Das Aktienportfolio von Starinvestor Michael Burry lässt darauf schliessen, dass er in die Zukunft blickend eine Dystopie sieht, also das Gegenteil einer Utopie. Die Welt muss an einem sehr schlimmen Ort ankommen, damit Burry mit seinem Investment Gewinne macht. Er hat nämlich sämtliche Aktien verkauft, die er bisher besass, und lediglich eine neue gekauft: jene eines privaten Gefängnisbetreibers.   

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Michael Burry ist ein Star seiner Investmentzunft. Er hat die Finanzkrise mit dem Kurszerfall der US-Hypothekenpapiere richtig vorhergesehen. Mit entsprechenden Investitionen, mit denen er auf den Kurszerfall setzte, hat er für sich 100 Millionen Dollar verdient und zusätzliche 700 Millionen für seine Investoren. So ist er auch in den Hollywoodfilmen «The Big Short» und «Margin Call» (auf Deutsch «Der grosse Crash») verewigt.

Nun setzt er also auf einen Gefängnisbetreiber und verkauft alle anderen Aktien, darunter Apple, Google sowie Meta, den Mutterkonzern von Facebook. Bereits Anfang Jahr hatte sich Burry skeptisch zu Aktien geäussert, dann aber nochmals auf einen Rebound an den Märkten gesetzt. Und jetzt wendet er sich wieder ab, bis auf den Gefängnisbetreiber Geo Group.

Die Geo Group betreibt Gefängnisse und Rehabilitationseinrichtungen, die an der Börse in New York rund 1 Milliarde Dollar wert sind. Vor drei Jahren war der Wert noch etwa doppelt so hoch, wie sich am Kurs-Chart ablesen lässt.

In den vergangenen Tagen, seit die Investition von Burry bekannt wurde, hat der Titel rund 20 Prozent zulegen können.

Geo Group liefert in der Krise ein stabiles Geschäft

Der geografische Fokus der Geo Group liegt in den USA, doch auch in Australien oder Südafrika besitzt und betreibt die Firma Gefängnisse. Im zweiten Quartal dieses Jahres hat die Firma einen Umsatz von 588 Millionen Dollar erzielt. Der Gewinn pro Aktie lag bei 0,42 Dollar pro Aktie, was etwa gleich viel war wie im Vorjahr. Damit ist das Geschäft der Geo Group stabil geblieben, während bei anderen Unternehmen Umsatz und Gewinn stark eingebrochen sind.

Die Firma erwartet für das laufende Jahr einen Gewinn pro Aktie von 1,3 Dollar, woraus sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter 10 berechnen lässt, deutlich weniger als die durchschnittlichen historischen KGV des Schweizer oder US-Aktienmarkts, die bei rund 15 liegen. Aus dieser Sicht scheint die Geo-Group-Aktie also günstig bewertet.

Ob nun damit gerechnet werden muss, dass es zu einer Dystopie kommt? Hoffentlich nicht. Das Portfolio von Burry zeichnet sicher keine rosige Zukunft, aber auch nicht den Weltuntergang. Zwar hat er alle anderen Aktien verkauft, aber nicht im gleichen Betrag Gefängnisaktien gekauft. Er hat Aktien für 192 Millionen Dollar verkauft und ist mit einem Betrag von 3,3 Millionen Dollar bei der Geo Group eingestiegen.

Geraten Menschen in die Illegalität, dürfte Geo Group profitieren

Es sieht also eher so aus, dass Burry derzeit keine ganz klare Richtung an den Aktienmärkten sieht, ausser bei der Geo Group. Dort könnten verschiedene Faktoren zu besseren Geschäftsergebnissen führen, die eher gräulich sind. Einerseits wird die Versorgungslage mit Energie und Nahrung in vielen Regionen prekär, was Leute in die Illegalität treiben und zu Unruhen führen könnten, die wiederum mehr Leute ins Gefängnis bringen würden.

Zudem ist auch die Polarisierung der Gesellschaft ein Trend, der in der Zukunft auf mehr Unruhen schliessen lässt. In den USA mit dem Sturm auf das Capitol nach den Präsidentschaftswahlen wurde die Polarisierung erstmals gewaltig sichtbar.

Es gibt also Gründe, um anzunehmen, dass Burry mit seinen Geo-Group-Aktien hohe Gewinne einfahren könnte, auch wenn es für die Gesellschaft besser wäre, wenn es anders käme.