1. Widersprüche überall

Die Aussagen der Regierungen wie der Epidemiologen wie auch der Ökonomen sind widersprüchlich. Es gibt keine klare Ansage, wann man zu einem Normalzustand übergehen kann – und ob überhaupt. Schlimmer noch: Es fehlt das Versprechen, dass so etwas nie mehr passieren wird. Damit bleibt der ganze regulatorische und politische Rahmen im dicken Nebel. Trotz der Milliardensummen fehlt das Vertrauen in einen Neustart.

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2. Die Angst vor der Dauer

Die Investoren fürchten, dass die Shutdowns nun eine sehr zähe Krise entfesseln – eine Depression. Mit jedem Tag sinkt der Glaube, dass die Wirtschaft danach halbwegs unbeschadet neu starten kann. Also könnte es nach und nach zu vielen Konkursen von (derzeit noch) soliden Unternehmen kommen. Damit aber wird es für Anleger immer schwieriger zu bestimmen, welche Firmen am Ende einbrechen. Also lassen sie die Finger von Aktien.

3. Tiefere Gewinnerwartungen

Von Tag zu Tag wird klarer, dass die Unternehmen auf längere Zeit – über mehrere Quartale – deutlich tiefere Gewinne vermelden werden, wenn nicht sogar Verluste. Die erhofften Dividendeneinnahmen sinken. Also sind Aktien weniger lohnend. Anders formuliert: Sie sind ihre Risikoprämie weniger wert.

4. Wackelnde Schuldenberge

Die Furcht geht um, dass der «Lockdown» immer weitere Bereiche ansteckt, so dass in einer späteren Phase eigene Krisen losbrechen: amerikanischen Gemeinden, Geschäftsimmobilien, Kreditkartenschulden, Ausbildungskredite – es gibt viele Sub-Kreditmärkte, die wiederum gefährlich werden könnten fürs Gesamtsystem. Eine häufig genannte Befürchtung ist zum Beispiel, dass die Euro-Krise dereinst mit doppelter Wucht zurückkehrt. 

5. Steuererhöhungen?

Die Regierungen müssen jetzt grosse Pakete stemmen, Notkredite aufnehmen, Budgets aufblasen. Das heisst: Mit Steuererhöhungen in einer baldigen Zukunft ist zu rechnen. Auch das dämpft die Stimmung an den Weltbörsen. 

6. Flucht in den Dollar

Wieder einmal erweist sich der «Greenback» als Schimmer der Hoffnung. Um in der unsicheren Lage fit zu sein, horten die Investoren weltweit Geld – und zwar mit Vorliebe Dollar (manchmal auch Schweizer Franken). Dabei sind viele Staaten und Organisationen massiv in Dollar verschuldet, höher als bei der Finanzkrise 2008. Das heisst: Es wird für sie schwerer, ihre Schulden abzustottern. Beispielsweise für die so genannten Schwellenländer. Noch ein potentieller Krisenherd.

7. Das 1930er-Szenario

Völlig ungeahnt ist schliesslich, welche gesellschaftlichen Erschütterungen die Virus-Politik auslöst. Wird die Globalisierung zurückgedreht? Schaukeln sich die USA und China in einen Kalten Krieg? Sind Demokratien bedroht, greift der Populismus um sich? Es gibt genügend Beispiele dafür, dass schwere Wirtschaftskrisen in schwere politische Krisen führen (mehr hier und hier). Auch in diesem Feld sehen die Anleger nicht, was sich abzeichnet. Also warten sie ab. Bestenfalls. 

8. Die Stimmung an sich

Die Börsen werden immer auch geprägt von einer allgemeinen, breiten Stimmung. Es gibt ein «Narrativ», wie es Nobelpreisträger Robert Shiller ausdrück – eine tragende Sichtweise, welche die Richtung der Finanzmärkte bestimmt. Von 2009 bis 2019 war dieses Narrativ optimistisch, man glaubte an die Macht des billigen Geldes, der digitalen Erneuerung und von Erfolgstypen. Das dürfte vorbei sein. (mehr)

9. Der Kollateral-Schaden

In den letzten Wochen sackten auch Werte ab, die normalerweise halten bei solchen Zusammenbrüchen – oder die sogar nachgefragt werden: Gold und Staatsanleihen. Ausgelöst wurde dies, weil viele Investoren zuvor auf Pump angelegt hatten und nun Geld nachschiessen mussten, um ihre Kredibilität zu bewahren. Sie stiessen alles ab, was noch halbwegs gut verkaufbar war. 

10. Der Kollateral-Schaden, Teil 2

Bislang blieb es im Finanz- und Bankensektor ruhig. Doch je länger der Kurzsturz alle Anlageklassen erfasst, desto grösser wird die Gefahr, es auch hier zu einem Unfall kommt. Das heisst: Neben dem doppelten Rückgang beim Konsum und in der Produktion käme ein dritter Schlag hinzu – in der Finanzwelt (mehr).

Hattip: Inspiriert durch einen Thread von François Gourio, Senior Economist bei der Federal Reserve Bank of Chicago, mitsamt Diskussion. Mehr hier.

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