Europas Börse mit massiver Underperformance

Europa und der Euro stecken in der Dauerkrise. Seit Jahresbeginn hat die Gemeinschaftswährung rund 7 Prozent verloren. Damit summiert sich der Währungsverlust seit der Jahrtausendwende auf satte 40 Prozent. Für Schweizer-Franken-Anlegende sind es zwei verlorene Jahrzehnte. Der europäische Aktienmarkt, gemessen am MSCI Europe Index, bringt in Franken gerechnet eine negative Rendite. Er hat sich seit Januar 2000 praktisch halbiert. Gelistet im MSCI Europe sind 429 Unternehmen aus dem Large- und Mid-Cap-Bereich von 15 Nationen. Er deckt etwa 85 Prozent der um den Streubesitz bereinigten Marktkapitalisierung des Aktienuniversums der europäischen Industrieländer ab. Die Bilanz ist desaströs, insbesondere im Vergleich zum MSCI USA, der mit 628 Unternehmen das Gros des US-Marktes einfängt. In Franken gerechnet bringt der MSCI USA eine Rendite von 64 Prozent, obschon sich der Franken in dieser Zeit auch gegenüber dem Dollar aufgewertet hat. Der MSCI Emerging Markets Index liefert in Franken gerechnet immerhin noch 19 Prozent. Im Index gelistet sind 1382 Unternehmen aus 24 Schwellenländern. Der MSCI Switzerland schafft es in diesem Zeitraum auf eine Performance von 48 Prozent. Gemessen am Swiss Performance Index bleibt sogar ein Gewinn von 180 Prozent. Das sind fast 5 Prozent pro Jahr. Firmen wie Sika und Straumann glänzen mit einer Performance von deutlich über 2000 Prozent. Schweizer Firmen im Vorteil «Auch wenn die Vergangenheit kein Massstab für die Zukunft ist, dürfte sich an diesem Trend wohl wenig ändern», sagt Raiffeisen-CIO Matthias Geissbühler in einer Studie vom September. Der europäische Aktienmarkt gehöre mittlerweile zu den günstigsten. Viel Negatives sei eingepreist. Für ein baldiges Revival spreche aber nur wenig. Tatsächlich zeigen die Indikatoren weiter nach unten. Die Konflikte nehmen zu. Der Kampf um die Energie hat eben erst begonnen – und schon kommt der Herbst mit dem nächsten Covid-Dämpfer. Die globale Wirtschaft lahmt. Die steigenden Lebensmittelpreise erhöhen den politischen Druck, und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kämpfen mit den Unternehmen um die Anhebung der Löhne, während die Notenbanken gegen die Inflation zu Felde ziehen. Aus Anlageperspektive heisst das: Es wird stürmischer werden, allen voran in Europa. In diesem Umfeld sind Schweizer Unternehmen besser positioniert. Sie haben eine gewisse Preissetzungsmacht, was sich an der hohen Nettoeinkommensmarge zeigt, die gemäss Angaben der Bank J. Safra Sarasin bei knapp 15 Prozent und damit auch deutlich über den Werten der USA liegt. Heisst im Klartext: Schweizer Firmen haben einen strukturellen Vorteil.