Miami, Los Angeles, London, Dubai, Zürich: Das sind die grössten Immobiliengoldgruben der Welt

Ackson Waste ist ein Glückspilz. Der Amerikaner kaufte unlängst in Dubois, Pennsylvania, ein Einfamilienhaus für 395’000 Dollar. Der Kaufpreis, den er gemäss «Financial Times» hinblätterte, lag 10’000 Dollar unter dem ausgeschriebenen Preis. Der 26-Jährige profitierte völlig unerwartet von einem Preisrückgang, der ihn diebisch freut, der Marktbeobachterinnen und Marktbeobachter hingegen Sorgenfalten auf die Stirn zaubert. Ist die Party vorbei, fragen viele? Eine Party, die sich beinahe in jeder Ecke dieser Welt abspielte. Die Notenbanken weltweit hatten ihre Schleusen geöffnet und den Markt mit billigem Geld überflutet. In einem Drittel der 25 untersuchten Metropolen sind die Eigenheimpreise in den vergangenen zehn Jahren um rund 60 Prozent gestiegen. Schön für Immobilieninvestorinnen, die sich angesichts derartiger Preissteigerungen eine goldene Nase verdienten. Schlecht für Neukäufer: Mittlerweile sind 21 der von UBS-Ökonomen und Ökonominnen untersuchten 25 Städte überbewertet, bei 9 besteht gar ein Blasenrisiko. 118 Prozent in Miami Am verrücktesten stiegen die Preise in US-Städten. Im sonnenscheinverwöhnten Miami kletterten sie innert zehn Jahren um sagenhafte 118 Prozent. Speziell vermögende New Yorkerinnen und New Yorker kauften sich in Cape Coral, Tampa oder Jacksonville ein, denn mit seinen weissen Stränden, dem guten Wetter und den ausgezeichneten Gastro-Tempeln steht Miami auf der Hip-Skala ganz oben. Und da die Zahl der angebotenen Wohnungen nicht mit der Nachfrage an Kaufwütigen mithalten konnte, gingen die Preise immer weiter nach oben. Ebenfalls rasant stiegen die Preise in Los Angeles. Im Auffangbecken der Schönen und Reichen Hollywoods zahlt man heute 83 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Gemäss der Association For International Real Estate Investors (Afire) hat sich die Stadt der Engel zum begehrtesten Markt für Investorinnen und Investoren auf der ganzen Welt entwickelt. «Mehr als 42 Prozent der Häuser in Los Angeles werden über dem geforderten Preis verkauft», sagt David Rae, Finanzplaner in Los Angeles. «Es gibt viele Menschen hier, die verzweifelt versuchen, 1-Millionen-Dollar-Häuser zu kaufen.» Doch mittlerweile stockt das US-Immobiliengeschäft. Die Anträge auf Hypotheken sind in diesem Jahr um einen Drittel eingebrochen, während sich die Hypozinsen mehr als verdoppelten. Goldman Sachs stellte fest, dass 9 Prozent der ausgeschriebenen Objekte die Preise gesenkt haben. Lotfi Karoui, Chef-Kreditstratege von Goldman, geht noch immer davon aus, dass US-weit gesehen eine Korrektur vermieden werden kann. Er erwartet jedoch, dass 39 Prozent der Ballungsräume Preisrückgänge erleben werden. Kanadischer Boom hausgemacht Als wahre Immobiliengoldgrube entpuppte sich Kanada. Die Immobilienpreise in Vancouver und Toronto haben sich in den letzten 25 Jahren mehr als verdreifacht. Selbst dieses Jahr stiegen die Preise noch einmal um 14 beziehungsweise 17 Prozent. «Toronto ist endlich auf der Landkarte der Investoren und Investorinnen», sagt Jordon Scrinko, Immobilienmakler bei Precondo. Der Boom ist «hausgemacht». Ausländische Käufer und Käuferinnen besitzen nur 3,4 Prozent aller Wohnimmobilien in Toronto und