Manchester United und Teamviewer wollen sich trennen

Der deutsche Softwarekonzern Teamviewer will vorzeitig aus dem Sponsoringvertrag mit Manchester United aussteigen. Hintergrund ist ein aktivistischer Investor, der das Marketingengagement scharf kritisiert hat. Teamviewer steht unter der Leitung des ehemaligen Sunrise-Managers Oliver Steil. Nach «vertraulichen und konstruktiven» Gesprächen hätten der englische Premier-League-Verein Manchester United und der deutsche Konzern «eine für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung getroffen», heisst es in einer Medienmitteilung. Die Briten hätten die Möglichkeit, die Rechte am Haupttrikotsponsoring zurückzukaufen und an einen Investor zu veräussern, der mehr bietet als Teamviewer. Der Softwarekonzern hat sich die Sponsoringrechte in einer Zeit der Unsicherheit gesichert. Teamviewer kündigte die Partnerschaft im März 2021 an, mitten in einem durch die Covid-Pandemie geschwächten Markt. Sie war auf fünf Jahre angelegt war und lag deutlich unter dem, was der frühere Sponsor Chevrolet zahlte. Teamviewer legt als Trikotsponsor gemäss britischen Medien rund 47 Millionen britische Pfund pro Jahr auf den Tisch, Chevrolet zahlte 64 Millionen Pfund. Fussball-WM als Katalysator Manchester könnte also die Gunst der Stunde nutzen und vom neuen Fussballfieber in Afrika, Asien und den USA profitieren. Im Sog der Fussball-WM ist es durchaus denkbar, einen neuen, potenten Investor zu finden, dies auch vor dem Hintergrund, dass die nächste WM in den USA stattfinden wird und König Fussball immer mehr Menschen in den Bann zieht. Für Teamviewer umgekehrt ergibt sich die Chance, einen gewichtigen Kostenblock loszuschlagen und den Gewinn pro Aktie innert Kürze massiv zu steigern. Das ist genau das, worauf Petrus Advisers, ein aktivistischer Investor, seit einiger Zeit drängt. Die Aktie des Unternehmens, das in Deutschland kotiert ist, hat denn auch positiv auf die Nachricht reagiert. Am frühen Freitagmorgen, nachdem die Nachricht die Runde gemacht hatte, sprang die Aktie fast zehn Prozent nach oben, im Verlauf des Tages lösten sich einige der Gewinne aber wieder auf. Unterm Strich bleibt ein Plus, wenngleich ein bescheidenes, zumal vieles noch immer unklar ist. Niemand weiss, wie schnell und zu welchen Bedingungen genau die Deutschen aus dem Vertrag kommen. Das wird letztlich davon abhängen, wer sich als Trikotsponsor anbietet. Die üblichen Verdächtigen aus dem arabischen Raum sind bereits auf der Brust europäischer Top-Vereine: Etihad bei Manchester City, Emirates bei Real Madrid, Qatar bei Paris Saint-Germain. Durchaus denkbar ist, dass ein Unternehmen aus dem asiatischen Raum auf die Brust der «Roten Teufel» drängt. In den Top-Charts der teuersten Trikotsponsoren fehlen allen voran Namen aus China, dabei ist der chinesische Markt gigantisch – und die Premier League ein Quotenknaller. Eigentümer wollen Manchester verkaufen Nicht ganz unwichtig im Reissen um das Trikot des Traditionsvereins dürfte schliesslich die Tatsache sein, dass der Fussballklub als Ganzes im Schaufenster steht. Der Club gehört mehrheitlich ins Reich der US-amerikanischen Glazer-Familie. Das Milliardenvermögen der Familie stammt aus Immobiliengeschäften, Banken, dem Gesundheits- und Medienbereich. Die Familie war zeitweise grösster Anteilseigner bei Harley Davidson und kaufte Bush Senior einst eine Öl-Firma ab. Letzten Monat bestätigten die Eigentümer, dass sie den Verein zum Verkauf gestellt haben und sich um neue Investitionen bemühen würden. Es wird vermutet, dass die Glazer-Familie einen vollständigen Verkauf des Klubs vorzieht, obwohl die Möglichkeit besteht, dass sie einen Teil des Klubs verkauft und weiterhin die Kontrolle behält. Teamviewer ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Göppingen, knapp 40 Kilometer von Stuttgart entfernt. Es ist an der Börse 2,3 Milliarden Euro wert. Als die Firma 2019 aufs Parkett strebte, gelang ihr mit einer Bewertung von 5,25 Milliarden Euro der grösste deutsche Tech-Börsengang seit dem Platzen der Dotcom-Blase. Oliver Steil war damals bereits dabei, für den Rekordbörsengang kassierte er ein Rekordsalär. Das Lohnpaket seinerzeit: 41,3 Millionen Euro.