Rotary goes woke: «Wir sind unglaublich divers, aber bei den Frauen und den Jungen müssen wir stärker werden»

Sie sind die erste Frau an der Spitze von Rotary. Wie wird man Präsidentin von Rotary International? Indem man sich bewirbt. Ich habe mich vor zweieinhalb Jahren für die Position beworben und wurde von einem internationalen Panel mit 17 Mitgliedern interviewt. Zu dieser Zeit waren sechs Kandidaten und Kandidatinnen im Rennen. Danach wurde ich kontaktiert und man sagte mir, dass die Wahl auf mich gefallen sei. Weil es endlich mal eine Frau sein musste? Nein, nach der Wahl wurde mir durchs Band von Panel-Mitgliedern gesagt: Du wurdest nicht gewählt, weil du eine Frau bist, sondern weil du die beste Kandidatin warst. Das war wichtig für mich. Denn wir sind als Organisation an einem Punkt angelangt, an dem wir die Diskussion über Gender anders, authentischer, führen müssen, und an dem wir schauen müssen, dass wir bei unseren Mitgliedern zu einer besseren Balance zwischen Männern und Frauen finden. Jennifer Jones – Rotarierin der ersten Stunde Die Kanadierin Jennifer Jones ist seit 1996 Mitglied des Rotary Club Windsor-Roseland, Ontario, in Kanada. Seit dem 1. Juli 2022 ist sie die erste Präsidentin von Rotary International, mit 1,4 Millionen Mitgliedern einer der grössten Service-Clubs der Welt. Von Beruf ist sie Journalistin, ihre eigene Medienproduktionsfirma Media Street Productions hat sie kürzlich verkauft, um sich ganz ihrer Präsidentschaft widmen zu können. Die studierte Juristin ist Trägerin zahlreicher Ehrungen, darunter der Peace Medal von YMCA, des Christlichen Vereins junger Menschen, der grössten Jugendorganisation der Welt, und der Queen's Diamond Jubilee Medal, einer Medaille, die aus Anlass des 70-Jahr-Jubiläums der Thronbesteigung der inzwischen verstorbenen Königin Elisabeth II verliehen wurde. Im Mai 2020 führte sie ein virtuelles Spendenevent zur Bekämpfung von Covid-19 durch. Jennifer Jones ist mit Nick Krayacich verheiratet, einem Hausarzt. Das Paar reist gerne, fährt Bike, golft und entspannt sich im familieneigenen Cottage. Wie sieht es denn aus mit der Diversity bei Rotary? Ich stelle mir eine Runde mit grauhaarigen Männern in ihren Sechzigern und Siebzigern vor. Wie falsch liege ich? Rotary zählt 1,4 Millionen Mitglieder weltweit, und wir sind unglaublich divers, was Kultur, Religion, Politik oder Nationalität angeht. Das ergibt sich allein schon daraus, dass es uns in mehr als 200 Ländern gibt. Wir bringen Menschen mit unterschiedlichsten Backgrounds zusammen, im Interesse eines höheren Zieles. Das ist unsere Stärke. Aber beim Geschlecht müssen Sie besser werden. Und bei den jungen Mitgliedern. Daran arbeiten wir hart. Frauen stellen 50 Prozent der Weltbevölkerung. Und unsere Organisation muss unsere Gesellschaften widerspiegeln. Das ist auch ein Business Case. Wenn Sie bei Ihrem Marktanteil schlecht abschneiden, dann brauchen Sie eine Strategie, um diesen zu verbessern. Und daran arbeite ich. Bei wie viel Prozent Frauen stehen Sie denn? Global gesehen sind 26 Prozent unserer Mitglieder Frauen. In Nordamerika und in vielen Teilen Europas sind es etwas um die 25 Prozent, in anderen Ländern der Welt etwas weniger. Es geht nicht nur darum, «trendy» zu sein. Wir sprechen viel über Inklusion und Ausgewogenheit. Diversität ist der Schlüssel zum Erfolg. Nur wenn unterschiedliche Menschen in einer Organisation sind, dann finden wir Lösungen für Probleme, an denen selbst Regierungen scheitern; wie etwa die Ausrottung von Polio, unser wichtigstes Projekt. Wir müssen die Welt durch verschiedene Linsen anschauen, wenn wir die Welt verändern wollen. Wenn wir alle Feuerwehrleute, Journalistinnen oder Ärzte wären, dann hätten wir alle die gleiche Perspektive und