weniger als 5 Prozent in Vancouver. Überraschend viele Einwohner und Einwohnerinnen Torontos, 68 Prozent, besitzen Wohneigentum. Das ist nach Calgary und Oslo der dritthöchste Wert weltweit. Im Vergleich dazu verfügen in New York 51 Prozent über Wohneigentum, in Zürich nur magere 8 Prozent. «Immobilien in Kanada sind nicht wirklich überteuert», sagt Jordon Scrinko, «es wird nicht zum Platzen einer Blase kommen.» Als Beweis führt er einen Vergleich der aktuellen Preise auf: So liegt der Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung in Toronto bei etwa 8000 Dollar, in Zürich bei 15’000, in New York zwischen 16’500 und 20’000 Dollar, in Hongkong bei unverschämten 30’000 Dollar. Ganz anders sehen dies die Ökonominnen und Ökonomen der UBS. Gemäss dem Global Real Estate Bubble Index rangiert Toronto aktuell auf Platz eins, mit dem grössten Blasenrisiko. «Preiskorrekturen werden bald anstehen», sagt Katharina Hofer, Immobilienspezialistin der UBS. «Die jüngsten Zinserhöhungen der Bank of Canada könnten der letzte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.» Ausländische Investorinnen in Deutschland Auch in Europa finden sich brandheisse Immobilienpflaster. Eines der heissesten ist in Deutschland. In der Finanzmetropole Frankfurt sowie der bayrischen Landeshauptstadt München sind die Preise um 88 respektive 86 Prozent gestiegen. In beiden Städten haben sie sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. «Jahrelang hatte die Main-Metropole in einigen Stadtteilen mit hohen Leerständen zu kämpfen», sagt Hans Herwig Tauz, Immobilienmakler bei Clarus. «Um die Viertel attraktiver zu gestalten, hat sich die Stadtverwaltung für eine veränderte Bebauungsstruktur entschieden.» Eine bessere Vermischung aus Gewerbe und Wohnen sei entstanden, zahlreiche Wohnhochhäuser und Hochhauskomplexe mit Höhen von 100 bis 228 Metern seien fertiggestellt worden. So sei Mainhattan auch für ausländische Investorinnen und Investoren attraktiv geworden, deren Anteil mittlerweile bei 30 Prozent liegt. Zahlreiche Marktteilnehmende sehen mittlerweile Gewitterwolken am Horizont. Die Immobilienpreise der Städte lägen zwischen 15 und 40 Prozent über dem Preis, der sich fundamental begründen lasse, warnte die Bundesbank im Frühjahr. Für die Ökonomen und Ökonominnen der UBS war Frankfurt 2021 die Stadt mit dem weltweit höchsten Blasenrisiko. Dieses Jahr wird die Main-Metropole nur von Toronto überholt. «Die gedämpften Wirtschaftsaussichten und höhere Hypothekenzinsen wirken sich bereits negativ auf die Wohnungsnachfrage», sagt Stephan Kippes vom Marktforschungsinstitut des Immobilienverbands Deutschland (IVD). Bislang habe die Schwierigkeit für Maklerinnen und Makler darin bestanden, Objekte zu akquirieren, das Verkaufen sei der leichtere Job gewesen. Jetzt müssten die Maklerinnen und Makler zeigen, «dass sie auch die hohe Kunst des Verkaufens beherrschen». 