Okay, Zoomers – wie holt man euch aus der Komfortzone?

Mein Release Date macht mich zum Grenzfall. Mal stempeln mich Generationenforscher als Vertreter der Generation X ab, dann wieder brandmarken sie mich als Babyboomer. Was in beiden Fällen bedeutet: uralt im Vergleich zur Knusper-Kohorte der Generation Z. Woraus folgt: Mit Jahrgang 1965 bin ich ideales Zielgruppenmaterial für ein Buch über das Wesen der Menschen zwischen 12 und 27, die sich aufmachen, die Arbeitswelt und den Planeten rundherum zu rocken. Kann dieses Buch mein Wissen über die «Zoomers» mehren? Zu Beginn sieht es nicht gut aus. Was ich eh schon weiss, wird mir seitenlang immer wieder um den grauen Bart geschmiert: Wie endkrass Online-affin die Kids sind, die quasi ihren Zweitwohnsitz im Internet haben. Wie sie nach Sinnhaftigkeit, Diversity und Authentizität streben, wie cringe sie konventionelle Karrierewege finden, dass sie nicht mehr Zeitungsleser, sondern Tiktoker sind. Sorry, Tiktoker:innen natürlich. Und wie die Wirtschaft heftigst buhlen muss um die jungen Talente, weil die Generation Babyboomer bald in die Rente abrauscht. Alles bekannt. Abgefrühstückt. Vieles, was im Buch zur Generation Z ausgebreitet wird, gilt so wohl für den Umgang mit jeder neuen Generation: ehrliches Interesse zeigen, zuhören, sich einlassen auf andere Denkweisen. Schon die Nachkriegsgeneration war gut beraten, sich den Babyboomern auf diese unvoreingenommene Art zu nähern. Und die Generation Z sollte es dereinst ebenso mit der nachrückenden Generation Alpha halten. Das sagt eine Vertreterin der Generation Z zum Buch: Rezension von Olivia Ruffiner: Was Pippi Langstrumpf mit der Gen Z zu tun hat Spannender wird es im Buch, wenn Kaderleute berichten, wie sie in ihren Betrieben mit der Generation Z umgehen. Hier wird ein Thema mit hoher Relevanz erläutert: Wenn die Jungen mit ihren turmhohen Ansprüchen auf die gefühlte Niedrigkultur der angestammten Arbeitswelt prallen, müssen sich Chefinnen und Chefs etwas einfallen lassen. So erfährt man, wie Unternehmen ein «Challenger Board» einführen, das die «jungen Wilden» in die Prozesse einbaut. Oder wie altgediente Kader die Jungen nicht nur per Mentoringprogrammen einfuchsen, sondern per «Reverse Monitoring» ihrerseits von den Kids lernen. Oder wie sich C-Level-Leute mit Zoomern beim Frühstück austauschen und dabei den gemeinsamen Ideengarten bewässern. Für das ganze Buch gilt: Von «A» wie Ansprüche und Arbeitsethos bis «Z» wie zukunftsgerichtetes Wofür erfahre ich in den Shrink-Kapiteln von jeweils fünf Seiten einiges. Wobei mir ein wichtiges «K» fehlt. Das «K» für Komfortzone oder Konfliktfähigkeit. Wie motiviert man die Generation Z am Arbeitsplatz, wenn bezüglich Purpose mal nicht alles so grossartig läuft, wie das seitens der Zoomers eingefordert wird? Wie holt man die Generation Zukunft dann aus der Komfortzone raus? Dieses Manko könnte mich ärgern. Soll ich ein paar gehässige letzte Zeilen dazu formulieren? Lieber nicht. Aufgepeitscht von den vielen Aufrufen im Buch zum Entrepreneur- und Intrapreneurship mache ich hier eine Marktlücke aus. Und wechsle vom Altvogel- in den Early-Bird-Modus: als Influencer für Gen-Z-Konflikte am Arbeitsplatz. Das habe ich gelernt: Wörter wie Chillaxen (Mix aus Chillen und Relaxen) und Reverse Mentoring (wenn Junioren die Senioren coachen). Das habe ich vermisst: Hintergründe, Erfahrungen und Strategien zur Konfliktbehandlung im Umgang mit der Generation Z. Diesen Personen empfehle ich das Buch: Vorgesetzten, die sich ein Basiswissen zur betriebsinternen Hege und Pflege der Generation Z aneignen wollen.