Was genau König Charles von Königin Elisabeth II. geerbt hat, wird die Öffentlichkeit erst frühestens 90 Jahre nach ihrem Tod erfahren. Wie die Testamente anderer Könige vor ihr ist auch das Testament der Königin neun Jahrzehnte lang versiegelt und in einem Safe eingeschlossen. 

In einem «Forbes»-Bericht über den Reichtum der Monarchie wurde Charles‘ Erbe von der Königin aber auf ein persönliches Vermögen im Wert von 500 Millionen US-Dollar geschätzt, das gebunden ist in diversen Anwesen und teilweise auch aus Sachanlagen besteht: Kunst, Schmuck, Briefmarken.

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Und das ist noch nicht alles. Als Monarch übernimmt Charles auch Institutionen, die laut «Forbes» ein Vermögen von 42 Milliarden Dollar verwalten. Dazu gehören eine Reihe von Immobilien wie Buckingham Palace und Windsor Castle sowie das Herzogtum Lancaster, das im März 2022 mit 652,8 Millionen Pfund bewertet wurde und sich im Besitz eines Treuhandfonds des Monarchen befindet.

Darüber hinaus musste Charles aufgrund eines Abkommens mit der britischen Regierung aus dem Jahr 1993, das die Übertragung von Eigentum und persönlichen Vermögenswerten von einem Herrscher auf einen anderen von der Steuer befreit, keine Erbschaftssteuer auf seine Gewinne zahlen. 

Einkünfte aus Immobilien

Ein grosser Teil von Charles‘ Vermögen stammt aus dem Sovereign Grant, einem vom Steuerzahler finanzierten Zuschuss, der dem Monarchen gewährt wird. Jedes Jahr erhält der Monarch Mittel daraus. Auf der Website der königlichen Familie heisst es, dass der Zuschuss, der 2011 vom Parlament beschlossen wurde und 2012 in Kraft trat, dem Monarchen vom britischen Finanzministerium gewährt wird.

Als Gegenleistung überlässt die königliche Familie ihre Gewinne aus dem Crown Estate – einer grossen Sammlung von Grundstücken und Immobilien, die von einer unabhängigen Organisation verwaltet werden – dem Schatzamt, damit sie der britischen Wirtschaft zugute kommen, heisst es auf der Website. Ihr ist zu entnehmen, dass das Portfolio des Crown Estate einen Wert von über 7,3 Milliarden Pfund hat und auch Unkonventionelles wie «Rinderfarmen im Norden Schottlands» oder den «Portland-Steinbruch in Dorset» umfasst.

Obwohl der Sovereign Grant und der Crown Estate getrennte Einheiten sind, wird die Höhe des Geldes, das der regierende Monarch jedes Jahr durch den Grant erhält, durch die Gewinne des Crown Estate bestimmt. Jedes Jahr erhält der Monarch Mittel in Höhe von 25 Prozent der Gewinne des Crown Estate aus den beiden Vorjahren.

Members of the military march near Buckingham Palace in central London, Tuesday, May 2, 2023 during a rehearsal for the coronation of King Charles III which will take place at Westminster Abbey on May 6. (AP Photo/Vadim Ghirda)

Buckingham Palace im Herzen Londons: Probe für die Krönungszeremonie von King Charles III.

Quelle: Keystone

Einem im Juni 2022 veröffentlichten Bericht zufolge belief sich der Nettogewinn 2021 auf 312,7 Millionen Pfund. Aus einem im März veröffentlichten Bericht des britischen Finanzministeriums geht hervor, dass sich der Betrag, der dem Monarchen im Jahr 2023 zur Verfügung gestellt wurde, auf 86,3 Millionen Pfund belief.

Auf der Website der britischen Regierung heisst es, dass die Gelder aus dem Sovereign Grant die «offiziellen Geschäfte» des Königs unterstützen, darunter königliche Veranstaltungen und Reisen zu offiziellen Anlässen. Die Gelder aus dem Sovereign Grant werden auch zur Bezahlung des königlichen Personals und zur Deckung der Ausgaben für den offiziellen Haushalt des Monarchen sowie für die Instandhaltung der königlichen Paläste verwendet.