500 Käufer für ein Objekt in Zürich Verrücktes spielt sich auch auf dem Immobilienmarkt in Zürich ab. Auktionen sind hier an der Tagesordnung, Objekte gehen an die Höchstbietenden, zu teils astronomischen Preisen. «Es gibt einen regelrechten Hype», bringt Immobilienmakler Claude Ginesta die Situation auf den Punkt. Keine Seltenheit sind bis zu 500 Anfragen für ein ausgeschriebenes Objekt. Die Preise von Eigenheimen sind in den letzten zehn Jahren um 44 Prozent gestiegen. «Selbst während der Corona-Krise hat die Stadt nicht an Attraktivität verloren», sagt Matthias Holzhey, Immobilienspezialist bei der UBS. «Doch es sind mittlerweile vor allem die Einwanderinnen und Einwanderer, die in die Stadt ziehen», so Holzhey. «Viele Einheimische kaufen ein erschwingliches Eigenheim in der Agglomeration oder auf dem Land.» Die Marktakteure hoffen nun aufgrund der Leitzinserhöhungen auf eine Trendwende. Doch bis jetzt deutet wenig darauf hin; die Preise zeigen noch immer stramm nach oben.Wie die Baukosten eines Hauses explodiert sind Wer in der Schweiz bauen will, braucht Geld. Viel Geld. Das zeigt eine Studie der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner. Sie hat die Kosten für den Bau eines Einfamilienhauses erhoben. Dafür wurden rund 100’000 Baubewilligungen untersucht. Das Ergebnis: Die Baukosten für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 170 Quadratmetern und fünf Zimmern liegen heute bei 740’000 Franken. Aber mit dem Hausbau allein ist es nicht getan. Wer bauen will, braucht Land. Und wer nicht das Glück hat, ein Grundstück geerbt zu haben, muss selbst in günstigeren Lagen mit zusätzlichen 20 bis 25 Prozent der Baukosten für das Land rechnen. Ein Neubau summiert sich so schnell auf 1 Million Franken. Mehr lesen Sie hier. Einziges Indiz für eine Abkühlung ist eine verringerte Nachfrage nach Objekten. Mittlerweile melden sich weniger potenzielle Käufer und Käuferinnen für ein ausgeschriebenes Objekt als auch schon. Doch eine interessierte Person reicht für gewöhnlich, um das Objekt an den Mann oder die Frau zu bringen. So schnell dürften die Preise nicht kippen. Denn die Baugesuche für neue Wohnungen sind auf den niedrigsten Stand seit über einem Jahrzehnt gefallen, die Leerstandsquote ist auf ein Rekordtief gesunken – weshalb die Wohnungsknappheit anhalten wird. Warteschlangen für Apartments in Tel Aviv Israels Küstenmetropole wird von schlanken Türmen aus Stahl und Glas geziert, während teure Boutiquen und exklusive Restaurants die gut bezahlten Angestellten verpflegen. Hier ist das Einkommen doppelt so hoch wie das Durchschnittseinkommen im gesamten Land. Zahlreiche Startups, Investorinnen und Investoren liessen sich in Tel Aviv nieder, Technologieunternehmen konnten allein vergangenes Jahr 25 Milliarden Dollar sammeln. «Was immer zurzeit auf den Markt kommt, wird absorbiert», sagt Julian Nathan, Managing Director bei Hold Real Estate gegenüber der «Financial Times». «Es gibt ganze Warteschlangen für ein Appartement.» Die nominalen Hauspreise in Tel Aviv haben sich zwischen 2001 und 2017 etwa verdreifacht. Die Mieten hielten mit den Preissteigerungen Schritt, was eine grundlegende Wohnungsnot widerspiegelt. Höhere Hypothekenzinsen und eine angespannte Erschwinglichkeit führten zwar zu einer kurzen Korrekturphase. Doch seit 2019 explodiert der Markt erneut. Allein zwischen Mitte 2021 und Mitte 2022 stiegen die Preise um 18 Prozent – der höchste Anstieg seit 2010. Das ausstehende Kreditvolumen schoss ebenfalls um 18 Prozent in die Höhe, das schnellste Tempo seit 25 Jahren. «Wann auch immer man ein Apartment findet, das X kostet, und man sagt, das ist mir zu teuer, kommt jemand anderes und bezahlt den