Schweizer Sieg bringt jetzt rund eine halbe Million Franken ein

Das hat es an der Preisverleihung des Deutschen Buchpreises noch nie gegeben. In der Dankesrede hat Kim de l’Horizon zuerst ein Lied angestimmt und sich anschliessend die Haare abrasiert – aus Solidarität mit den Frauen in Iran. Nachdem die Haare weg waren, sagte Kim de l’Horizon: «Dieser Preis ist nicht nur für mich. Ich denke, die Jury hat diesen Text auch ausgewählt, um ein Zeichen zu setzen, gegen den Hass, für die Liebe, für den Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden.» Erster Schweizer Sieg seit 2010 Kim de l’Horizon nennt sich die nicht binäre Autoren-Person, die 1992 in bernischen Ostermundigen geboren wurde. Das Pseudonym ist ein Anagramm des Geburtsnamens Dominik Holzer. Sie hat in Winterthur das Gymnasium besucht und in Zürich Germanistik, Film und Theaterwissenschaften studiert und danach noch ein Studium für literarisches Schreiben am Literaturinstitut in Biel angehängt. Im Buch «Blutbuche» geht es um eine Person, die nach ihrer Identität sucht, die in kein Raster zu passen scheint. Die Erzählfigur des Buches fühlt sich weder als Frau noch als Mann: «Ich wollte dir meine konstante Angst vor meinem Körper erzählen.» Mit Kim de l’Horizon hat erstmals seit dem Jahr 2010 wieder eine Autoren-Person aus der Schweiz den Deutschen Buchpreis erhalten. Damals hatte Melinda Nadj Abonji den Preis für ihr Buch «Tauben fliegen auf» erhalten. Der Roman spielt in der Deutschschweiz und in Serbien. 6 bis 10 Prozent für Buchautorinnen Abonji hat in den zwölf Monaten nach Erhalt des Buchpreises 125’000 Exemplare verkauft. Wenn das Kim de l’Horizon mit dem ausgezeichneten Buch auch gelingt, dürfte rund eine halbe Million Franken auf dem Konto der nicht binären Person landen. Buchautoren und -autorinnen erhalten zwischen 6 und 10 Prozent des Buchpreises als Honorar. Bei schon sehr bekannten Bestsellerautoren und -autorinnen kann es ein leicht höherer Prozentsatz sein. Grosses Geld machen nur sehr wenige «Blutbuche» kostet bei Orell Füssli 33.90 Franken, bei Bookseller.ch 25.60 Franken. Wir gehen von 3 Franken aus, die pro Buch für die Autoren-Person abfallen. Bei 125’000 verkauften Exemplaren in den ersten zwölf Monaten nach der Preisverleihung ergäbe das Einnahmen von 375’000 Franken. Anschliessend dürften noch einige weitere Exemplare verkauft werden, sodass eine halbe Million Franken für Kim de l’Horizon drin liegt. Der Verdienst für einen Verkaufshit kann als Buchautor oder -autorin also durchaus attraktiv sein. Wer allerdings in der Schweiz mit Büchern Geld verdienen will, darf sich keine falschen Vorstellungen machen. Hierzulande ist es schon sehr schwierig, die Marke von 10’000 verkauften Büchern zu überschreiten.