So kämpft ein Schweizer Kunde um sein Geld bei der Pleitebörse FTX – eine Anleitung

Durch die Pleite von FTX sind auch viele Schweizerinnen und Schweizer zu Schaden gekommen. Darauf deuten unter anderem mehrere Anfragen von ehemaligen Kunden von FTX hin, welche die Redaktion erreicht haben. Die Betroffenen wollen vor allem wissen, wie und wo sie ihre Ansprüche geltend machen können. Auch der 58-jährige selbstständige Unternehmensberater A. S., mit Wohnsitz in Zug, hat über FTX investiert. Er hatte im Jahr 2021 kein berufliches Projekt. Deshalb begann er, auf der Kryptoplattform Kraken zu handeln. Die ersten Monate sei das sehr gut gelaufen. Kein Wunder, denn die Kryptohausse hatte damals grossen Schwung. Lieber traden statt arbeiten? Zuerst habe er manuell gehandelt, später mit einem Softwareprogramm, das 3commas heisst. Damit habe er den Kauf und Verkauf von verschiedenen Kryptowährungen mit Handelsstrategien automatisiert. So habe er monatlich 10 bis 20 Prozent Rendite auf das eingesetzte Kapital verdient. Das war so viel, dass er sich überlegte, ob er überhaupt noch Arbeitsprojekte als Unternehmensberater suchen solle, oder ob er einfach dauerhaft vom Kryptotrading leben könnte. Weil es so gut gelaufen sei, hätten auch einige Familienmitglieder und Freunde dabei sein wollen. So sei ein gemeinsames Konto von rund zehn Leuten entstanden. Dessen Gesamtwert habe in den besten Zeiten bei rund 150’000 Franken gelegen. Das Trading sei damals über die grösste Kryptobörse Binance gelaufen, sagt A. S. Aber als Binance im Herbst 2021 Auszahlungen gesperrt hatte, habe er einen Teil des Geldes von dort abgezogen und an FTX überwiesen. Dies, weil FTX damals vermeintlich sicher war und gute Bewertungen gehabt habe. Konto von Familie und Freunden schrumpft Sein Handel mit Kryptowährungen sei dann nicht mehr so gut gelaufen. Schon bald sei das Konto bei FTX nur noch 30’000 Franken wert gewesen, am Schluss noch 16’000. Auch bei Binance habe er Geld verloren. Das habe natürlich auf die Stimmung geschlagen: Während er früher Familienmitgliedern und Freunden monatlich einen tollen Kontoauszug habe senden können, sei die Übermittlung der neuen Kontostände später keine frohe Nachricht mehr gewesen. Er selber schaue auch nicht mehr oft auf seine übriggebliebenen Bestände an Kryptowährungen. Ansprüche über dieses Formular anmelden Trotzdem will Investor A. S. natürlich möglichst die 16’000 Franken von FTX zurück. Aber was kann er tun? Derzeit können Geschädigte auf einer US-Website (Case-Nr. 22-11068 angeben) ihre Ansprüche gegenüber FTX geltend machen. Dort müssen Beweise vorgelegt werden. Das können Screenshots von Guthaben bei der Börse oder andere Dokumente sein, die zeigen, welche Vermögen die Anspruchsteller bei FTX hatten. Wenn das nicht klappt, können Betroffene auch ein Formular ausfüllen, das hier heruntergeladen werden kann. Das Formular ist an die Adresse von Kroll Restructuring Administration LLC zu senden, die am Ende des Dokumentes zu finden ist. Telefonisch ist Kroll Restructuring Administration erreichbar unter +1 212-257-5450. Der Fall Mt. Gox So weit, so gut. Aber wenn alle Ansprüche geltend gemacht wurden, kann es noch Jahre dauern, bis Betroffene ihr Geld zurückerhalten. Das zeigt der Fall der Kryptobörse Mt. Gox. Dort hat es acht Jahre gedauert, bis Anlegerinnen und Anleger wieder Geld bekamen. Mt. Gox war einst die grösste Kryptobörse der Welt und wurde im Jahr 2014 Opfer einer Hackerattacke. Dabei verschwanden 740’000 Bitcoin von Kunden, die damals 460 Millionen Dollar wert waren. Erst viel später tauchten weitere 150’000 Bitcoin wieder auf, mit deren Auszahlung im August des laufenden Jahres begonnen wurde. Damit erhalten Kundinnen und Kunden zwar nur 20 Prozent ihrer Bitcoin wieder. Aber diese sind wegen des Kursanstiegs der Kryptowährung nun 2,4 Milliarden Dollar wert, also deutlich mehr als damals alle verlorenen Bitcoin zusammen – und es ist unwahrscheinlich, dass die damaligen Besitzer unter anderen Umständen wirklich so viel Geduld gehabt hätten, alle ihre Bitcoin acht Jahre zu halten. Bei FTX dürfte es also auch sehr lange dauern, bis Geschädigte allenfalls Geld bekommen. Wer nicht so lange warten will, kann die Ansprüche gegen FTX auch an spezialisierte Investoren verkaufen. Insider erzählen, dass diese bisher anbieten, einen Anspruch von 100 Franken für 10 oder weniger Franken zu kaufen. Das ist nicht viel, aber es ist auch nicht klar, ob bei FTX überhaupt etwas zu holen sein wird. A. S. hat sich trotzdem gegen einen Verkauf seiner Ansprüche entschieden, weil er damit ja den Verlust realisieren würde, erklärt er. Er ist nun daran, seine Ansprüche offiziell geltend zu machen.

So kämpft ein Schweizer Kunde um sein Geld bei der Pleitebörse FTX – eine Anleitung

Wie ein Schweizer um sein Geld bei der Kryptobörse FTX kämpft