Credit Suisse: Lohnt sich jetzt der Kauf der Aktie?

Die Aktien der Credit Suisse notieren Ende des Monats erneut weit unter 4 Franken. Ein Gerücht nach dem anderen macht die Runde, dazu kommen Bussen, Durchhalteparolen der Geschäftsleitung und eine miese Börsenstimmung. Vor knapp einem Jahrzehnt gehörte das Unternehmen noch zu den fünf grössten an der Schweizer Börse – zusammen mit UBS, Roche, Novartis und Nestlé. Nunmehr ist die CS knapp 10 Milliarden Franken wert – je nach Börsenlage sogar etwas weniger. Selbst der WC-Bauer Geberit aus Rapperswil-Jona bringt mehr auf die Waage. Sogar der Hörgerätehersteller Sonova stellt die stolze Bank in den Schatten. Im Swiss Market Index ist einzig Logitech weniger wert als die Credit Suisse. Es ist ein wahnwitziger Fall, den die Bank erlebt. Der Rummel um die Grossbank hat enorme Ausmasse angenommen. Mittlerweile ist eine CS-Aktie weniger wert als ein Kaffee in Zürich. Die Dinge stehen schlecht. So schlecht, dass Altmeister Oswald Grübel der Meinung ist, es könne bei der Credit Suisse von diesem Stand aus nur noch aufwärtsgehen. Aber ist das so? Dazu vier Punkte. 1. Sind Shortseller für die tiefen Kurse verantwortlich? Das ist möglich. Wahrscheinlicher ist aber, dass Shortseller einen noch grösseren Kurssturz verhindert haben. Noch am 12. September notierten die CS-Titel bei 5,30 Franken. Aber dann setzte eine Abwärtsbewegung ein, und am 23. September kollabierte die Aktie geradezu. Sie verlor an einem Tag bei hohen Umsätzen über 12 Prozent. Der enorme Kurssturz macht wahrscheinlich, dass viele Shortseller ihre Positionen geschlossen haben. Diese Marktakteure setzen auf fallende Kurse, indem sie die Aktie zuerst leerverkaufen, um sie später zu tieferen Kursen wieder zurückzukaufen. Wenn die Kurse jedoch wie bei der CS stark gefallen sind, sehen viele Shortseller nicht mehr viel Potenzial nach unten und schliessen ihre Positionen. Dafür kaufen sie die entsprechende Aktie, was bewirkt, dass es selbst während eines massiven Kursrückschlags Käufer gibt und die Kurse nicht noch stärker abstürzen. Aktie versenkt Anfang Woche sah sich CS-CEO Ulrich Körner zu einem ungewohnten Schritt bemüssigt. Er publizierte eine Art Durchhalteparole: «Die Credit Suisse Group ist mit ihrer umfassenden strategischen Überprüfung auf gutem Weg.» Weniger gut war der Weg der Valore: Sie verlor weitere 7 Prozent. Erstaunlich ist das schon, denn faktisch hat sich in den letzten Wochen an der Strategie nichts geändert, es wurden keine Weichen gestellt. Eine nächste Archegos-Pleite steht nicht ins Haus. Doch es wirkt eine toxische Melange aus Gerüchten und Befürchtungen. Das ist auch Oswald Grübel aufgefallen, Altmeister des Swiss Banking, der als Einziger im Land die beiden Grossbanken führte. «Es wird sehr viel Unsinn verbreitet», sagt er. Und: «Die Bank sollte besser kommunizieren.» Mehr hier. Dass die Shortseller zu einem grossen Teil wieder ausgestiegen sind, legen Zahlen aus den USA nahe. Die Handelsvolumina deuten ebenfalls darauf hin. Ganz genau festlegen lässt sich das aber nicht. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Wenn die Shortseller bereits das Weite gesucht haben, wird das zu einem grösseren Problem, wenn es zu einem weiteren Absturz kommt. Denn dieser dürfte weniger als zuvor durch die Kaufnachfrage von Shortsellern gebremst werden. 2. Wie wahrscheinlich ist ein kurzfristiger Rebound? Die UBS hat im bisherigen Jahresverlauf nur knapp über 10 Prozent verloren, die Credit Suisse aber über die Hälfte. Ist die Aktie also für eine Überraschung gut? Kann sie die übermässig schlechte Performance gegenüber der UBS abschütteln und die Jahresverluste begrenzen? Aus aktueller Perspektive würde das fast einer Verdoppelung des Wertes gleichkommen. Die CS wäre dann auf dem Niveau von Mitte Februar oder Mitte März. Ein schneller Rebound dürfte aber Wunschdenken sein. Shortseller, die sich eindecken müssen, sorgen sicherlich nicht für kräftigen Rückenwind. Und bevor die Credit Suisse am 27. Oktober über das dritte Quartal und die Strategie unter Neo-CEO Ulrich Körner informiert, dürfte der Druck auf die Aktie anhalten. Interessant wird es dann, wenn Körner die Katze aus dem Sack lässt: Kann er die Märkte beruhigen? Ist es die Beruhigungspille, auf die so viele warten? Oder ist es der Giftkelch, der die Bank in die endgültige Misere schickt und grössere Veränderungen im Aktionariat provoziert? Es ist durchaus möglich, dass es dem CS-Management gelingen wird, genügend Investorinnen und Investoren von ihren Plänen zu überzeugen. Dies zusammen mit der Hoffnung auf die Ergebnisse einer klugen Neuausrichtung könnte die Kurse ab Oktober wieder deutlich anziehen lassen. 