Der Reichtum des Königs

Als Monarch ist Charles das Oberhaupt der riesigen Immobiliensammlung, zu der auch der Buckingham Palace und der Tower of London gehören – technisch gesehen gehören ihm diese Immobilien jedoch nicht. Sie gehören dem Monarchen nur «im Namen der Krone» und auch nur für die Dauer der Regentschaft. Sie werden treuhänderisch für alle künftigen Royals verwaltet, was bedeutet, dass sie nicht verkauft werden können.

«Forbes» schätzt den Wert des Buckingham Palace, des berühmtesten Wohnsitzes der Krone, auf 4,9 Milliarden Dollar. Der Wert von Clarence House, ebenfalls in London, wird auf 72 Millionen Dollar geschätzt. Die «Times» berichtete im Oktober, dass Charles und Camilla, die angeblich seit 2003 in dem Haus wohnen, auch weiterhin dort wohnen werden, während der Buckingham Palace bis 2027 umfassend renoviert werden soll.

Charles besitzt privat noch andere Immobilien, etwa das Schloss Balmoral in Schottland, das von «Forbes» auf 118 Millionen Dollar geschätzt wird, und das Anwesen Sandringham in Norfolk, England, das auf 73 Millionen Dollar geschätzt wird. Er könnte sie verkaufen, wenn er wollte.

Schloss Balmoral.

Zum Immobilienportfolio von Prinz Charles gehört auch das 118-Millionen-schwere Schloss Balmoral in Schottland, die einstige Sommerresidenz von Queen Elizabeth II. inmitten des Cairngorms Nationalparks. 

Quelle: IMAGO / Kay-Helge Hercher

Der Monarch muss keine Erbschaftssteuer auf die Ländereien zahlen, da 1993 ein Abkommen mit der britischen Regierung geschlossen wurde, das die Übertragung von Eigentum und persönlichen Vermögenswerten von einem Herrscher auf einen anderen von der Steuer befreit. 

Charles erbte das Herzogtum Lancaster, einen Besitz im Wert von rund 820 Millionen Dollar, der dem britischen Monarchen gehört. Das Herzogtum ist ein Portfolio von Land und anderen Vermögenswerten, das sich seit Generationen im Besitz der königlichen Familie befindet und auf das Jahr 1265 zurückgeht, als Heinrich III. seinem Sohn Edmund I. Land schenkte. Laut dem Bericht von 2022 ist das Herzogtum seit 1399 der persönliche Besitz des regierenden Monarchen.

Lancaster wird nicht von den britischen Steuerzahlern finanziert und macht einen Grossteil des so genannten «Privy Purse» aus, das auf der Website der königlichen Familie als die privaten Finanzen und Besitztümer des Herrschers definiert wird.

Im März 2022 wurde das Herzogtum laut Finanzbericht mit 652,8 Millionen Pfund bewertet. Der Monarch hat keinen Anspruch auf den gesamten Wert des Herzogtums, aber er hat Zugang zu den Einkünften. Betriebsgewinn 2022: 24 Millionen Pfund, zugeteilt dem Monarchen zur privaten Verwendung.

Während der Betrag an den Monarchen geht, wurde ein Teil dieses Geldes für Ausgaben für bestimmte arbeitende Royals ausgegeben, die keine öffentlichen Mittel erhalten, berichtete Town & Country.

Herzogtum Cornwall ging an Prinz William

Bevor er das Sovereign Grant erbte, besass Charles das als Herzogtum Cornwall bekannte Privatanwesen. Wie das Herzogtum Lancaster ist auch das Herzogtum Cornwall eine grosse Ansammlung von Grundstücken, die sich im Privatbesitz des Thronfolgers befinden. Auf der Website des Herzogtums heisst es, dass das Anwesen 1337 von Edward III. gegründet wurde. Heute gehören dazu das Oval Cricketfeld in London, Ferienhäuser in Cornwall, Wales und auf den Scilly-Inseln sowie weitere Immobilien.

