Biotechs sind gefragt. In den letzten acht Jahren haben sich die Kurse im Sektor der Biotechs an der Nasdaq verdreifacht. Immerhin bieten Biopharmazeutika gegenüber herkömmlichen Medikamenten verschiedene Vorteile. Bei der Entwicklung ist die Chance, dass sie die Marktzulassung erhalten, mit 25 Prozent deutlich höher, als bei herkömmlichen Arzneimitteln mit einem Anteil von sechs Prozent.

Vor allem aber: Biopharmazeutika reagieren im Körper der Patienten stark mit dem Zielmolekül und das verringert das Risiko von Nebenwirkungen. Wegen dieser und weiterer Vorteile gehen Schätzungen davon aus, dass sich der Anteil von Biopharmazeutika am weltweiten Pharmamarkt von derzeit etwa fünf Prozent bis 2050 auf 15 Prozent verdreifachen wird.

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Biosimilars mit hohen Wachstumsraten

Der Biotech-Sektor bietet aber nicht nur diese grundsätzliche Wachstumsphantasie, sondern weitere Chancen. Denn wie bei den herkömmlichen Medikamenten mit den Generika bereits in den 1980er-Jahren geschehen, kommen nun mehr und mehr Biosimilars, das sind wie Generika Nachahmermedikamente von Originalpräparaten, auf den Markt.

In den kommenden Jahren verlieren immer mehr Biopharmazeutika, die in den 1980er- oder 1990er-Jahren entwickelt und zugelassen wurden, ihren Patentschutz. Analysten schätzen das Marktvolumen dieser originalen Biopharmazeutika, die bis 2025 aus dem Patentschutz laufen, auf 100 bis 120 Milliarden Dollar jährlich.

Die Nachahmermedikamente, die Biosimilars, sollen dadurch Schätzungen zufolge ihren weltweiten Umsatz pro Jahr von 5,3 Milliarden Dollar in 2017 auf 30 Milliarden Dollar in 2025 versechsfachen. 2015 lag das globale Marktvolumen von Biosimilars erst bei 1,6 Milliarden Dollar.

Sparpotenzial

Wie Generika bieten Biosimilars den Vorteil, dass sie deutlich günstiger sind als die Originalpräparate. Die Einsparungen für die Patienten oder vielmehr die Gesundheitssysteme können durch den Einsatz von Biosimilars im Vergleich zum Originalpräparat bei etwa 20 bis 30 Prozent liegen. Für die «reichen» Industrieländer und ihre Gesundheitssysteme ist das ein wichtiger Kostenfaktor, für die Menschen in den Schwellenländern entsteht dadurch überhaupt erst die Chance auf Zugang zu bezahlbaren Medikamenten.

«Biosimilars sind wie eine Demokratisierung des Gesundheitswesens», sagt Oliver Fiechter. Der Investor hat sich mit seiner Investment Gruppe Mountains & Hills (M&H) aus Heerbrugg aus dem Kanton St. Gallen erst vor wenigen Tagen am Spezialisten für die Entwicklung von Biosimilars Formycon aus München im Rahmen einer Kapitalerhöhung im Volumen von 17,3 Millionen Euro beteiligt.

Neuer Investor bringt mehr Unabhängigkeit

Für Fiechter ist das ein ideales Zielobjekt. Der 46-jährige Gründer des Innovationslabors ISG Institut St. Gallen beschreibt mit seiner «Ökonomie 3.0» eine zukünftige globale Wirtschafts- und Sozialordnung, die durch eine transparente, digitale Tauschgesellschaft definiert wird und auf Gegenseitigkeit, Gleichheit und Kooperation anstatt auf Wettbewerb basiert und berücksichtigt bei seinen Investments auch nicht finanzielle Werttreiber wie den emotionalen Nutzen von Produkten oder das Humankapital. Dadurch werden die weichen Faktoren in das Controlling integriert. «Bei Formycon haben wir festgestellt, dass das Unternehmen in qualitativen Fragen sehr gut aufgestellt ist und weit über die Optimierung des Kapitals hinausgeht», begründet Fiechter den Formycon-Deal.

Formycon dürfte vom neuen Investor auch insofern profitieren, als das Unternehmen dadurch unabhängiger wird. Bisher hatte Formycon mit FYB201 bereits einen Biosimilar-Kandidaten auslizenziert und wird daraus nach der erwarteten Markteinführung etwa in 2020/21 einen Lizenzanteil von etwa zehn Prozent an den Umsätzen erhalten.

Prall gefüllte Projektpipeline

Da bei den einzelnen Biosimilar-Projekten die zugrundeliegenden Originalmedikamente jeweils Milliardenumsätze jährlich liefern und die Biosimilars geschätzt etwa ein Viertel bis zu einem Drittel der Umsätze des Originals erzielen könnten, dürfte alleine der Anteil von FYB201 schon in wenigen Jahren in Richtung 100 Millionen Euro jährlich gehen. Formycon hat derzeit einen Börsenwert von 280 Millionen Euro.

Das eröffnet der Aktie enorme Kurschancen. Zudem ist mit FYB202 ein zweites Projekt in ein Joint Venture mit deutlich höherem Umsatzanteil von Formycon ausgegliedert. Doch erst die Entwicklung von Biosimilars bis zur Markteinführung ohne Lizenzpartner schafft dann wirklich ganz grosses Potential und die Chance auf jährliche Erlöse bis in den zehnstelligen Bereich.

Immerhin hat Formycon-Chef Carsten Brockmeyer, der Manager war zuvor viele Jahre bei den Pharmaunternehmen Hexal und Sandoz für die Entwicklung von Biosimilars verantwortlich, mit FYB203 und FYB204 schon zwei weitere mögliche Biosimilars in der Pipeline. Formycon könnte so bereits in einigen Jahren ab etwa Mitte der 2020er-Jahre zum Milliardenunternehmen werden.