Swatch ist aus dem Swiss Market Index gefallen. Sehen Sie dennoch Gründe, auf die Aktie des weltgrössten Uhrenherstellers zu setzen?
Eine Indexzugehörigkeit sagt wenig über die Anlageattraktivität einer Aktie aus. Swatch hat sich im nach wie vor wachsenden Uhrenmarkt eine hervorragende Stellung aufgebaut. Zudem profitiert das Unternehmen momentan von einer extrem starken Nachfrage im Schmuckbereich. Auf der negativen Seite steht sicher die starke Konjunkturabhängigkeit, deshalb ist die Aktie nichts für schwache Nerven.

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Philipp Lienhardt Julius Bär Börseninterview

Philipp Lienhardt ist Leiter Aktienresearch bei Julius Bär.

Quelle: ZVG

Schweizer Immobilienaktien gelten als eine solide Investition. Wie gross ist das Zinsrisiko bei den Titeln - die Gefahr, dass die Aktien stark an Wert verlieren, sollten die Zinsen steigen?
Die Bewertungen bei Immobilienaktien handeln mittlerweile zu einer Prämie zum Net Asset Value, die über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Bei einer stärkeren Zinserhöhung bestünde daher durchaus die Gefahr einer Kurskorrektur, da ja zusätzlich die Net Asset Values nach unten angepasst werden müssten.

Anfälliger dürften Immobilienaktien mit schwächerer Portfolioqualität und einem höheren Anteil an Detailhandelsimmobilien sein, wohingegen Aktien mit einem Anteil an Wohnimmobilien und tieferem Verschuldungsgrad weniger negativ reagieren dürften.

Nennen Sie uns bitte drei Ihrer Favoriten unter den Schweizer Aktien - und drei Titel, von denen Sie dringend abraten.
Zurzeit sehen wir bei Georg Fischer, Holcim und Swiss Life gute Einstiegsmöglichkeiten.

Georg Fischer hat einen attraktiven Endmarktmix sowie ein unterschätztes Margenpotenzial, was noch nicht ausreichend in der Bewertung reflektiert ist. Holcim profitiert von einer unverändert robusten Bauindustrie. Zudem erwarten wir eine Beschleunigung der erfolgreichen Akquisitionsstrategie.

Swiss Life ist im Gegensatz zu den anderen Schweizer Versicherern ohne Schadenzahlungen erfolgreich durch die Covid-19 Krise gekommen. Heute helfen leicht höhere Zinsen der Marge, der Anteil von Kommissionserträgen steigt kontinuierlich und die gute Kapitalausstattung erlauben eine noch höhere Ausschüttungsquote. Weiterhin meiden würden wir Alstom, Clariant und Credit Suisse.

«Weiterhin meiden würden wir Alstom, Clariant und Credit Suisse.»

In den kommenden beiden Wochen werden die Schweizer Grossbanken ihre Halbjahreszahlen vorlegen. Was für Ergebnisse erwarten Sie von UBS und CS?
Beide Grossbanken werden zu einem grossen Teil vom Marktumfeld getrieben. Im Investment Banking hat sich die Dynamik deutlich abgekühlt, insbesondere im Bereich Fixed Income, hier wird auch der Handel Einbussen erlitten haben, das hat auf die UBS weniger Einfluss als für die CS.

Auf der anderen Seite liegen die Kundenvermögen auf deutlich höherem Niveau, somit erwarten wir höhere Beiträge vom Wealth und Asset Management. Diese zwei Sparten haben bei UBS mehr Gewicht als bei der CS.

Hinzu kommt, dass CS weitere Kosten wegen des Hedge Fund-Debakels und und wegen der Greensill-Affäre wird verbuchen müssen. Denkbar ist auch, dass sich der eine oder andere Kunde von der CS abgewendet hat und dass potentielle neue Kunden zunächst abwarten.

Immobilien-Aktien: «Bei einer stärkeren Zinserhöhung bestünde daher durchaus die Gefahr einer Kurskorrektur.»

Blicken wir auf das allgemeine Börsengeschehen: Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?
Obwohl die Corona-Krise nicht mehr der zentrale Fokus der Finanzmärkte ist, sorgt die schnelle Ausbreitung der Delta-Variante für Unsicherheiten. Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass insbesondere die auf mRNA-basierten Impfstoffe vollständig

Geimpfte in den allermeisten Fällen vor einem schweren Verlauf der Krankheit schützt. Somit sollten die Hospitalisierungsraten und Todesfälle in Europa und Nordamerika tief bleiben. Dies spricht für mildere Eindämmungsmassnahmen als in der Vergangenheit, und wir gehen davon aus, dass die globale Erholung durch die Delta-Variante allenfalls verzögert werden könnte, aber nicht aufgehalten wird.

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Schweizer Aktien sind im bisherigen Jahresverlauf hinter dem breiten Markt zurückgeblieben. Die Underperformance ist hauptsächlich auf den defensiven Charakter des Swiss Market Index zurückzuführen.

In den kommenden Monaten erwarten wir, dass sich die wirtschaftliche Wachstumsdynamik verlangsamt und die positiven Gewinnrevisionen nachlassen. Ein solches Umfeld sollte die relative Performance des Swiss Market Index unterstützen.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
12'400

Philipp Lienhardt beantwortete die Fragen schriftlich.

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