das ist nicht gut. Rotary ist nicht gerade ein «early mover», was Frauen angeht. In den USA brauchte es sogar ein Urteil des Obersten Gerichtshofs, um die Organisation auf den Pfad der Tugend zu bringen. Das ist richtig. Das war 1987. Ich habe in den achtziger Jahren Rotary-Meetings als Radiojournalistin besucht. Ich berichtete darüber, wenn bedeutende Persönlichkeiten in der Stadt waren. Da waren Frauen noch nicht zugelassen. Wie haben Sie das erlebt? Ich fand das alles ziemlich einschüchternd, um ehrlich zu sein, als junge Frau. Und heute gehören einige der Männer, die ich damals traf, zu meinen liebsten Freunden. Seit wann sind Sie dabei? Seit 1996. Ich wurde vom Manager des lokalen Kabelfernsehens zu einem Meeting eingeladen. Und ich kam rein und sah einige Leute, die ich kannte, andere kannte ich nicht, und ich hatte sofort das Gefühl, hier bin ich zu Hause. Es war ein guter Ort. Dass die Organisation quasi zu ihrem Glück gezwungen werden musste, hat Sie nicht abgeschreckt? Nein. Aber es ist schon so: Wir haben noch einen Weg zu gehen, damit der Frauenanteil höher wird. Und ich sehe meine Aufgabe als Präsidentin auch darin, mit den Stereotypen zu brechen und Barrieren abzubauen. Damit sich andere Leute – und damit meine ich nicht nur Frauen, sondern auch Männer – sagen können: Wenn sie das kann, dann kann ich das vielleicht auch. Rotary ist nicht nur vor allem männlich, sondern auch eher etwas für Anwälte, Ärzte – für den mittleren bis oberen Mittelstand eben. Richtig? Das hat damit zu tun, dass wir führende Figuren in unseren Communitys sind. Rotarier und Rotarierinnen haben einen «purpose», wir sind Leute mit Einfluss und wir packen Dinge an. Das heisst: Ja, wir brauchen den Top-CEO, weil er uns Türen aufmacht. Aber das ist nicht alles. Eine führende Figur kann auch ein junger Mensch in seinen Zwanzigern sein, der eine Stimme, der ein starker Motivation sein kann. Wir möchten ein möglichst breites Spektrum abdecken. Wir wollen das Beste der Menschheit abdecken. Ist die Rotary-Präsidentschaft ein Vollzeitjob? Well, für mich es einer. Ich habe in der Tat vor einem Monat meine Firma verkauft, eine Medien-Produktionsfirma. Ich hatte schon seit zehn Jahren Leute, welche die Firma für mich führten, damit ich mich auf mein Rotarier-Leben konzentrieren konnte. Nun habe ich mich ganz von meinem Unternehmen getrennt. Mein Mann, er ist Arzt, hat seine Praxis aufgegeben und ein Sabbatical genommen, um mich während meiner Präsidentschaft begleiten zu können. Bei Rotary ist es so, dass der Präsident oder die Präsidentin nach Chicago umzieht, wo sich unser Hauptsitz befindet; ebenso wie der designierte Präsident, die designierte Präsidentin. Das heisst, Sie sind sogar von Ontario in Kanada, wo Sie herkommen, nach Chicago umgezogen. Ja, und unsere Hündin haben wir bei sehr lieben Freunden gelassen. Sie reist nicht mit? Nein. Ich wünschte, sie würde. Aber das geht nicht. Wie gross war der Schock, den die Pandemie der Organisation versetzte? Das ist interessant. Unsere Mitgliederzahlen sind während der Pandemie sogar gestiegen. Das ist kontraintuitiv zu dem, was man denken würde. Ich denke, das hat damit zu tun, dass die Leute stärker nach Sinn suchten. Und unsere Organisation schafft die Möglichkeit, persönlich zu wachsen, sich zu entwickeln und Gutes zu tun. Das kam den Menschen entgegen in einer Zeit, in der die Welt sozusagen stillstand. Wir haben sehr viel gemacht in der Pandemie, wir haben Gelder gesammelt für Beatmungsgeräte oder für die Bekämpfung von Nahrungsmittelknappheit. Das gab uns die Möglichkeit, uns auf positive Dinge zu konzentrieren, und ich denke, das ist etwas, das wir alle auch jetzt gut gebrauchen können. Und, hält der Trend nach oben an? Ja, wir haben 1100 Mitglieder