Blockchain-Projekte aus Zug zählen zu den grössten Hoffnungsträgern, kamen im Abverkauf der Kryptowährungen aber ordentlich unter die Räder. Wurden für Polkadots Währung Dot Mitte Mai noch 47 Dollar bezahlt, wechselte ein Dot zuletzt für weniger als 12 Dollar den Besitzer.

Die Polkadot Foundation hat genauso wie die Stiftungen von Tezos, Cardano oder Ethereum ihren Hauptsitz in Zug. Polkadot zählt wie Cardano zu den Ethereum-Rivalen, den sogenannten «Challenger-Projekten». Cardanos Kryptowährung ADA hat sich im Abverkauf genauso wie Ethereum im Wert halbiert. Der Kurs von Tezos krachte von 5.70 auf weniger als 2 Dollar ein.

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Den einen Auslöser für den Abverkauf gibt es nicht. Für Experten ging die vorhergehende Hausse zu schnell und zu weit. «Der Markt war überbewertet», sagt Désirée Velleuer, CEO der Crypto Consulting AG.

Bei Polkadot und Cardano würden anders als bei Ethereum noch keine Gebühren generiert, weshalb die Erwartungen für die Zukunft den Preis bestimmten. «In unsicheren Zeiten werden solche Projekte besonders in Mitleidenschaft gezogen», weiss die Kryptoexpertin. Die Verbannung von «Minern» aus China und die Diskussion um den Energieverbrauch von Bitcoin kamen noch dazu.

Rund 960 Blockchain-Unternehmen haben in der Schweiz und Liechtenstein ihre Zelte aufgeschlagen, die Hälfte davon im Blockchain-Mekka Zug. Das Projekt Tezos hat bei CVLabs, dem Co-Working Space von CV VC, ein ganzes Stockwerk gemietet. Auch Cardano ist dort einquartiert.

Abverkauf

Die Kryptowährung verlor drei Viertel ihres Wertes.

Polkadot Kurs
Quelle: Coingecko

Olaf Hannemann ist Co-Gründer und Chefanleger von CV VC, die nicht nur Räumlichkeiten an Start-ups vergibt, sondern vor allem in sie investiert. 30 Firmen aus 17 Ländern befinden sich im Portfolio. Gemäss Hannemann ist die Stimmung in der Zuger Blockchain-Community trotz der Korrektur sehr gut: «Die gesamte Industrie ist nach wie vor extrem vom langfristigen Erfolg der Technologie überzeugt. Die meisten Start-ups sind auch nur bedingt vom Auf und Ab an den Kryptomärkten betroffen», sagt Hannemann. Wichtig sei, dass die Projekte nicht gestoppt würden und sich die auf der Blockchain basierenden Anwendungen weiterhin verbreiteten.

Das gelte grundsätzlich auch für die Blockchains mit eigener Währung. Diese dient dazu, den Betrieb der Blockchain aufrechtzuerhalten. Geht es nach Hannemann, sind die technologischen Versprechen bei Projekten wie Polkadot oder Cardano gross.

«Sie sind jedoch nur dann erfolgreich, wenn sie genug attraktive Projekte auf ihre Protokolle bringen. Sie durchlaufen derzeit eine entscheidende Skalierungsphase, und das unabhängig davon, ob ADA (Cardano) 50 Prozent korrigiert.»

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Ethereum hat im Vergleich zu den Rivalen Polkadot, Cardano, Solana oder Polygon einiges an Boden aufgeholt. So stehen immer mehr sogenannte Layer-2-Lösungen, die auf Ethereum basieren (wie Optimism oder ZkSync) bereit.

Hatten Polkadot und Cardano bisher von den hohen Gebühren auf der Ethereum-Plattform profitiert, geht dieser Vorteil nun verloren. Bei Layer-2-Lösungen liegen die Kosten im Vergleich zu bisher bei einem Zehntel bis zu einem Hundertstel.

Die aktuelle Schwäche bei den Kryptowährungen wird von den Experten nur als vorübergehend eingestuft. «Der Kryptomarkt hat rund 60 Prozent korrigiert, wir fangen an, unsere Anlagen wieder hochzufahren», sagt Expertin Désirée Velleuer.

Spannende Investitionsmöglichkeiten sieht sie aber weniger bei den Ethereum-Rivalen aus Zug als bei Blockchain-Projekten aus dem dezentralen Finanzbereich wie Sushi oder Synthetix.

Erich Gerbl
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