Es gibt gute Gründe, warum Anlegende bei einem Spin-off vom Mutter- zum Tochterkonzern umsteigen sollten

Es wurde schon lange erwartet, dass Novartis ihre Generika-Sparte abspaltet. Gestern Donnerstag wurde es offiziell verkündet. An der Börse löste das nichts aus, weil es bereits im Aktienkurs einberechnet war. Erwartet wurde es unter anderem auch, weil Spin-offs bei Big Pharma derzeit der heisse Trend sind. Das lässt sich an den erst kürzlich erfolgten Transaktionen festmachen. Erst am 18. Juli ging Haleon an die Börse in London. Das ist der Spin-off des britischen Pharmariesen GSK, der nicht verschreibungspflichtige Gesundheitsprodukte herstellt. Darunter etwa Sensodyne-Zahnpasta, Panadol-Schmerzmittel und Centrum-Vitamine. Bereits am 6. Mai ging mit Euroapi eine Abspaltung des französischen Pharmagiganten Sanofi an die Börse in Paris. Euroapi ist der grösste Hersteller von pharmazeutischen «Grundstoffen» (sogenannten API) in Europa. Gutes Business für Investmentbanker Nun also Novartis mit ihrer Generikasparte. Bis diese an die Börse kommt, wird es noch lange dauern. Erst im nächsten Jahr soll es so weit sein. So eine Börsenplatzierung von einem Spin-off ist eben eine komplizierte Transaktion. Beraterinnen und Investmentbanker verdienen gut daran, können viele Arbeitsstunden verrechnen. Kein Wunder, wird die Idee für so einen Spin-off meist von Beraterinnen und Beratern gefördert und dem Management schmackhaft gemacht. Grundsätzlich ist die Logik dahinter, dass eine Konzentration auf die Kernkompetenzen den Wert von Firmen steigern sollte. Wenn Novartis sich künftig auf Medikamente mit Patentschutz konzentrieren kann und Sandoz auf Generika, dann sollten – so die Theorie – beide separat zusammengerechnet mehr wert sein, als sie zuvor unter einem gemeinsamen Dach waren. Sozusagen soll hier eins plus eins gleich drei sein. Ganz klar ist für die Berater, welche Unternehmensteile Pharmafirmen behalten und welche sie abstossen sollen. Jene mit Preissetzungsmacht behalten, die anderen verkaufen. Zum Beispiel haben Firmen, die Zahnpasta verkaufen, wenig Macht über die Preise ihrer Produkte, aber sehr wohl jene, die ein effektives, patentiertes Krebsmedikament herstellen. Die Töchter gewinnen Trotzdem hat die Aktie von GSK seit dem 18. Juli, dem Tag der Abspaltung, 23 Prozent an Wert verloren, deutlich mehr als die abgespaltene Zahnpastahersteller-Tochter Haleon, die «nur» 16 Prozent verloren hat. Euroapi, die abgespaltene Tochter von Sanofi, hat sich sogar noch besser geschlagen als der Mutterkonzern. Während Euroapi seit dem ersten Börsentag 15 Prozent gewonnen hat, verlor Sanofi 16 Prozent. Die beiden jüngsten Beispiele des Spin-off-Trends bei Big Pharma könnten also einen Hinweis darauf geben, dass Anlegerinnen und Anleger beim Spin-off-Börsengang vom Mutterkonzern auf die Tochterfirma umsteigen sollten. Geringe Erwartungen an Spin-offs Natürlich ist das keine grosse Statistik. Es sind zwei Einzelfälle. Trotzdem könnte es auf eine dahinterliegende Systematik hinweisen: Wenn ein Mutterkonzern eine Abspaltung vornimmt, steigen die Erwartungen im Vorfeld, dass die Firma in Zukunft noch erfolgreicher sein wird, weil sie sich auf die vermeintlich guten Geschäfte mit Preissetzungsmacht konzentrieren kann. Diese hohen Erwartungen können aber enttäuscht werden – mit negativen Folgen für den Aktienkurs des Mutterkonzerns. Gleichzeitig sind die Erwartungen an die Abspaltungen relativ gering, leichter zu übertreffen, mit positiveren Folgen für den Aktienkurs. Gut möglich also, dass Anlegende beim Börsengang von Sandoz besser fahren, wenn sie vom Mutterkonzern zur Tochter umsteigen. Mehr zum Thema Der Sandoz-Deal: Was Sie dazu wissen müssen Abspaltung von Sandoz: Jetzt muss Vas Narasimhan liefern Das teuerste Medikament der Welt kostet nun 2,8 Millionen Dollar Ranking: Roche, Nestlé und Novartis sind die wertvollsten Schweizer Marken

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Spin-off-Zeit bei Big Pharma – ein Hoch auf die Töchter