in der Ukraine und wir sehen, dass neue Mitglieder zu den Clubs stossen, gerade jetzt, im Krieg. Wir haben als Organisation gleich zu Beginn des Kriegs sehr schnell 15,5 Millionen Dollar gesammelt und dank unseren Mitgliedern in der Ukraine wussten wir genau, was am meisten benötigt wurde, etwa Unterkünfte für Mütter und Kinder und Nahrungsmittel. Wir wollen niemandem unsere Sicht der Dinge aufzwingen, wir schauen vor Ort, was gebracht wird. Zudem bin ich überzeugt, dass Hunderte Millionen von einzelnen Clubs und Mitgliedern kamen, die direkt in die Ukraine gespendet wurden. Braucht es noch immer eine Einladung, um Mitglied von Rotary zu werden? Grundsätzlich schon. Oft sind es unsere Mitglieder, die Freunde oder Kolleginnen haben, von denen sie denken, dass sie gute Mitglieder von Rotary wären. Es kommt aber auch vor, dass jemand auf uns zukommt und sagt: Ich wäre interessiert, Teil der Organisation zu werden. Und dann schauen wir, ob diese Person zu uns passen könnte. Sprechen wir über Networking: Drei Dos and drei Don’ts. Baue dein Netzwerk und deine Welt aus. Betrachte Networking als eine Möglichkeit, dich persönlich zu entwickeln und Leute zu finden, die von unserer Organisation begeistert sind. Und die Don’ts? Das ist der schwierigere Teil. Vielleicht: Wirf dein Netz nicht zu weit, suche Qualität, nicht Quantität. Oder: Pass auf, mit wem du netzwerkst. Das ist der Vorteil bei uns. Wir vertrauen einander in einem hohen Ausmass. Wenn Sie durch ein Land reisen und einen Rotary Club besuchen, dann können Sie davon ausgehen, dass diese Leute ähnlich denken wie Sie. Und als Letztes: Sei nicht zu offensichtlich, konzentriere dich nicht zu sehr auf das, was beim Netzwerken für dich herausschaut, sondern auf das, was Zusammenarbeit bewirken kann. Rotary war aber immer auch der Ort, wo Karrieren und Geschäfte gemacht wurden. Ist das noch immer der Fall? Unbedingt. Das hat in den vergangenen Jahrzehnten in einigen Gegenden der Welt einen negativen Touch bekommen, doch das ist noch immer eine unserer Stärken. Das ist nicht alles bei Rotary, definitiv nicht, aber Karriere und Geschäft sind wichtig. Ich habe das selber erlebt. Auch meine Firma bekam Aufträge, weil jemand bei Rotary auf mich zukam und sagte: Ich vertraue dir, mir gefällt, wofür du stehst, und ich möchte mit dir Geschäfte machen. Das ist eine gute Sache. Dafür sollten wir uns nicht entschuldigen. Wie gut ist die Schweiz als Standort für Rotary? Wir haben 12’000 Mitglieder in der Schweiz. Und aus den Gesprächen mit Mitgliedern hier in Basel weiss ich, dass es einige extrem lebendige Clubs gibt, die grossartige Dinge machen. Was gibt es denn in einem reichen Land wie der Schweiz noch zu tun für Organisationen wie Rotary? Wir sind Leute, welche die Dinge anpacken, und für solche Leute gibt es immer etwas zu tun. Flüsse reinigen zum Beispiel oder Parks. Auch in reichen Ländern gibt es Herausforderungen und unsere Aufgabe ist es, diese zu identifizieren und zu helfen. Zudem haben wir bedeutende internationale Projekte, die wir finanzieren, wie etwa sauberes Wasser, Analphabetismus bei Kindern, Gesundheit von Mutter und Kind, Umwelt oder Frieden. Unsere Aktivitäten stehen im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Wie ist die geographische Verteilung? Wo ist Rotary stark, wo gibt es noch Luft nach oben? Am meisten Mitglieder haben wir immer noch in den USA. Doch Afrika und Asien holen kräftig auf. Für viele, vor allem auch jüngere Menschen, macht eine Mitgliedschaft Sinn, was dazu führt, dass die Mitgliederzahlen in diesen Ländern ziemlich schnell nach oben gehen. Dafür geht es in Europa und in beiden Amerikas bergab? Nicht generell, aber in einigen Gegenden in Europa, den USA, Kanada und Australien nehmen die