Das Herzogtum Cornwall wurde nach dem Tod der Königin an Prinz William vererbt. Auf der Website des Herzogtums heisst es, dass die Einnahmen aus dem Vermögen für «öffentliche, private und wohltätige Aktivitäten des Herzogs und seiner unmittelbaren Familie» verwendet werden.

William und Kate besuchen ein Museum in Falmouth, Cornwall.

William und Kate besuchen das erste Mal als Prinz und Prinzessin von Wales Cornwall, wo sie eine Ansammlung von Grundstücken besitzen.

Quelle: IMAGO / Cover-Images

«Forbes» berichtete letztes Jahr, dass das Herzogtum Cornwall auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt wird. Dem Bericht zufolge verdiente Charles in diesem Jahr etwa 27 Millionen Dollar mit dem Herzogtum, bevor er es an William weitergab. Der Website des Herzogtums ist zu entnehmen, dass Charles die Einnahmen vor seiner Thronbesteigung in erster Linie zur Finanzierung seiner wohltätigen Arbeit und zur Unterstützung seiner Familie verwendet hat.

Charles besitzt die grösste britische Marke für Bio-Lebensmittel 

Als Teil des Nachlasses besass Charles auch Duchy Organic, die grösste britische Marke für Bio-Lebensmittel und -Getränke. Die Gewinne aus diesem Unternehmen, das an William vererbt wurde, gehen an wohltätige Zwecke.

Charles gründete Duchy Organic – damals noch unter dem Namen Duchy Originals – im Jahr 1990 als Prinz von Wales, um die Produkte seiner Farm Duchy Home Farm in der Nähe seines Landsitzes Highgrove House in Tetbury, Gloucestershire, zu vermarkten.

Im Jahr 2020 teilte ein Sprecher des Clarence House der BBC jedoch mit, dass Charles den 20-jährigen Pachtvertrag für die Duchy Home Farm nicht verlängern und stattdessen «weiterhin biologisch in Sandringham anbauen» werde.

Dennoch hat sich Duchy Organic laut Waitrose, einer grossen Lebensmittelkette, die seit 2009 eine Partnerschaft mit der Marke unterhält, zur grössten Eigenmarkenmarke für Bio-Lebensmittel und -Getränke in Grossbritannien entwickelt.

Royal fans who have spent the night camping out along the Mall, part of the Coronation route, wake up and leave their tents in London, Friday, May 5, 2023. King Charles III will be crowned king on Saturday,May, 6, in Westminster Abbey .(AP Photo/Alessandra Tarantino)

Ein Land steht Kopf: Fans bringen sich schon einen Tag vor der Krönungszeremonie in Stellung, um die besten Plätze im besten Outfit zu haben.

Quelle: Keystone

Die Gewinne aus den Duchy Organic-Produkten gehen an den Prince of Wales’s Charitable Fund, der nach eigenen Angaben seit Beginn der Partnerschaft mit Waitrose über 42,6 Millionen Dollar erhalten hat. Laut seiner Website stellt der Fonds Zuschüsse für eine Vielzahl von Gemeindeprojekten zur Verfügung.

Der König als Künstler

Charles hat auch ein kleines Vermögen als einer der erfolgreichsten lebenden Künstler Grossbritanniens gemacht. Die Gemälde des Königs – viele von ihnen zeigen königliche Anwesen und Landschaften auf der ganzen Welt – wurden in zahlreichen Ausstellungen und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen gezeigt. 

Zwischen 1997 und 2006 hat Charles schätzungsweise 2,5 Millionen Dollar mit dem Verkauf von Drucken seiner Aquarelle aus dem Laden seines Landsitzes Highgrove House in Gloucestershire eingenommen, wie «The Telegraph» 2016 berichtete. Die Gewinne gingen demnach an die Wohltätigkeitsstiftung des damaligen Prinzen von Wales, heutigen Königs.