Wie viele Tonnen Pestizide werden jährlich hierzulande verspritzt?
In der Schweiz sind es pro Jahr über 1600 Tonnen. «Davon der Grossteil in der Landwirtschaft», sagt Eva Goldmann, die beim WWF Expertin für Agrarfragen ist.
Wo werden Pflanzenschutzmittel neben der Landwirtschaft sonst noch verwendet?
Im öffentlichen Raum (zum Beispiel in Pärken oder bei Zuggleisen), im Gartenbau und in Privatgärten kommen ebenfalls Pestizide zum Einsatz. Im Wald sind sie verboten. Der Bundesrat will jedoch das Verbot lockern, um die invasive Asiatische Hornisse zu bekämpfen. «Wir Umweltverbände sehen das kritisch, da es für die Kantone die Tür öffnet, um künftig auch im Wald Gift einzusetzen», so Goldmann.

Gibt Auskunft: Eva Goldmann, Agrarexpertin des WWF.
Welche Pestizide sind besonders schädlich?
«Sehr gefährlich sind die Arten, die lange in ihrer giftigen Form in der Umwelt verbleiben und sich so in der Nahrungskette anreichern», sagt die Fachfrau. Ein trauriger Fall sei das Insektizid DDT aus den 1940er-Jahren, das heute verboten ist. «Es hat ganze Populationen von Greifvögeln ausgelöscht, weil sich der giftige Wirkstoff in deren Beutetieren wie Mäusen angereichert hatte.»
Wie gefährlich sind die Stoffe für den Menschen?
«Viele sind auch für den Menschen giftig. Besonders gefährlich sind Pestizide, die krebserregend sind oder das Hormonsystem des Menschen schädigen. In Frankreich sind Pestizide zum Beispiel als Ursache für Krankheiten wie Parkinson offiziell anerkannt.»
Wie stark belasten Pestizide unsere Nahrung?
«Trotz strenger Grenzwerte finden sich in vielen Lebensmitteln Pestizidrückstände. Auch werden die Grenzwerte in einigen Lebensmitteln deutlich überschritten.» Falle das bei einer Kontrolle auf, würden die entsprechenden Chargen zurückgerufen. «Wer kein Gift in seinem Essen will, sollte sich konsequent von biologischen Lebensmitteln ernähren.»
Wie steht es um unser Trinkwasser?
«Auch hier finden sich Pestizide, und auch hier wird die Qualität mithilfe von Grenzwerten kontrolliert», erklärt Goldmann. In intensiv ackerbaulich genutzten Gebieten können mehr Pestizide ins Grundwasser gelangen, was ein Problem für die Wasseraufbereitung ist. «In gewissen Fällen müssen extra Anlagen gebaut werden, um das Trinkwasser zu reinigen.»
Kann man Pestizide aus Böden und Gewässern entfernen?
Viele Pestizide würden sich abbauen und so einen Teil ihrer Schädlichkeit verlieren, sagt Goldmann. «Aber es gibt auch Stoffe, die sich nicht abbauen, sondern in der Umwelt erhalten bleiben. Wenn wir aber den Einsatz von Pestiziden reduzieren oder stoppen, können sich Boden und Wasser erholen.»