Mitgliederzahlen ab, ja. Das hat auch mit der Demographie der Mitgliederschaft zu tun. Sie tun sich schwer damit, in den reifen Ländern junge Leute für sich zu gewinnen? Ich würde nicht sagen, wir tun uns schwer damit. Wir definieren neu, wie eine Mitgliedschaft bei Rotary aussieht. Jüngere Leute wollen dazustossen und etwas bewegen. Die Frage ist: Wie gelingt es uns, diese Erfahrung zu kreieren? Die Konkurrenz ist hart. Jüngere Leute sind damit beschäftigt, ihre Karrieren aufzubauen, sie haben Familie und vielleicht noch Eltern, die alt werden und um die sie sich kümmern müssen. Da müssen Sie schon etwas bieten. Gemeinnützige Arbeit muss attraktiv sein, richtig. Und wir verbringen viel Zeit damit, uns zu überlegen, wie wir das erreichen können und wie wir jüngeren Menschen klarmachen können, dass Rotary eine grossartige Gelegenheit ist, sich beruflich und persönlich zu entwickeln. Bei uns kann es sein, dass sie im Meeting neben jemandem sitzen, der ein unglaublich erfolgreicher CEO ist oder jemand, dem sie unter anderen Umständen mehrere 100 Dollar bezahlen müssten, um seinen Rat einzuholen. Welches ist der exotischste Ort, an dem es einen Rotary Club gibt? Wir hatten einen Club in der Antarktis, buchstäblich im Nirgendwo, mitten im Eis. Wir haben 46’000 Clubs weltweit, wir haben auf jedem Kontinent einen Fussabdruck. Nennen Sie mir den Namen eines Ortes und ich bin sicher, es gibt einen Rotary Club. Wir sind wirklich überall präsent, selbst in den abgelegensten Gegenden, von der Insel im Südpazifik bis zur Ostsee. Zudem: Ich würde das nicht als exotisch bezeichnen, aber ich weiss, dass es Rotary Clubs in Flüchtlingscamps gibt. Zu Beginn meiner Präsidentschaft reiste ich zwei Wochen quer durch Kanada, vom hohen Norden in den Süden, vom Westen in den Osten. Da gab es Gemeinden nördlich des Polarkreises, da gab es zwar keinen Clubs, aber es gab Leute, die von unserer Tätigkeit profitierten. Und welches ist der abgelegenste Ort mit einem Rotary Club, den Sie jemals besucht haben? Das war vermutlich ein Dorf ganz hoch im Norden Norwegens. Es war faszinierend, da zu sein, drei Tage in fast kompletter Dunkelheit, und eine Rotarierin zu finden, die uns herumführte und uns in ihr bevorzugtes Restaurant ausführte. Und herauszufinden, dass ihr Sohn Austauschstudent war, nur ein paar Stunden von unserem Zuhause in Kanada entfernt. Also nahmen wir einen Koffer voller Weihnachtsgeschenke für ihren Sohn mit nach Hause. Auch das ist Rotary. Machen wir ein bisschen Namedropping. Welches sind die aktuell bekanntesten Rotarier? Da fallen wir vor allem zwei Namen ein: König Charles und Bill Gates. Bill Gates gehört vermutlich zu denjenigen, die ihre Mitgliedschaft bei Rotary am effektivsten nutzten. Denn er etablierte eine Verbindung zwischen seiner Stiftung und unserer wichtigsten Priorität, der Eliminierung von Polio. Historisch gibt es sehr viele berühmte Rotarier, Winston Churchill war Rotarier oder John F. Kennedy. Sie stehen bei den jüngeren Menschen nicht nur in Konkurrenz mit Karriere und Kindern. Wenn ich heute das Wort Networking höre, dann denke ich an Linkedin, allenfalls noch Twitter und Facebook. Wo ist da noch Platz für eine Organisation wie Rotary? Wir bezeichnen uns oft als das erste soziale Netzwerk. Es ist wunderbar, auf Linkedin oder anderen sozialen Netzwerken zu sein. Aber nichts kann den persönlichen Kontakt nicht ersetzen, Seite an Seite an einem Projekt zu arbeiten. Das kann man nicht einfach mal so auf die Schnelle auf einem Social-Media-Kanal machen. Die Stärke der sozialen Medien besteht darin, dass sich die Leute von Fall zu Fall um ein bestimmtes Thema, ein bestimmtes Projekt gruppieren und dass die Gruppen offen sind. Rotary dagegen ist eine geschlossene Gesellschaft. Ist