Diese Aktien sind Anwärter auf den Billionen-Club

Facebook ist jetzt auch drin, im exklusivsten Zirkel der Welt. Mit der Aufnahme des Social-Media-Giganten gibt es nun sechs Mitglieder im Billion-Dollar-Club. Anfang Juli erreichte der Börsenwert exakt 1'008'000'000 Dollar und damit darf sich Facebook mit zum illustren Kreis zählen, dem bislang Apple, Microsoft, Saudi Aramco, Amazon und Alphabet angehören. Die Billion ist einerseits ein untrügliches Symbol für Stärke. Doch sie ist auch eine Art selbsterfüllende Prophezeiung. Erreicht ein Konzern Grössendimensionen wie diese, zieht er neue Kunden und neues Geschäft geradezu an wie ein Magnet. Ausserdem lässt er sich kaum noch von Konkurrenten oder aber auch Regulatoren stoppen. Das belegen die bisherigen Mitglieder im Billionen-Club. Für Anleger ist der Aufstieg ein untrügliches Zeichen für ordentliche Renditen, die sich aus ökonomischer Überlegenheit, einen unüberwindbaren Burggraben – und damit dauerhaften Gewinnen speist. Aber auch eine Wette auf künftige Clubmitglieder kann sich lohnen. Bei all den Akteuren in dem illustren Kreis haben die meisten Anleger den immer gleichen Denkfehler gemacht. «Zu spät, zu teuer. Da geht in Zukunft nicht mehr viel.» Irrtum: Apple hat vorgemacht, dass zwischen der ersten und der zweiten Billion nicht viel Zeit vergehen muss. Nur zwei Jahre lagen dazwischen, sprich: Die Aktie hat nach dem Eintritt in den Billionen-Club kaum an Dynamik eingebüsst. Das gleiche Spiel wiederholte sich bei Microsoft. Ende April 2019 schaffte der Softwareriese beim Börsenwert den Sprung in die Zehnstelligkeit, im Juni 2021 wurde dann die Zwei-Billionen-Marke geknackt. Und auch bei der Google-Mutter Alphabet oder bei Amazon musste kaum ein Investor bereuen, dabei geblieben zu sein, nachdem die Konzerne in den illustren Kreis aufgestiegen sind. Ökonomische Grösse als Wert an sich «Ich kann nichts erkennen, was diese Kolosse stoppen kann», sagt NYU-Professor Scott Galloway, der bereits im Jahr 2017 mit seinem Buch «The Four: Die geheime DNA von Amazon, Apple, Facebook, und Google» auf den Vorteil von schierer Grösse hingewiesen hat. «Mit dieser Grösse kannst Du Regierungen überrennen», sagt er jetzt mit Blick auf Facebooks Aufstieg in den Billionen-Club. Etwaige Regulierungen gegen die Konzerne würden Jahre benötigen. Das klingt es fast wie eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet ein Sieg gegen die amerikanische Regierung den Social-Media-Riesen in den exklusiven Billionen-Club pushte. Ein Bundesrichter hat in dieser Woche die Monopol-Klage der US-Kartellbehörde FTC und von mehr als 40 Bundesstaaten wegen wettbewerbsschädigenden Verhaltens abgewiesen. Damit hat die US-Regierung einen Rückschlag bei ihrem Versuch erlitten, vor Gericht eine Zerschlagung zu erwirken. Die FTC kann nun 30 Tage Widerspruch einreichen. Der Billionen-Club offenbart, welche Macht die Mitglieder inzwischen besitzen. Vergleicht man die Firmen mit der Wirtschaftsleistung ganzer Staaten, existieren lediglich 16 Länder auf dem Globus mit einem Bruttoinlandsprodukt von mehr als einer Billion Dollar. Dabei ist das Wettrennen um die Billionen mehr als Grössenwahn oder das Streben nach einem Imperium, das in früheren Zeiten oft in den Untergang führte. In der digitalen Welt ist ökonomische Größe ein Wert an sich. Grund ist der Netzwerkeffekt. Der Sieger zieht immer mehr Geschäft auf sich. Der Nutzen des Netzwerks steigt exponentiell mit der Zahl seiner Nutzer. Und damit wird auch der Burggraben zur Konkurrenz tiefer. Das Unternehmen ist weniger angreifbar. Zur Not lässt sich beim Netzwerk auch günstig zukaufen. Milliardenübernahmen spielend verkraftbar Wer eine Billion oder gar zwei Billionen wert ist, kann jedes spannende Unternehmen aus der Portokasse zahlen. Der iPhone-Konzern Apple bringt ein Kampfgewicht von 2,29 Billionen Dollar mit und könnte beispielsweise ohne grössere Probleme den Hersteller der Heimfahrräder Peloton kaufen. Peloton scheint für sich genommen mit einem Börsenwert von 38 Milliarden Dollar recht teuer. Wenn Apple den Kaufpreis mit eigenen Aktien bezahlt, würden die Apple-Aktionäre gerade mal mit 1,7 Prozent verwässert. Das ist verkraftbar. Und Peloton könnte für Apple einen grösseren Mehrwert schaffen als die kleine Verwässerung. Anders wäre eine Peloton-Übernahme für einen Akteur wie Adidas, das 74 Milliarden