Ex-ZKB-Chef Scholl engagiert sich bei Startup-Finanzierungen im Verwaltungsrat von Verve Ventures

Was macht eigentlich Martin Scholl? Ende August trat er als Chef der Zürcher Kantonalbank ab – nach 15 Jahren. Seitdem ist es still geworden um den Banker, der für sich die Phase «3.0» seines Lebens ausgerufen hat. Ein erstes Verwaltungsratsmandat hatte Scholl im Februar bei Bélvèdere Asset Management übernommen. Nun hat er ein zweites Mandat im Bereich Startup-Finanzierung: Der Ex-ZKB-Chef zieht in den Verwaltungsrat von Verve Ventures ein. Das Unternehmen wurde 2010 gegründet und kann schon fast als eine Art Supermarkt für Startup-Beteiligungen angesehen werden. Das Ziel: das nächste sogenannte Einhorn zu finden, also Jungunternehmen, die mit mehr als 1 Milliarde bewertet werden. Dazu fahndet das 46-köpfige Team um die beiden Gründer Lukas Weber und Steffen Wagner europaweit nach aussichtsreichen Startups. Über eine Online-Plattform können die bei Verve registrierten Investoren dann Anteile an den ausgewählten Unternehmen zeichnen. «Ich habe Verve in meiner Zeit als ZKB-Chef kennengelernt, die Bank hat sich 2016 an Verve beteiligt. Mit ZKB Startup Finance investiert die Bank zudem selbst in Startups», sagt Scholl im Gespräch. «Mein Einzug in den Verwaltungsrat von Verve heute hat aber nichts mit der ZKB zu tun», betont er. Die ZKB ist mit einem eigenen Vertreter im Verve-VR vertreten. «Ich gehe in den Verwaltungsrat, weil ich einen Beitrag zum Erfolg von Verve leisten will und um zu zeigen, dass ich an das Unternehmen glaube», sagt Scholl. Verve finanziert Climeworks Rund 1500 Investoren und Investorinnen zählt Verve derzeit, sie halten über die Plattform Anteile an 136 Startups. Unter anderem ist das bekannte Cleantech-Unternehmen Climeworks dabei oder das Startup Aktiia, das Armbänder zur permanenten Blutdruckmessung entwickelt hat. Insgesamt haben die Verve-Investoren rund 303 Millionen Franken in solche Beteiligungen investiert. Damit zählt das Unternehmen nach eigenen Angaben zu den zehn aktivsten Venture-Finanzierern in Europa. Neben der Online-Plattform bietet Verve auch klassische Beteiligungsfonds an. «Martin bringt ein grosses Know-how in Sachen Firmenfinanzierungen mit und kann uns zudem dabei beraten, weitere Vertriebspartnerschaften abschliessen zu können», sagt Verve-Co-CEO Lukas Weber. Eine erste Vertriebspartnerschaft hat Verve mit der Privatbank Bergos abgeschlossen. «Deren Kundenberaterinnen und Kundenberater weisen ihre Privatkundschaft auf unsere Investmentmöglichkeiten hin. Die Bank überlässt dabei die finale Investitionsentscheidung den Kunden und Kundinnen», sagt der zweite Verve-CEO Steffen Wagner. Partner Bergos sieht Potenzial Bergos-Chef Peter Raskin ist von Verve ganz begeistert: «Bergos geht es dabei nicht nur darum, unseren Kunden und Kundinnen über Verve eine einfache und einzigartige Möglichkeit für Investitionen in Startups zu eröffnen. Uns ging und geht es vor allem auch um die Wissensvermittlung», sagt der Bankchef. Denn über die angebotenen Startups würden die Kundinnen und Kunden auch erfahren, welche zukunftsrelevanten Themen sich entwickeln. Daher arbeiten Bergos und Verve auch bei der Organisation von Workshops zusammen, um die nächste Investorengeneration für Zukunftsthemen zu sensibilisieren. «Es gibt weitere Banken, mit denen wir über mögliche Kooperationen sprechen», sagt Verve-Manager Weber. Ex-ZKB-Chef Martin Scholl kann hier mit seinem Branchenwissen helfen. Denn für Banken sind ausserbörsliche Investments zunehmend zum Unterscheidungsmerkmal im Kampf um wohlhabende Kunden und Kundinnen geworden. Daher bauen Banken ihr Angebot hier aus. So meldete «Bloomberg», dass Julius Bär 250 Millionen Dollar für einen Beteiligungsfonds einsammeln möchte. Auch Vontobel plant den Ausbau von Private-Equity-Angeboten für seine Privatkunden. Venture Capital, also das Finanzieren von Jungunternehmen, zählt zu den riskantesten, aber langfristig auch rentabelsten Varianten von ausserbörslichen Firmenbeteiligungen. Laut den Daten von Cambridge Associates/Pitchbook warfen europäische Venture-Capital-Fonds pro Jahr in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt eine jährliche Rendite von fast 25 Prozent ab. 2022 war für Startups weltweit ein schwieriges Jahr: Die Zinswende, die makroökonomischen Unsicherheiten und der Ukraine-Krieg sorgten dafür, dass viele Firmenbewertungen stark sanken. Investoren und Investorinnen in der Schweiz scheint das nicht verschreckt zu haben: Im vergangenen Jahr steckten sie fast 4 Milliarden Franken allein in Schweizer Startups, das ist fast eine Milliarde mehr als im Vorjahr. Verve investiert pro Jahr in rund dreissig neue Startups und beteiligt sich an fünfzig Anschlussfinanzierungen. «Die Mindestanlagesumme beläuft sich auf 10’000 Franken, doch zur Risikodiversifizierung sollte man in mindestens zehn bis zwanzig verschiedene Firmen investieren», erklärt Verve-Co-Chef Wagner. Die Investoren und Investorinnen bei Verve sind daher Führungskräfte von grossen Unternehmen oder KMU- oder Startup-Unternehmer. Auch Familiy-Offices greifen auf Verve zurück, um die Anlageklasse Venture Capital abzudecken. «Der typische Verve-Investor investiert 100’000 bis 200’000 Franken im Jahr in vier bis fünf verschiedene Startups», sagt Verve-Manager Weber. Für normale Privatanlegende ist Verve daher nichts, die Plattform akzeptiert nur qualifizierte Anlegerinnen und Anleger, also jene, die über mindestens 500’000 Franken liquides Vermögen verfügen und vertiefte Anlageerfahrung haben. Bedingungen, die Ex-ZKB-Chef Scholl locker erfüllt: Er selbst habe sich über Verve bereits ein Portfolio an rund fünfzig Startup-Beteiligungen aufgebaut, sagt er.

Ex-ZKB-Chef Scholl engagiert sich bei Startup-Finanzierungen im Verwaltungsrat von Verve Ventures

Ex-ZKB-Chef Scholl jagt jetzt Einhörner