das wirklich noch zeitgemäss? Wir haben einen anderen Approach. Wir sind eine internationale Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Probleme zu lösen. Zudem haben wir einen hohen Standard und wir sind einem hohen Grad an Integrität verpflichtet, und dafür braucht es eine feste Organisation. Das ist einzigartig. Und was ist Ihre Agenda für Ihre Präsidentschaft, von der Stärkung des Frauenanteils einmal abgesehen? Ich werde meine Stimme vor allem dafür einsetzen, zu erzählen und zu dokumentieren, was wir tun; mithilfe von Einflussnahmen auf sozialen Medien oder bekannten Persönlichkeiten vor Ort. Denn ich bin überzeugt, dass dies die beste Methode ist, um die Menschen für uns zu begeistern, nicht nur, damit sie für uns Geld spenden, sondern auch, damit sie sich uns anschliessen und damit unsere Mitgliederzahl stabil bleibt. Die Leute sollen sehen, das Rotary eine Erfolgsgeschichte ist. Also keine grösseren Justierungen bei der Strategie der Organisation? Wichtig ist die Kontinuität der Führung und in der Strategie. Unsere Präsidentschaft dauert ein Jahr. Es macht keinen Sinn, jedes Jahr eine neue Agenda aufzusetzen. Wir müssen langfristige Ziele verfolgen. Da geht es um Fragen wie: Welche neuen Partnerschaften wollen wir eingehen? Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten für unser Projekt zur Eliminierung von Polio mehr als 2,6 Milliarden Dollar Spendengelder eingesammelt. Wir setzen uns bei den Regierungen dafür ein, dass sie die Immunisierung von Kindern gegen Kinderlähmung prioritär behandeln. Wir haben Mitglieder, die vor Ort reisen, um Kinder zu immunisieren. Wie nah sind Sie dem Ziel der Eliminierung von Polio? Nächstes Jahr könnte es so weit sein. Dann braucht es nochmals drei Jahre Immunisierung, bis man sagen kann: Die Welt ist frei vom Polio-Virus. Im Moment gibt es dreissig Fälle in Afghanistan und Pakistan. Unglücklicherweise gab es in Pakistan diese schreckliche Flut und wir mussten pausieren. Trotzdem wissen wir genau, wo die Fälle sind und wie die Ausbreitung eingedämmt wurde. Wir sind der Sache näher als je zuvor. Die Wissenschaft sagt uns, dass die Chancen sehr gut stehen. Und was wird das nächste grosse Projekt sein? Das ist eine gute Frage, die uns auch von den Mitgliedern immer wieder gestellt wird. Im Moment liegt unser Fokus darauf, Polio zu erledigen. Wir müssen den Fuss auf dem Gas behalten. Das ist unsere Priorität. Wir haben mitgeholfen, in mehr als siebzig Ländern eine Infrastruktur der öffentlichen Gesundheit zu kreieren. Und da geht ja nicht nur um Polio, sondern auch um Masern und andere Infektionskrankheiten. Ich persönlich glaube, dass es eine gute Sache ist, wenn wir als Rotary eine grosse Initiative haben. Das zeigt, was wir als Organisation bewirken können. Warum Rotary Rotary heisst Der erste Rotary Club wurde am 23. Februar 1905 von Paul P. Harris gegründet. Der junge Anwalt war neu in der Stadt und auf der Suche nach Freunden. Der Name Rotary ergab sich dabei aus der Praxis, dass sich die «Freunde» jeweils im Rotationsverfahren in den Büros der Mitglieder trafen. Bis heute ist es das Ziel der Vereinigung, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Berufe zum zusammenzuführen, um daraus lebenslange Freundschaften entstehen zu lassen. Zudem ist Rotary eine bedeutende humanitäre Organisation, die in der Lage ist, innert kurzer Zeit beachtliche Beträge zu spenden, wie sich während der Pandemie zeigte.

Rotary goes woke: «Wir sind unglaublich divers, aber bei den Frauen und den Jungen müssen wir stärker werden»

«Bei den Frauen und Jungen müssen wir stärker werden»

Sie sind die erste Frau an der Spitze von Rotary. Wie wird man Präsidentin von Rotary International?

Weil es endlich mal eine Frau sein musste?