Preis», sagt Emma, 35, Life Coach in Jaffa und fügt hinzu: «Für mich gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass sich dieser Trend ändert.» Dürreperiode in London Ganz anders präsentiert sich das Bild in London. Im Gegensatz zum Rest von Europa herrscht in der Themse-Metropole eine Dürreperiode am Immobilienmarkt. Und nicht erst seit gestern. Seit 2017 taumeln die Preise. Erst seit der Corona-Krise zeigen sie wieder leicht aufwärts. Nur langsam kommen auch wieder internationale Investoren und Investorinnen auf den Geschmack, denn die Suche nach sicheren Häfen steht ganz oben auf der Tagesordnung. Ebenfalls auf einer Achterbahnfahrt befindet sich der Wohnungsmarkt in Dubai. Dieser korreliert stark mit der Entwicklung der Ölpreise. Sieben Jahre lang waren die Preise am Sinken. Erst als die Ölpreise in die Höhe schnellten, zwischen Mitte 2021 und Mitte 2022, stiegen auch die Immobilienpreise wieder, um 10 Prozent. Dennoch sind die Hauspreise heute noch immer 25 Prozent unter dem Wert von 2014. Und wie geht es weiter? Die Prognosen der Ökonomen und Ökonominnen sind uneinheitlich. «In einem Grossteil der hoch bewerteten Städte ist in den kommenden Quartalen mit deutlichen Preiskorrekturen zu rechnen», sagt UBS-Ökonomin Katharina Hofer. Ihr Kalkül: Die Hypothekenzinsen haben sich seit ihrem Tiefpunkt Mitte 2021 im Durchschnitt aller analysierten Städte fast verdoppelt. Und wenn weniger verkauft wird, geben auch die Preise nach. Doch diese Entwicklung kann länger dauern als gedacht. Hausverkäuferinnen und Hausverkäufer halten lange durch, bevor sie ihr Objekt günstig anbieten. Das Wachstum der Immobilienpreise beschleunigte sich von Mitte 2021 bis Mitte 2022 noch einmal auf durchschnittlich fast 10 Prozent. Das ist der höchste Anstieg seit 2007. Versachlicht man die Beobachtungen, so wird aus der Immobilienblase vermutlich bestenfalls ein Bläschen. Und das Platzen in naher Zukunft ist keineswegs sicher. Ranking: Die günstigsten Gemeinden in Pendeldistanz Ausserhalb der grossen Zentren lässt sich der Traum vom grossen Haus für unter 1 Million Franken realisieren. Das ist das Ergebnis einer Analyse für Pendlerinnen und Pendler mit Arbeitsorten in Zürich, Basel, Bern und St. Gallen. Die Daten hat die auf Immobiliendaten spezialisierte Firma Pricehubble für die «Handelszeitung» erhoben. Eingang in die Analyse haben alle Gemeinden gefunden, die innerhalb von 60 Minuten ab den Zentren erreichbar sind. Wer ab dem Hauptbahnhof Zürich pendelt, findet in Niederbipp, Obergösgen und Winznau Häuser mit 200 Quadratmetern Wohnfläche, die weniger als 1 Million Franken kosten. Die günstigsten Immobilien finden jene, die zum Bahnhof Basel SBB pendeln. In Haute-Sorne, Moutier und Develier gibt es den Quadratmeter Wohnung für unter 4000 Franken. Eine Wohnung mit 150 Quadratmetern für eine Familie würde also keine 600’000 Franken kosten. Am teuersten ist das Einzugsgebiet um den Uetlihof in Zürich, wo die Credit Suisse Arbeitsplätze für rund 2500 Mitarbeitende bietet. Sie finden im Umkreis von einer Stunde Wegzeit die günstigsten Immobilien in Hendschiken. Hier kostet der Quadratmeter Wohnung immer noch 5664 Franken. Mehr dazu lesen Sie hier.

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Das sind die grössten Immobilien-Goldgruben der Welt