Nach Fragen der SEC: Die Credit Suisse muss die Publikation des Geschäftberichts 2022 verschieben

Die Credit Suisse hat die ursprünglich für Donnerstagmorgen angekündigte Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts verschoben. Grund sind kurzfristig eingetroffene Kommentare der US-Börsenaufsicht SEC, welche die Grossbank erst noch genauer abklären will. Die Finanzergebnisse 2022, die am 9. Februar 2023 veröffentlicht wurden, seien davon nicht betroffen, heisst es in einer Mitteilung. Die Credit Suisse schrieb einen Riesenverlust von 7,3 Milliarden Franken und verzeichnete einen Abfluss von 110 Millionen Franken an Kundengeldern. Die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) habe am Mittwochabend Kommentare zur «technischen Bewertung» von vergangenen Revisionen der konsolidierten Kapitalflussrechnungen in den Geschäftsjahren 2019 und 2020 geschickt. Daher habe die CS-Geschäftsleitung entschieden, die Veröffentlichung des Berichts «für eine kurze Zeit» zu verschieben, um die eingegangenen Anmerkungen erst besser zu verstehen. Wann der Geschäftsbericht erscheinen wird, ist noch unklar, die Bank will das so schnell wie möglich nachholen. Es geht auch um Kontrollen Worum geht es genau? Die Credit Suisse hatte im Jahresbericht 2021 mitgeteilt, dass sie bei der Buchung von kurzfristigen Refinanzierungsgeschäften für die Jahre 2020 und 2019 Korrekturen vorgenommen hat. Bei diesen Geschäften hinterlegt die Bank Wertpapiere bei der Notenbank als Sicherheit, um sich kurzfristig Geld zu borgen. Die CS korrigierte diese Bilanzposition für das Jahr 2020 um rund 13 Milliarden Franken, insgesamt umfasst der Posten knapp 100 Milliarden Franken. Unter dem Strich fiel der Cashflow wegen der Umbuchung um 70 Millionen Franken tiefer aus. «Die Bilanzkorrektur, um die es in der Diskussion mit der SEC geht, scheint mir auf den ersten Blick nicht relevant zu sein», meint daher Andreas Venditti, Bankanalyst bei Vontobel. Es gibt allerdings einen zweiten Punkt: Die CS schreibt selbst, dass die SEC der CS auch Kommentare zu den Kontrollen solcher Bilanzpositionen geschickt habe. «Offenbar ist hier die SEC noch nicht ganz zufrieden», so Venditti. Bank-Insider betonen, dass die SEC keine neuen Informationen zur Bilanz habe, sie habe lediglich Kommentare geschickt, die man sich nun genau anschaue. Warum die SEC diese Kommentare so kurzfristig verschickt hat, dazu weiss man auch bei der CS keine Antwort. Der Fall bringt neue Unruhe Selbst wenn der Vorgang an sich sehr technisch ist und für das gesamte Zahlenwerk der CS nur eine untergeordnete Bedeutung zu haben scheint: Für die CS kommt das Ganze zur Unzeit. Denn der Fall «sorgt für neue Unruhe, und die kann die CS derzeit überhaupt nicht gebrauchen», sagt Venditti. Kaum ein Anleger oder eine Anlegerin dürfte tief in die Feinmechanik der Cashflow-Buchungen der Grossbank hinabsteigen. Was hängen zu bleiben droht, ist, dass die CS Ärger mit der SEC wegen ihrer Bilanz hat. Das weiss auch die CS. Daher ist die Bank mit Hochdruck daran, den Vorgang abzuarbeiten und den Geschäftsbericht zu veröffentlichen, um jegliche Zweifel zu zerstreuen. Der Fall ist eine neue Last für die CS-Aktie, sie baute am morgen ihre Verluste auf rund sechs Prozent aus. Erst vor kurzem machte die Bank Schlagzeilen wegen der Äusserungen von Bankpräsident Axel Lehmann. Dieser hatte Ende Jahr gesagt, die Abflüsse von Kundengeldern hätten sich stabilisiert – tatsächlich gingen sie auch im vierten Quartal weiter. Laut «Reuters» schaut sich nun die Schweizer Finanzaufsicht Finma den Fall an. Mehr zum Thema Wie Pannen die Sanierung der Credit Suisse erschweren Welche Bank von der CS-Krise profitiert und welche nicht Wie Lex Greensill die Credit Suisse ins Elend trieb (mit Agenturmaterial)

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Was hinter der Verschiebung des CS-Geschäftsberichts steckt