3. Wie wahrscheinlich ist ein langfristiger Rebound? Wie sieht es auf lange Sicht aus? Sollen Anleger jetzt eine CS-Aktie kaufen, die Augen schliessen und drei bis fünf Jahre lang das Auf und Ab an der Börse ignorieren? Na ja, das ist der berühmte Blick in die Kristallkugel. Aber die Geschichte spricht eher gegen die CS. Die Chancen, dass Körner aus der krisengeschüttelten Credit Suisse eine Erfolgsgeschichte macht, stehen nicht gut. Schlechte Unternehmen haben die Tendenz, schlecht zu bleiben. Dies selbst dann, wenn sie von einem kompetenten Manager geführt werden. Star-Investor Warren Buffett sagt dazu: «Wenn ein guter Manager ein schlechtes Unternehmen übernimmt, setzen sich die Eigenschaften des Unternehmens durch, nicht die des Managers.» Dazu kommt, dass die CS in den letzten 15 Jahren mehrere Male Kapital aufgenommen oder frische Leute auf Spitzenpositionen gehievt hat, um neu und verbessert ins Konkurrenzrennen zu gehen. Das Resultat war immer das gleiche: Neue Altlasten tauchten auf, der Aktienkurs sank, das Vertrauen ging verloren.Erfahren und unzimperlich Körner hat einiges zu bieten: Der Manager, der an der Uni St. Gallen promovierte und nach dem Studium bei McKinsey arbeitete, kennt das Swiss Banking aus dem Effeff, unzählige Posten hat er bei beiden Grossbanken besetzt; an Erfahrung mangelt es ihm also nicht, dem deutsch-schweizerischen Doppelbürger und langjährigen Vertrauten von Oswald Grübel. Enttäuscht hat er in seinen Aufgaben selten, brilliert aber auch nicht. Zuletzt im Asset Management bei der Credit Suisse, das er aufräumen sollte. Doch die Ergebnisse der letzten Monate sind mager. Mehr hier. Dass ein echter Turnaround gelingt, scheint besonders unwahrscheinlich, weil die CS den Turnaround selbst in einem lang anhaltenden Boom nie geschafft hat. Dass dies jetzt, bei sich verschlechternden Wirtschaftsbedingungen, gelingt, wäre eine sehr überraschende Leistung. 4. Kann es von diesem Niveau aus bei der CS nur noch besser werden? Das Bankgeschäft ist untrennbar mit Vertrauen verbunden, dazu gehört Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Bank. Aber dieses Vertrauen ist im Fall der CS beschädigt. Das zeigt der Aktienkurs eindrücklich. Wichtiger aber: Der Vertrauensschwund zeigt sich zu einem neuralgischen Zeitpunkt: Gerade dann, wenn das Wirtschaftsumfeld schwieriger wird. Es gibt also gute Gründe für die Ansicht, dass die CS ums Überleben kämpft. Rettung wäre möglich, wenn ein Konkurrent die CS übernehmen will. Aber das scheint angesichts der Konjunkturlage nicht sehr wahrscheinlich. Im Moment wollen die Unternehmen ihr Geld eher für die bevorstehenden, schlechten Zeiten zusammenhalten. Ein neuer Grossinvestor ist eine wahrscheinlichere Alternative. So war der US-Hedgefonds Cerberus jahrelang an der Deutschen Bank und an der Commerzbank beteiligt. Infrage käme auch eine Private-Equity-Firma oder ein Finanzkoloss wie Blackrock. Die Nachrichtenagentur Bloomberg bringt in einem Kommentar sogar Warren Buffett als weissen Ritter ins Spiel. Buffett hat bereits einmal einen Schweizer Finanzkonzern gestützt. 2009 gewährte das «Orakel von Omaha» der Swiss Re eine Kapitalspritze von rund 3 Milliarden Franken. Der Deal sicherte dem Star-Investor 3 Prozent am Rückversicherer und hohe Zinsen auf dem Kapital. 12 Prozent verlangte Buffett. Die Swiss Re biss in den sauren Apfel, da sie ansonsten eventuell Hilfe vom Staat in Anspruch hätte nehmen müssen. Sie zahlte das Darlehen 2011 frühzeitig zurück und ist heute mehr als doppelt so viel wert wie die Credit Suisse.Diese Aktien hat Buffett zuletzt gekauft Berkshire Hathaway, die Beteiligungsgesellschaft der Investoren-Legende Warren Buffett, war mit den Aktientransaktionen im zweiten Quartal 2022 viel zurückhaltender als in den ersten drei Monaten. Berkshire Hathaway erhöhte seine Anteile im zweiten Quartal vor allem an Apple, Chevron, Occidental Petroleum und Activision Blizzard. Die Beteiligungsgesellschaft verkaufte zudem eine kleine verbleibende Position in Verizon Communications sowie Anteile an General Motors. Mehr hier.

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