prozent bei der Geschäftsleitung, um 50 Prozent eine Ebene darunter sowie um 25 Prozent bei der zweiten Führungsebene. Diese Kürzung hatte laut Bund ein Volumen von insgesamt 60 Millionen Franken. Der weitaus grössere Schlag für die aufgeschobenen variablen Vergütungen ergibt sich durch den Wertverfall der CS-Aktien. Dieser kostete die CS-Mitarbeitenden über zwei Milliarden Franken, wie der Bund vorrechnete. Ganze Teams werden angeboten Der dritte Schlag war die von der Finma angeordnete Streichung der sogenannten «Contigent Capital Awards» (CCA). Diese aufgeschobenen Bonus-Anteile bekamen Mitarbeitende auf Stufe Director und Managing Director. Die Wertentwicklung der CCA war an die verlustabsorbierenden Wandelanleihen, die AT1-Anleihen der Credit Suisse gekoppelt. Im Zuge des Übernahmedeals erlaubte der Bund der Finma, die AT1-Anleihen abzuschreiben, wodurch der UBS 16 Milliarden Franken neue Mittel zufliessen. Im Zuge dessen ordnete die Finma zudem an, dass auch die CCA wertlos verfallen. Ende des vergangenen Jahres hatten diese CCA-Anteile noch einen Wert von 360 Millionen Franken. Die Streichung der AT1-Anleihen beschäftigt bereits die Gerichte, möglicherweise folgen Klagen von Beschäftigten gegen die CCA-Streichung, wie die «Financial Times» berichtet. Angesichts dieser Bonus-Kürzungen und der noch bestehenden Unsicherheit, wie es mit der Integration weitergeht, sei die Fluchtbewegung bei der Credit Suisse noch nicht vorbei, heisst es von Wettbewerbern. «Zum Teil werden ganze Teams angeboten», sagt ein Manager einer international tätigen Vermögensverwaltungsbank. Von den wichtigen Aufsichtsbehörden steht noch das Okay der US-Börsenaufsicht SEC aus, damit die Übernahme formal vollzogen werden kann. Das wird für Anfang Juni erwartet. Kurz danach will Ermotti dann bekannt geben, wer die Topjobs eine Stufe unterhalb der Geschäftsleitung in der neuen UBS bekommen soll. Die CSler werden mit Argus-Augen darauf schauen, ob hier auch ihre guten Leute zum Zuge kommen, so, wie das Ermotti versprochen hatte.