Julia Angeles von Baillie Gifford über ihre Aktienfavoriten

Wenn die Börsenkurse fallen, ist das schlecht für alle, die schon Aktien haben. Anderseits ist es gut für jene, die noch Kapital haben, mit dem sie Aktien zukaufen können, denn sie erhalten tiefere Einstiegskurse. Aber die Kurse können natürlich noch tiefer fallen. Die kurzfristige Richtung der Kurse ist sowieso kaum zu prognostizieren, weswegen schnelle Gewinne meist mehr Traum bleiben als Realität werden. Für Anlegende dürfte es also besser sein, mit tieferen Einstiegskursen langfristig orientiert in Aktien zu investieren. Das geht einerseits über breite Indexfonds, etwa einen Weltaktien-Indexfonds, wie er von fast allen grossen Vermögensverwaltern angeboten wird. Etwa den iShares Core MSCI World oder den Vanguard FTSE All-World UCITS ETF, der auch in Schweizer Franken gekauft werden kann (ISIN: IE00B3RBWM25). Neben dem breiten Investment in einen Weltaktienfonds können für risikofreudige Anleger auch Einzelaktien attraktiv sein. Um sich hier Anlageideen zu holen, können Anlegende darauf schauen, wo erfolgreiche Grossinvestoren investieren. Ein solcher ist der schottische Vermögensverwalter Baillie Gifford. Er hatte schon im Jahr 2013 viel Geld in Tesla investiert, als die Aktie noch bei 6 US-Dollar notierte – und jetzt weit über 200 Dollar. Zeitweise waren die Schotten mit 7,7 Prozent der grösste externe Eigentümer von Tesla. Inzwischen ist deren Anteil an der Firma auf unter 1 Prozent gefallen. Das Beispiel von Tesla zeigt den Investment-Ansatz der Firma: Frühzeitig erfolgversprechende Firmen identifizieren, gross einsteigen und lange dabeibleiben, fünf bis zehn Jahre. Das gelang der Firma vor Tesla auch schon bei Amazon. Moderna kann mit viel geringeren Risiken forschen Julia Angeles arbeitet seit dem Jahr 2008 für den schottischen Vermögensverwalter und ist für Investments in Firmen in der Gesundheitsbranche verantwortlich. Früh war Baillie Gifford in die Biotech-Firma Moderna investiert, lange bevor Covid-19 ein Thema war. Baillie Gifford hält heute über 10 Prozent an der Firma, und Angeles ist vom künftigen Erfolg überzeugt. Die Firma habe Biotech neu erfunden, so Angeles. Dank ihrer Technologie könne mit viel geringeren Risiken nach neuen Medikamenten geforscht werden, als traditionelle Pharmafirmen das bisher hätten tun können. «Auf der Forschungsplattform, die Moderna geschaffen hat, können viele weitere neue Therapien gefunden werden, um ein breites Spektrum an ungedeckten Bedürfnissen zu erfüllen», sagt sie. Moderna verfüge auch bereits über ein fortgeschrittenes Forschungsprogramm in der Onkologie. Letztere gilt bei Pharmafirmen als besonders lukrativ. Auf dem Weg zur Marktreife von neuen Produkten wird mehr ausgelagert Dass die Zinsen gestiegen seien und Kapital knapper werde, habe an ihrer Investmentstrategie nichts geändert, so Angeles. Sie schaue darauf, dass die Firmen, in die sie investiere, über genug Kapital verfügen, um ein Produkt wirklich zur Marktreife zu bringen. Sie sagt: «Im Gesundheitsbereich ist der Weg zur Marktreife kapitaleffizienter geworden.» Die Firmen würden dabei auch mehr Arbeit outsourcen. Vom Outsourcing profitiere zum Beispiel die chinesische Firma Wuxi Biologics. Sie bietet sowohl jungen als auch etablierten Biotech-Unternehmen Dienstleistungen im Bereich der Arzneimittelentwicklung und -herstellung an. «Das Unternehmen arbeitet schneller, billiger und mit besserer Qualität als alle anderen in der Outsourcing-Branche», so Angeles, die die Schweizer Lonza als einen Konkurrenten von Wuxi Biologics erwähnt. Social Network für medizinisches Fachpersonal Angeles ist schon länger bei Wuxi Biologics investiert. Erst kürzlich gekauft hat sie Aktien von der US-Firma Doximity. Das ist ein soziales Netzwerk für medizinisches Fachpersonal. Es bietet den Mitgliedern kuratierte medizinische News, Telemedizin-Tools und Fallzusammenarbeit. «Die ermöglichen Ärzten, bessere Ärzte zu sein», formuliert Angeles. Das sei der Grund, warum Ärztinnen und Ärzte dort ein Abo lösen. Aber Geld verdiene die Firma mit den Abos nicht wirklich, sondern mit Werbung von Pharmafirmen, die bei Doximity sehr zielgerichtet an Ärzte gerichtet werden könne. Die Plattform sei schon profitabel und wachse stark. In Japan gäbe es die Firma M3, die ein ähnliches Modell verfolge. Dort ist Angeles schon länger investiert. Dutzende seltene Krankheiten Grösstes Investment im Portfolio von Angeles ist derzeit Argenx. Die Firma hat sich auf Antikörper spezialisiert, die Menschen mit seltenen Autoimmunkrankheiten helfen. Etwa Myasthenia gravis, bei der die Übertragung von Nervensignalen auf die Muskeln gestört ist. Ein Produkt dazu sei kurz vor der Kommerzialisierung. Angeles gefällt, dass das von Argenx angewandte Verfahren zur Entwicklung von Therapien für eine dieser seltenen Krankheiten auf weitere seltene Krankheiten angewendet werden kann. So könnte die Firma kosteneffizient Therapien für Dutzende seltene Krankheiten finden. Das zweitgrösstes Investment ist die Firma Shockwave Medical. Sie behandelt Verkalkungen der Blutgefässe mit Schallwellen. Das funktioniere sehr gut und die Firma sei sehr schnell gewachsen. Das zeigt sich auch an der Aktie, deren Wert sich seit Börsenstart im Jahr 2019 verachtfacht hat Weitere grosse Positionen von Angeles sind Genmab, Alnylam Pharmaceuticals, Sartorius Group, Edwards Lifesciences und Illumina.

Julia Angeles von Baillie Gifford über ihre Aktienfavoriten

Die neuen Teslas und Amazons in der Gesundheitsbranche