Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China und die Sorge um die globale Konjunktur hielten Unternehmen rund um den Globus vor einem Sprung aufs Börsenparkett zurück. Auch in der Schweiz ist die Zahl der Neuzugänge angesichts der traumhaften Performance an der Börse überschaubar. Sieben Firmen sind neu kotiert, darunter zwei über den vereinfachten Weg mit Direct Listing. 2018 waren es trotz der klar turbulenteren Entwicklung an den Aktienmärkten zwölf, fünf davon Direct Listings. Auch bei der Transaktionsgrösse liegt man trotz Stadler Rail als einem der grössten Börsengänge Europas mit 3,1 Milliarden Franken deutlich unter den 3,9 Milliarden des Vorjahrs.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Doch 2020 könnte sich der IPO-Markt rund um den Globus und auch in der Schweiz wieder beleben. «Wir erwarten, dass die IPO-Aktivitäten wieder zunehmen, sobald sich die geopolitischen Unsicherheiten entspannen», sagt Tobias Meyer, Head Transaction Accounting und IPO beim Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) in der Schweiz.

«Backlog»

Durch die Unsicherheit landeten viele Pläne vorerst in den Schubladen. In der IPO-Pipeline hat sich ein regelrechter Stau gebildet. In der Fachsprache ist von einem «Backlog» die Rede. Hellt sich die Stimmung auf, öffnen sich die IPO-Fenster. Laut dem EY-Experten könnte sich der Rückstau dann lösen. Blind gekauft wird allerdings nicht. «Die Investoren dürften 2020 wählerischer sein. Unternehmen mit IPO-Absichten müssen eine gute Equity-Story vorweisen», sagt Meyer. Nur so seien die Chancen für ein erfolgreiches Börsendebüt gegeben.

In der Schweiz befinden sich Unternehmen laut Meyer «in Lauerstellung». Zahlreiche Firmen kursieren als Kandidaten für ein IPO: Die Software-Sicherheitsfirma Acronis aus Schaffhausen, der Küchengerätehersteller V-Zug, der Visa-Dienstleister VFS Global, der Bankensoftwarehersteller Avaloq und einige Medizintechnikfirmen zählen dazu. Eine genaue Zahl von Börsenkandidaten traut man sich bei EY für 2020 nicht zu prognostizieren. Experten von J.P. Morgan rechnen mit vier bis fünf.

Fraglich ist, ob die fehlende Schweizer Börsenäquivalenz ein Problem ist: Seit dem 1. Juli dürfen in der Schweiz kotierte Aktien nicht mehr ausserhalb der Schweiz gehandelt werden. Laut Meyer hatte die fehlende Anerkennung der Schweizer Börsengesetze durch Brüssel bisher keine negativen Auswirkungen auf den Schweizer Börsenplatz. Mittel- bis langfristig seien aber offene Märkte wichtig für die Schweiz.

Diese und weitere Artikel lesen Sie in der neuen BILANZ, erhältlich am Kiosk oder mit Abo bequem im Briefkasten.

Erich Gerbl
Erich GerblMehr erfahren