Dollar wert ist. Hier käme es zu einer Verwässerung von mehr als 50 Prozent. Ein solcher Deal wäre finanziell undenkbar – obwohl er inhaltlich Sinn ergeben könnte. Und so bleiben die meisten Analysten optimistisch für Apple. Auch bei Amazon, Microsoft, Alphabet und Facebook lautet das einhellige Urteil: Kaufen. Selbst der Kampf der Tech-Giganten um den Rohstoff der Zukunft, Kundendaten, scheint den Optimismus für die Mitglieder des Billionen-Clubs nicht trüben zu können. Google, Microsoft und Apple sind mit ihren Cloud-Angeboten perfekt fürs digitale Zeitalter aufgestellt, selbst wenn der Smartphone-Riese Apple in Zukunft bei Google kündigen würde, einen eigenen Cloud-Anbieter aufkaufen und betreibt, um das Kundenversprechen vom Datenschutz auch glaubwürdig umsetzen zu können. Facebook, das durch Apple und Google von Nutzerdaten abgeschnitten wird, könnte mit eigenen Hardware-Angeboten wie einer Uhr oder einer Art Handy-Brille den direkten Kontakt zu Kunden suchen. Ausserdem könnte Facebook seine Töchter Instagram und WhatsApp zu Verkaufsplattformen aufrüsten und mit E-Commerce Geld einspielen. Amazon wiederum könnte seine aktuelle Grösse ausnutzen, um in den milliardenschweren Wachstumsmarkt Gesundheit vorzustoßen. Tesla klopft an der Billionen-Tür Für Anleger kann es sich aber noch mehr lohnen, auf die potenziellen Kandidaten für den Billionen-Club zu wetten. Denn Anwärter haben oftmals noch mehr Dynamik als die Clubmitglieder. An der Schwelle steht bereits das chinesische Tech-Unternehmen Tencent mit einem Börsenwert von 720 Milliarden Dollar. Setzt sich die Kursdynamik der vergangenen fünf Jahre fort, sind die Chinesen in 16 Monaten Teil des exklusiven Zirkels. Geht es nach Analysten, könnte der Aufstieg bereits schneller geschehen. Auf Sicht von zwölf Monate sehen die Auguren ein Potenzial von 33 Prozent. Tencent hat zuletzt unter dem Abschlag gelitten, den Chinas Tech-Konzerne wegen des aufziehenden Kalten Krieges mit dem Westen erleiden. Noch lauter klopft Tesla an der Billionen-Clubtür an. Zwar ist der E-Auto-Pionier aktuell «nur» 663 Milliarden Dollar wert. Doch sollte die Firma von Elon Musk die Kursdynamik der vergangenen fünf Jahre wieder aufnehmen, wäre man in neun Monaten am Ziel. Einige Analysten wie die Tech-Ikone Cathie Wood haben mit ihren Kurszielen bereits das Überspringen der magischen Marke ausgerufen. Tesla ist überhaupt ein anschauliches Beispiel dafür, wie wichtig Grösse an der Börse ist. Denn im wahren Leben ist das Unternehmen ja immer noch ein Zwerg, zumindest im Vergleich zu Akteure wie Volkswagen, Toyota oder Daimler. Doch keiner dieser Konkurrenten kann es in Sachen Kapitalkraft mit Elon Musk aufnehmen. Der nächste grösste Konkurrent Toyota ist mit einer Marktkapitalisierung von 289 Milliarden Dollar gut 376 Milliarden von Tesla entfernt, Volkswagen sogar rund 500 Milliarden Dollar. Per ETF in die Börsen-Billionäre investieren Schaut man auf die Dynamik, wären auch die Chip-Riesen TSMC und Nvidia mit 550 beziehungsweise 504 Milliarden Dollar perspektivisch Kandidaten für den Elite-Club. Bei gleichbleibender Kursdynamik wäre Nvidia in 14 Monaten am Ziel, TSMC, die in den vergangenen fünf Jahren etwas weniger rasant gewachsen sind, immerhin in 25 Monaten. Beide sind sogenannte Schaufelhersteller für Digitalisierung und die neue Generation von Quantencomputern. Die Börsenwert-Rangliste zeigt auch, dass es europäische Konzerne schwer haben dürften, in den elitären Zirkel aufzusteigen. Die grössten Chancen hat noch der Luxuskonzern LVMH. Mit einem Börsenwert von 397 Milliarden Dollar ist er allerdings noch meilenweit davon entfernt. Doch sollte es gelingen, das durchschnittliche Kurstempo der vergangenen fünf Jahre von 39,4 Prozent beizubehalten, wäre die Billion in 33 Monaten, also knapp drei Jahren erreicht. Wer in den Billionen-Club investieren will, aber das Einzelrisiko scheut, kann in einen Indexfonds auf den Mega-Cap-Index Dow Jones Global Titans 50 investieren. Die Wertentwicklung kann sich sehen lassen. In den vergangenen zehn Jahren hat der Titanenindex 13,2 Prozent im Jahr gemacht und damit den Vergleichsindex MSCI ACWI geschlagen, der Jahr für Jahr lediglich 11,2 Prozent zugelegt hat. Dieser Artikel erschien zuerst im Bezahlangebot der «Welt» unter dem Titel: Wie Amazon, Apple und Google – diese Aktien besitzen das Billionen-Gen.