Erstmals in der Geschichte der Schweizer Uhrenindustrie hat ein Unternehmen die Schallmauer von 9 Milliarden Franken Umsatz durchbrochen. Es ist – natürlich! – Rolex. Die dominierende Firma der Branche hat 2022 gemäss den jüngsten Schätzungen von Morgan Stanley und Luxeconsult 9,3 Milliarden Franken umgesetzt (siehe Grafik). 2021 waren es noch 8,05 Milliarden. Rolex hat damit seine Verkäufe um 15,5 Prozent gesteigert und den Vorsprung auf die Verfolger Cartier und Omega ausgebaut. Mit einem Umsatzplus von gut 1,25 Milliarden Franken im letzten Jahr vereint Rolex unter den 25 grössten Uhrenmarken rund einen Drittel des Verkaufswachstums auf sich allein.

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Geht das Wachstum bei Rolex in einem ähnlichen Tempo weiter – und nichts deutet darauf hin, dass sich das Momentum der Marke abschwächen würde –, stösst die Marke in Sphären vor, die sie auf Augenhöhe mit den ganz grossen Luxusbrands der Welt bringt. Zum Vergleich: Das Modelabel Gucci hat 2022 umgerechnet knapp 10,5 Milliarden Franken erwirtschaftet.

Alle Uhrenmarken, die 2022 unter den Top Five rangieren, haben gegenüber 2021 den Umsatz gesteigert. Cartier steigerte sich um 15 Prozent, Omega um 12 Prozent, Audemars Piguet um 30 Prozent und Patek Philippe um knapp 18 Prozent.

Am anderen Ende der Fahnenstange haben drei Marken der Swatch Group letztes Jahr ordentlich Umsatz eingebüsst: Longines setzte 22 Prozent weniger um als 2021, Tissot 12 Prozent und Breguet 9 Prozent.

Moonswatch sorgt für Umsatzverdoppelung bei Swatch

Ein Trost für den Konzern: Die Marke Swatch hat mit einem Plus von 90 Prozent den Umsatz praktisch verdoppelt. Das ist der Moonswatch-Effekt. Keine Marke ist letztes Jahr dynamischer gewachsen als Swatch mit ihren Uhren, die zusammen mit Omega lanciert worden sind.

In absoluten Zahlen sieht die Sache anders aus: Rolex hat wie erwähnt 1,2 Milliarden Franken mehr umgesetzt. Dann folgt Audemars Piguet mit einem Plus von 470 Millionen, Cartier mit 360 Millionen und Omega und Patek Philippe mit je 270 Millionen Franken.

Die Umsatzverlierer Longines, Tissot und Breguet haben zusammen 457 Millionen Franken abgeben müssen.

Fünfjahresvergleich: Fast die Hälfte des Mehrumsatzes kommt von Rolex

Relevanter als der Vorjahresvergleich ist aber ohnehin die Betrachtung über eine längere Zeitperiode, zum Beispiel fünf Jahre. Hier ist Rolex noch ausgeprägter eine Klasse für sich. Deutlich über 4 Milliarden Franken Mehrumsatz haben die Genfer gemacht. Das ist mehr als Cartier, Audemars Piguet, Richard Mille, Patek Philippe und Breitling zusammen.

Dabei kann sich die Leistung von Cartier, AP und Richard Mille mit einem Plus von je rund 1 Milliarde Franken durchaus sehen lassen. Auch Breitlings Neuausrichtung unter den neuen Besitzern ist mit einem Plus von 500 Millionen Franken offenkundig ganz nah an den Bedürfnissen des Marktes.

Die Swatch Group dagegen hat mit Longines, Tissot und Breguet in den fünf Jahren seit 2018 fast 1 Milliarde Franken Umsatz verloren.

Bemerkenswert allerdings ist auch das Umsatzminus von TAG Heuer von über 250 Millionen Franken. Es wirft die Frage auf, wie lange LVMH-Chef Bernard Arnault seinen Sohn Frédéric noch als Chef walten lässt, zumal auch letztes Jahr das Umsatzplus von knapp 7 Prozent TAG Heuer bloss ins untere Mittelfeld gebracht hat. Einer wie Arnault will nicht in diesem mediokren Bereich dümpeln.

Dies zeigt sich auch in einer relativen Betrachtung: Breguet hat über fünf Jahre fast die Hälfte des Umsatzes eingebüsst, Longines und Tissot je rund einen Viertel. Ähnlich sieht es bei TAG Heuer aus.

Dagegen sticht die Vervierfachung des Umsatzes bei Richard Mille heraus, sowie die starken Verbesserungen bei Van Cleef & Arpels, Hermès und Breitling.