Daran erinnern sich nur noch ganz altgediente Aktionäre: In den acht Jahren zwischen 1982 und 1990 kletterte der Nikkei225 fast ins Unendliche. Der japanische Leitindex explodierte in wenigen Jahren von 7000 auf fast 40'000 Punkte und hatte sich damit mehr als verfünffacht!

Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus Deutschland, Österreich und der Schweiz spezialisiert. Die jährliche Performance des Musterdepots seit Start im April 2010 beträgt +14,6 Prozent (DAX: +7,8 Prozent).

Transparenzhinweis: Der Autor berät Anlageprodukte. In diesem Beitrag besprochene Aktien können zum Anlageuniversum zählen.

Wer damals mit dabei war, denkt wehmütig zurück: Optionsscheine – Warrants – auf japanische Aktien – waren damals der absolute Renner. Sie waren heiss begehrt und in einem Trendmarkt wie in diesen acht Jahren fast schon die Lizenz zum Gelddrucken.

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Japans Aktien – vor 30 Jahren heiss begehrt

Versierte Anleger konnten dabei mit Warrants mit dem sogenannten amerikanischen Optionsrecht häufig schon intraday schöne Gewinne schreiben. Mit diesen Optionsscheinen können Anleger nämlich das Optionsrecht jederzeit auch während der Laufzeit ausüben.

Das heisst: Wer einen Call, also eine Kaufoption, mit der man auf steigende Kurse setzt, hat, kann sich theoretisch bei entsprechender Kursbildung den zugrundeliegenden Basiswert sofort liefern lassen.

Viele Anleger übten im damaligen Marktumfeld bei diesen Scheinen ihr Recht aus und bezogen die jeweiligen Aktien beispielsweise in Europa günstig und verkauften sie dann in Japan zu höheren Kursen. Aber das nur als kleiner Ausflug in die Börsengeschichte.

Ein zäher Widerstand…

Nach dem Allzeithoch Anfang 1990 ging es dann mit Japans Aktien fast 15 Jahre lang nach unten. Der Nikkei225 landete 2003 dann auch wieder da, von wo aus er 1982 losgelaufen war. Dann verging fast noch einmal eine Dekade, in der Japans Aktien per Saldo nicht vom Fleck gekommen waren.

In den darauffolgenden rund zehn Jahren konnte der Index dann aber endlich wieder Fahrt aufnehmen und sich mehr als verdoppeln. 2017, 2018 und 2019 scheiterte der Nikkei225 aber am Widerstand um 24'000 Punkte.

… der nach zehn Jahren endlich gefallen ist

Diese Marke schien damit fast schon wie in Stein gemeisselt als unüberwindbare Hürde. Jetzt allerdings ist diese Schwelle abgehakt. Nach zahlreichen Versuchen sprangen japanische Blue Chips Anfang November über diese Grenze.

Und inzwischen notiert der Nikkei225 sogar nochmals 20 Prozent darüber. Tatsächlich hat der Index seit seinem jüngsten Spurt Anfang Januar sogar den Widerstand vom März 1991 geknackt, vaporisiert, in Luft aufgelöst.

Die Marke von 30'000 Punkten ist jetzt bereits ganz nah. Fällt auch diese Hürde – das könnte schon in ein, zwei oder drei Wochen sein – dann scheinen auch die 33'000 Punkte von Anfang 1991 bald erreichbar.

Ein neues Allzeithoch ist noch in diesem Jahr erreichbar

Auch das Allzeithoch aus 1990 bei 38'915 Punkten könnte dann bald wieder drin sein. Möglicherweise sogar noch in diesem Jahr. Anleger können von weiteren Kurssteigerungen entweder mit einem Partizipationszertifikat (ISIN: CH0013211559, Laufzeit endlos, Bezugsverhältnis 10:1) 1:1 profitieren oder aber bei etwas mehr Risiken mit einem Hebelpapier.

