In der Schweiz geht die Hausse im Immobilienmarkt in ein weiteres Jahr. Seit langem steigen die Preise für Wohneigentum fast ununterbrochen, und Mehrfamilienhäuser ziehen immer mehr Investoren an, obwohl Zehntausende Mietwohnungen leer stehen.

Dennoch: Auch 2021 sind Wohnimmobilien das mit Abstand attraktivste Investment im Immobilienmarkt. Das besagt eine Umfrage des Beratungsunternehmens EY unter 75 Expertinnen.

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Spezialimmobilien versprechen höhere Renditen

Weil die Preise für Mietwohnungen oder Wohneigentum an guter Lage aber mittlerweile so hoch sind, schauen sich die Profis vermehrt nach Nischen im Markt um, sogenannten Spezialimmobilien – beispielsweise nach Logistikgebäuden und Mikroapartements.

Logistikimmobilien: In diese Kategorie fallen die unzähligen Gebäude, die es uns ermöglichen, online zu shoppen – Lagerhallen, Verteilcenter und Logistik-Hubs. Wir kaufen immer mehr im Internet ein, und damit wird immer mehr Boden und Beton benötigt, um die vielen Pakete auf den Weg zu bringen.

Zalando liefert vom Ausland aus

Jährlich wächst der Bedarf an Logistikfläche wegen des Onlinehandels in der Schweiz um 40'000 Quadratmeter – das entspricht der Grösse von fünfeinhalb Fussballfeldern.

Die Zahl könnte sogar noch höher sein: Zalando, Amazon und andere grosse ausländische Anbieter beliefern die Schweiz mehrheitlich aus riesigen Centern im grenznahen Ausland. Verteilt werden die Einkäufe dann von der Schweizerischen Post, von DHL und weiteren Transportunternehmen.

Dass Investoren da hellhörig werden, liegt auf der Hand. Zumal die Spitzenrenditen für solche Objekte gemäss dem Immobiliendienstleister CBRE oft höher sind als bei Büros und Wohngebäuden. «Viele Immobilieninvestoren sind aufgrund des anhaltenden Onlinebooms auf Logistikimmobilien aufmerksam geworden und prüfen Investitionen in diesem Segment», heisst es bei CBRE.

Mini-Wohnungen für das Stadtleben

Logistikimmobilien sind nicht die einzige Nische, die für Immobilienprofis interessant geworden sind. Auch Mikroapartements gehören laut der Umfrage von EY dazu.

Mikroapartements, maximal 30 Quadratmeter gross und meist mit Bad und Küche ausgestattet, entstanden in den letzten Jahren vor allem in den Städten.

Mikroapartments - für was der Begriff steht

Mikroapartements sind eine Antwort auf zwei Entwicklungen in Grossstädten weltweit: Immer mehr Menschen leben alleine, und gleichzeitig wird das Wohnen immer teuer. Dadurch werden immer mehr Gebäude mit kleinen Wohnungen gebaut, deren Bewohner sich gewisse Dienstleistungen und Räume teilen. Mikroapartements sind Ausdruck des Trends hin zum Microliving (auch als Coliving bekannt). Was darunter zu verstehen ist, erfahren Sie hier.

Dass diese städtischen Kleinwohnungen nun mittelfristig wieder beliebt werden sollen, überrascht auf den ersten Blick. Schliesslich wünschen sich aktuell viele Mieter wohl mehr Platz und eine Sicht ins Grüne, weil sie im Home Office arbeiten müssen.

Ideal für Pendler und Studierende

Doch offensichtlich vertrauen Immobilienprofis auf eine gesellschaftliche Entwicklung, die für Kleinwohnungen spricht: Ein Drittel der Bevölkerung lebt alleine und viele Menschen sind mobil, wenn sie nicht eine Pandemie zum Daheimbleiben zwingt.

Gerade für Pendler, Geschäftsreisende oder Studierende sind städtische Mini-Wohnungen attraktiv.

Immobilienfirmen wie Swiss Prime Site und Halter haben die kleinen Wohneinheiten als Geschäft entdeckt, Swiss Prime Site baut derzeit beispielsweise 100 Kleinstwohnungen mit rund 27 Quadratmetern beim Zürcher Bahnhof Hardbrücke.

Die Zuger Immobilienfirma Artisa hat sich gar auf Mikroapartements spezialisiert und will Tausende Mini-Apartments in ganz Europa bauen – in den grossen Schweizer Städten betreibt sie schon mehrere solche Liegenschaften unter der Marke Citypop.

Aus einem Business Hotel werden Miniwohnungen

Das neuste Projekt für kleine Wohnung wurde Anfang letzte Woche bekannt: Die Credit Suisse will aus einem Teil der Hotelzimmer des ehemaligen Swisshôtels Zürich-Oerlikon Mikroapartements machen. Das ehemals grösste Hotel der Stadt Zürich schloss letztes Jahr wegen der Corona-Krise.

Aus einem Business-Hotel werden – auch – Mikroapartements: Diese Meldung spiegelt die Einschätzung der Experten in der EY-Umfrage. Denn sie zählen Hotels für Geschäftsleute zu jenen Immobilien, für die sie langfristig sinkende Preisen erwarten – wie auch für Büros in der Agglomeration, Shoppingcenter und viele Ladenlokale.