US-Bundesstaaten wie South Dakota und Nevada erscheinen als neue Offhore-Zentren

Es ist wieder so weit. Das «International Consortium of Investigative Journalists» ICIJ publiziert Terrabytes an Daten über Offshore-Anlagen von Politikern und Prominenten. Die Aktion ähnelt früheren «Leaks» oder «Papers» aus derselben Organisation, etwa den «Offshore Leaks» (2013), «Luxemburg Leaks» (2014), «Swiss Leaks» (2015), «Panama Papers» (2016) oder «Paradise Papers» (2017). Allerdings mit einem kleinen Unterschied. Schon damals tauchten Daten und Einsichten auf, die kaum von einer einzelnen Quelle stammten – beziehungsweise die kaum von einem einzelnen Hacker oder nur einem Whistleblower entwendet worden sein konnten. Es waren teilweise gewaltige Mengen an Daten, die über mehrere Unternehmen, Server und Kontinente verstreut waren. Aber welche Organisation hatte das Potenzial für derartige Ausgrabungen? In welchem Interesse? Cui bono? Jedenfalls erhöhten die Publikationen den Druck auf korrupte Politiker wie auf Steuerbetrüger, was zur politischen Grosswetterlage nach der grossen Finanzkrise passte: Die Industriestaaten, allen voran die USA, erhöhten den Druck auf diskrete Geldoasen. Auf der anderen Seite stieg allerdings die Attraktivität der Schatten-Finanzplätze in den USA, etwa Delaware oder Miami. Denn im Gegensatz zu Panama oder der Schweiz tauchten diese in den «Leaks» oder «Papers» nicht auf. Steueroasen und Schwarzgeld-Finanzplätze – so das Bild – finden sich nur in der Karibik, am Mittelmeer, in den Alpen oder in tropischen Gegenden von Asien. Irgendwie schienen die Aufdeckungen damit auch eine Weisheit von Oswald Grübel zu bestätigen: Wer als Ausländer Steuern hinterziehen will, verstecke sein Vermögen einfach in den USA, so ein Spruch des legendären Grossbankers. Amerika sei schliesslich «die grösste Steueroase der Welt». Prärie statt Palmen In der Ära Trump gab es dann eine Pause mit den Lecks (abgesehen von den etwas spezielleren «Luanda Leaks» 2020). Jetzt aber hat eine anonyme Quelle dem ICIJ nochmals Material zugespielt – und zwar so viel wie nie zuvor. Diesmal werden die Informationen unter dem Titel «Pandora Papers» veröffentlicht. Die Papiere enthalten Daten von 14 «Offshore Service Providern», also von Treuhändern, Anwälten, Vermögensverwaltern oder Beratungsfirmen, die bei der Geldanlage in fernen Gegenden behilflich sind. Die Service Provider befinden sich in Jurisdiktionen wie Panama, Belize, Hongkong oder den Seychellen. Und auf der anderen Seite bietet das Material Einblick die Investments von 336 Politikern mit Schwerpunkt Osteuropa, Lateinamerika und Asien. US-Politiker sind nicht dabei. Es erinnert also ans alte Muster – aber es gibt einen Unterschied: Nun sind auch US-Bundesstaaten, die sich zunehmend zu Steueroasen entwickeln, ein Thema des ICIJ beziehungsweise ein Stoff in den Unterlagen. Zwei davon werden speziell genannt: South Dakota und Nevada. Sie bieten tiefe Steuern; und sie legten obendrein in den letzten Jahren durch weitergehende Trust-Regulierungen eine neue Geheimnisschicht über Geldanlagen. Sodass sie in dieser Hinsicht mit den klassischen Geldverstecken in der Karibik mithalten können. «Eine wachsende Offshore-Destination, die im Leak ausgebreitet wird, ist so weit entfernt von einer tropischen Insel wie nur möglich: es ist der landumschlossene US-Staat South Dakota», schreibt das ICIJ. Nachdem im Präriestaat der Schutz von Geldanlagen in Trusts stetig ausgebaut wurde, lagern dort inzwischen 360 Milliarden Dollar, die in solchen Vehikeln angelegt sind – eine Vervierfachung innerhalb eines Jahrzehnts. South Dakota hat gut 800'000 Einwohner. Dazu ein Grössenvergleich: In der Schweiz, 8,6 Millionen Einwohner, liegen ausländische Offshore-Gelder im Umfang von etwa 2200 Milliarden Dollar. Als Beispiel in den Papers dient die Familie des ehemaligen Vizepräsidenten der Dominikanischen Republik, der auch diverse Zuckerfirmen im karibischen Staat geleitet hat. Sie hat mehrere Trusts in South Dakota eingerichtet. Nun sind diese Zustände sind nicht ganz neu (siehe etwa hier), doch dass sie auch in einer «Papers»- beziehungsweise «Leaks»-Aktion berücksichtigt werden, ist doch speziell. Aber inzwischen, im Jahr 2021, steht die Anprangerung auch gar nicht mehr so im Widerspruch zu den Interessen der Regierung in Washington. Präsident Joe Biden hat mehrfach klargestellt, dass er den Kampf gegen die internationale Korruption als Aufgabe der nationalen Sicherheit betrachtet. (rap)

US-Bundesstaaten wie South Dakota und Nevada erscheinen als neue Offhore-Zentren

Liebe Steuerhinterzieher: Hier versteckt man heute Geld