Eigentlich ist es ein alltäglicher Vorgang. Diesen Donnerstag erhalten die 39 Aktionäre des Startups Alethena die Aktien, die ihnen nach einer kürzlichen Kapitalerhöhung zustehen. Das Neue in diesem Fall ist: Die Investoren des Beratungsunternehmens erhalten die Anteilsrechte nicht klassisch auf ein Depot bei einer Bank eingebucht. Stattdessen erhalten sie für jede Namenaktie einen sogenannten digitalen Token, welcher komplett unabhängig vom bisherigen Banken- und Handelssystem aufbewahrt und übertragen werden kann.

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Alethena ist das erste Schweizer Unternehmen, das sein Aktienkapital (über die Muttergesellschaft Equility) vollständig als Token emittiert. «Was wir machen, ist technologisch und juristisch noch ziemlich Neuland», sagt Pascal Marco Caversaccio, Mitgründer des Startups. «Aber wir versuchen, die alte Welt mit der neuen näher zusammenzubringen und die Rechtssicherheit zu erhöhen.» Die Umsetzung ist vom Eidgenössischen Amt für das Handelsregister abgesegnet worden.

Einklagbare Rechte

Im Kern geht es darum, dass die Aktien schlicht über einen neuen Vertriebskanal unter die Leute gebracht werden, und zwar als Token auf der Ethereum-Blockchain, der öffentlichen, dezentralen Datenbank. Was nach einem abenteuerlichen Unterfangen ausschaut, zeichnet sich zunächst durch ein grosses Mass an Kontinuität aus. «Jeder Besitzer der Token hat die genau gleichen einklagbaren Rechte und Pflichten wie ein herkömmlicher Aktionär», sagt Mitgründer Markus Hartmann. Geregelt ist das alles in den Statuten des Unternehmens. Grundlage hierfür war eine juristische Erörterung des Rechtswissenschafters und Anwalts Hans Caspar von der Crone.

Der neue Vertriebskanal Blockchain bringt indes Vorteile. Jederzeit kann eine Aktienübertragung ohne Zeitverzögerung zwischen zwei Parteien stattfinden. Alles, was es braucht, ist ein Smartphone und eine entsprechende App. So könnte die Lösung auch für KMU attraktiv sein, die sich Eigenkapital über den Kapitalmarkt beschaffen möchten. Und Mitarbeiter-Aktien werden einfacher handelbar. Natürlich gibt es eine Anbindung an die Usanzen und rechtlichen Erfordernisse der alten Welt. So gibt es trotz allem so etwas wie ein zentrales digitales Aktienbuch. Nur wer seine Token dort registriert, hat zum Beispiel auch Anrecht auf Dividenden.

Trend in Sicht

Alethena ist nicht die erste Firma, welche Aktien auf die Blockchain bringt. Vor einigen Wochen ging das Genfer Unternehmen Mt Pelerin voraus. Allerdings ging es da noch nicht um das gesamte Aktienkapital und die Neuerung war nicht Teil der Statuten. Auch Swisscom arbeitet daran, Aktien zu tokenisieren.

Alethena ist ein Zuger Unternehmen mit derzeit fünf Mitarbeitenden und bietet die Überprüfung von Projekten und Firmen aus dem Blockchain-Bereich an. Bisher haben die Aktionäre knapp 1 Million Franken in das Startup investiert.