Ein Call (ISIN: CH0567406910, Laufzeit endlos, Basis und Knock-out jeweils 25325,48 Punkten) bietet mit einem aktuellen 7er-Hebel deutlich höheres Potential. Sollte der Nikkei in den nächsten Wochen auf 30'000 Punkte oder um etwa 5 Prozent steigen, dann wären mit dem Call Gewinne von etwa 30 Prozent drin.

Fundamental betrachtet besteht in Japan zumindest in Bezug auf die Corona-Verbreitung Hoffnung. Die Zahl der Corona-Toten ist in Relation zu anderen Industriestaaten verschwindend gering.

Italien, Grossbritannien, USA, Frankreich, die Schweiz – diese Länder kommen allesamt auf etwa 800 oder 900 Corona-Tote pro einer Million Einwohner. Japan dagegen zählt mit lediglich 16 Opfern pro Million zu den besten vier Staaten weltweit. Besser schneiden nur Südkorea, China und Taiwan mit zehn, drei und null Toten pro Million ab.

Japan hält sich vergleichsweise gut in der Corona-Krise

Die wesentlich geringere Verbreitung des Virus in Japan hat weitere Auswirkungen. Zum Beispiel ist die Arbeitslosenquote zwar im vergangenen Jahr gestiegen, liegt aber mit etwas über drei Prozent weit besser als in anderen Industrieländern.

In den USA beispielsweise ist die Zahl der Beschäftigungslosen im vergangenen Jahr von weniger als vier Prozent auf rund neun Prozent hochgeschossen. Hinsichtlich Konjunktur läuft es in Japan in Coronazeiten dennoch ebenfalls schwach.

Die Wirtschaftsleistung soll im vergangenen Jahr geschätzt um rund 5,3 Prozent gesunken sein. Aber viele Länder etwa in der EU schneiden sogar noch deutlich schlechter ab. Die grossen Staaten wie Frankreich, Italien und Spanien kommen auf erwartete Schrumpfungen ihrer Wirtschaftsleistung in 2020 um zehn Prozent und noch darüber.

Anleger setzen jetzt auf die Nachzügler im Nikkei225…

Dennoch überrascht der Wirtschaftseinbruch im Land des Lächelns. Denn anders als in den meisten Ländern rund um den Globus und erst recht anders als in den allermeisten Industriestaaten gab es in Japan keine Lockdowns.

Die Bars waren offen, die Restaurants, die Geschäfte. Nur Schulen waren vorübergehend geschlossen und Sportereignisse eingestellt. Aber Japan ist eben stark vom Export abhängig und wenn der Rest der Welt in die Knie geht, dann hängt das Land in Fernost am Tropf.

Anleger, die auf eine weitere Erholung im Nikkei und auf eine Aufholjagd der durch Corona am stärksten gebeutelten Aktien setzen wollen, legen sich Eisenbahn- und Infrastruktur-Aktien, etwa Baufirmen ins Depot.

… dazu zählen Eisenbahn- und Bauzulieferer

Denn obwohl der Nikkei auf Rekordjagd ist, notiert eine Kaisai Railway 25 Prozent unter dem Kurslevel vor einem Jahr, Central Japan Railway liegt 35 Prozent zurück und West Japan Railway ist mit einem Minus von 45 Prozent noch tiefer in den roten Kurszahlen.

Immerhin ist der Tourismus im Land in 2020 eingebrochen und die Olympischen Spiele sind verschoben. Aber da ist schon bald eine Rückkehr zu erwarten. Denn ob die Spiele 2021 oder doch erst 2022 stattfinden – die Eisenbahngesellschaften werden dann eben ein Jahr später ganz starke Geschäfte schreiben.

Das Kurstief jetzt ist damit eine gute Gelegenheit zum Einstieg ebenso wie beim Baukonzern Sumitomo Osaka Cement. Denn kommen die Olympischen Spiele und die Touristen zurück, dann wird auch die Nachfrage am Bau deutlich zulegen.