Es ist unglaublich, aber wahr: 55 Prozent aller Internetsuchen nach einem Produkt - vom Buch über die Bluse bis zum Bobbycar - finden bereits auf der Website von Amazon statt. Nicht bei Google oder sonstwo, sondern innerhalb von Jeff Bezos' Multimilliardenimperium. Und der Retail-Zampano des 21. Jahrhunderts tut alles dafür, jeden Tag noch mehr Leute auf seine Seite zu ziehen. Kein Händler gibt mehr Geld aus für Innovationen wie Echo Look - die Kamera für die Outfit-Beratung im heimischen Wohnzimmer.

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Für die Vorhersage, dass es andere Händler - ob stationär oder online oder beides - gegen die Supermacht aus Seattle unheimlich schwer haben werden, braucht es also keinen prophetischen Mut. Und doch: Amazon hat einen gewaltigen Nachteil im Vergleich zur Konkurrenz. Und gerade für Modehändler könnte dieser Nachteil eine Chance sein, womöglich die einzige und letzte.

Innovative Ideen müssen her

Einkaufen bei Amazon ist das Gegenteil von Spass. Der Händler ist der grösste digitale Wühltisch der Welt, hat aber den Charme einer Verrichtungsbox. Man bekommt zwar, was man will, aber das wars auch schon. Oder kennen Sie jemanden, der Selfies macht beim Amazon-Shopping? Eben.

Amazon ist rational, effektiv, leidenschaftslos. Wenn es Globus, Jelmoli, Grieder, PKZ und Co. gelingt, eine lustvolle Alternative in ihren Läden zu inszenieren, können sie vielleicht in Zukunft noch bei den Konsumenten landen. Aber dafür müssen sie ordentlich investieren. Ein neuer Holzfussboden und eine Cüpli-Bar im Laden werden nicht reichen.

Marcel Speiser Handelszeitung
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