Anleger investieren Milliarden in Fan-Token

Seit dem 15. Dezember 2020 verfügt der Schweizer Fussballclub Young Boys (YB) mit dem YBO über eine eigene Kryptowährung – auch wenn das bisher von der breiteren Öffentlichkeit praktisch unbemerkt blieb. Damals wurden 5 Millionen YBO kreiert. 100'000 davon wurden in den darauf folgenden zwei Wochen für je 2 Franken pro Stück angeboten. Wer den YBO bei Emission kaufte, hat ein gutes Geschäft gemacht, denn inzwischen notiert er bei über 4 Franken; genau 4.25 Franken war der Stand am Montagabend, 12. April. Insgesamt sind inzwischen YBO für über 4 Millionen Franken auf dem Markt. YB ist damit nicht nur in der Tabelle der Schweizer Fussballmeisterschaft ganz weit vorne, sondern auch in der Champions League der Fan-Tokens an vorderster Stelle dabei – zusammen mit Clubs wie dem FC Barcelona, Juventus Turin oder Paris St. Germain, die ebenfalls eigene Fan-Tokens haben. Und die gehören alle zum gleichen «Kryptowährungsnetzwerk» mit dem Namen Chiliz. Über dieses Netzwerk laufen die Fan-Tokens der einzelnen Clubs, so auch der YBO der Schweizer Young Boys. Auf den Chiliz scheinen derzeit sehr viele scharf zu sein, was den Kurs nach oben schiessen liess. Anfang dieses Jahres war er noch für 2 Rappen zu kaufen, am 12. April war er bereits 45 Rappen wert. Die Vervielfachung hat die Kryptowährung auf eine Marktkapitalisierung von 2,5 Milliarden Franken hochgejagt. 80 Millionen Franken für Barça Das liegt nicht unbedingt an YB, sondern eher an den europäischen Grossvereinen. So hat der Fan-Token des FC Barcelona einen Marktwert von über 80 Millionen Franken. Vor wenigen Monaten wäre er noch für 4.30 Franken zu kaufen gewesen, jetzt kostet er 38 Franken. Chiliz: Auf diese Kryptowährung waren dieses Jahr viele Anleger scharf. Der Marktwert hat sich mehr als verzwanzigfacht – auf 2,5 Milliarden Franken. Bisher sind vor allem europäische Top-Fussballvereine wie der FC Barcelona dabei. Chiliz will nun auch in den USA Fuss fassen. Berner Kryptowährung: Gestartet sind die Fan-Tokens der Berner Young Boys bei einem Preis von 2 Franken. Inzwischen notieren sie bei 4.25 Franken. Insgesamt gibt es 1 Million YBO, woraus ein Marktwert von über 4 Millionen Franken resultiert. Nach dem FC Barcelona weist der Fan-Token von Paris St. Germain mit rund 70 Millionen Franken den zweithöchsten Marktwert vor. Es folgen die von Juventus und Galatasaray mit um die 30 Millionen Franken, jene von AC Milan und Atletico Madrid mit rund 20 Millionen Franken Marktwert sowie die Fan-Tokens der AS Roma mit etwa 10 Millionen Franken. Damit sind jedoch erst die bekanntesten aufgezählt. Insgesamt sind schon 19 Clubs dabei, YB belegt im Ranking der Marktwerte der Fan-Tokens den 15. Rang. Nachzulesen ist das auf der Website der Fan-Tokens: www.fanmarketcap.com. Dort ist auch ersichtlich, welche weiteren Clubs in den Startlöchern stehen, um einen eigenen Fan-Token zu lancieren. Darunter Manchester City, der Club, der in der englischen Fussballmeisterschaft mit Abstand führt. Bisher hat es sich ausgezahlt, wenn man früh dabei war, also direkt bei der Emission Tokens der Mannschaften gekauft hat. Könnte natürlich auch bei Manchester City der Fall sein. Eigentümer der Fan-Tokens können an Clubabstimmungen und Gewinnspielen teilnehmen. Was das genau bringen soll, scheint bei den Clubs noch nicht wirklich bis ins letzte Detail durchdacht. Bei den Young Boys wurde mit den Tokens bisher über ein Design für ein T-Shirt abgestimmt, das an den 28. April 2018 erinnern soll, als YB nach 32 Jahren Entzug wieder einen Meistertitel feiern konnte. Von drei Designs wurde eines mit etwas über 51 Prozent Stimmen gewählt ... Während die Fan-Tokens eher etwas für echte Fans sind, können Anleger darüber nachdenken, in den Chiliz zu investieren. In seinem Wert ist zwar schon viel Zukunftsmusik eingepreist. Aber bisher ist der Chiliz erst bei Clubs in Europa präsent und zudem fast nur im Fussball. Dabei scheint es nicht ausgeschlossen, dass er bei allen Fans weltweit einen Platz finden könnte. Wieso nicht auch im E-Sport, also bei den Gamern. Gespräche soll es mit der Formel 1 geben. Zudem wollen die Chiliz-Gründer – gemäss eigenen Angaben – 50 Millionen Dollar in Bemühungen einer Expansion in die USA investieren. Wenn etwa Topbasketballvereine in den USA einsteigen, könnte der Chiliz durchaus noch Potenzial nach oben entfalten. In den USA gibt es ja nicht nur Basketball, sondern auch Baseball und American Football. Allen diesen US-Vereinen kann Chiliz eine Vereinbarung zur Aufteilung der Einnahmen aus den Verkäufen der Fan-Tokens anbieten. Diese Vereinbarung scheint Chiliz mit jedem Verein einzeln auszuhandeln. Auf Anfrage lässt die Firma mit Hauptsitz in Malta allerdings verlauten, dass man keine Angaben darüber machen könne, wie die Vereinbarung mit den Young Boys gestaltet wurde. Wie beim Bitcoin – mit 21 Millionen Coins – ist auch beim Chiliz – mit 8,888888888 Milliarden Coins – das maximale Angebot begrenzt. Derzeit sind bereits 5,5 Milliarden Chiliz im Umlauf. Einsteigen kann man bei Chiliz über Apps wie Binance oder Bitpanda. Alles auf eigenes Risiko. Auch wenn Top-Fussballclubs wie der FC Barcelona und Juventus Turin dabei sind, kann Investoren der Totalverlust drohen. Anlegerinnen und Anleger sollten also nicht mehr einsetzen, als sie auch zu verlieren bereit sind.