US-Rüstungsaktien: Trotz schwachem Jahresstart langfristig profitabel

Das neue Jahr hat für die Aktionäre und Aktionärinnen der US-Rüstungsunternehmen nicht gut angefangen. Während der S&P 500 in den ersten dreieinhalb Wochen des Jahres um 5 Prozent gewann, sank der Kurs der grossen Rüstungskonzerne in der Tendenz. Ist es also Zeit, sich von Rüstungsinvestments wieder zu verabschieden? Noch 2023 zeigte die Branche eine beeindruckende Performance: Während der Gesamtmarkt verlor, gewannen die Aktienkurse von Unternehmen wie Lockheed Martin oder Northrop Grumman gut 40 Prozent. Allerdings ist es gerade die gute Performance des letzten Jahres, die dazu geführt hat, dass in den Kursen der US-Rüstungsaktien sehr viel Optimismus für den künftigen Geschäftsgang enthalten ist. Mögliche Risiken wurden weitgehend ausgeblendet. Das scheint sich nun zu ändern, was kurzfristig die Preise belastet. Zu diesen Risiken zählt, dass das enorme Budgetdefizit der USA vermehrt in den Fokus der Politik gerät. Der neue Sprecher des Repräsentantenhauses etwa, Kevin McCarthy, hat bereits Ausgabenkürzungen angekündigt, was die Umsatzaussichten der Rüstungsunternehmen abschwächen würde. Ausserdem ist der US-Arbeitsmarkt praktisch ausgetrocknet, sodass die Löhne der Angestellten steigen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen – die Notenbank Fed versucht das allerdings zu verhindern –, könnte sich die Kostenbasis der Rüstungskonzerne erhöhen, was sinkende Margen bedeutet. Europäische Rüstungsfirmen weiterhin im Aufwind Im ersten Quartalsergebnis von Raytheon und im Ausblick für das Jahr 2023 von Lockheed Martin zeigt sich das jedoch nicht. Die Zahlen liegen im Rahmen der Erwartungen. Die oben beschriebenen Risiken beschränken sich weitgehend auf die USA. Darum auch haben die Titel europäischer Rüstungskonzerne wie Thales oder Rheinmetall im Gegensatz zu ihren US-Konkurrenten in den ersten Wochen des neuen Jahres zugelegt. Die langfristigen Aussichten bleiben aber sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks gut. Der Grund ist klar: Der Ukraine-Konflikt wird über viele Jahre zu erhöhten Rüstungsausgaben in den westlichen Staaten führen. Aktuell müssen die Waffen, welche man in die Ukraine schickt, ersetzt werden. Gleichzeitig haben zahlreiche Regierungen angekündigt, ihre militärische Stärke auszubauen. Aufgrund der zunehmenden Militarisierung gaben im letzten Jahr neun europäische Nato-Staaten mindestens 2 Prozent ihres jeweiligen BIP für Rüstungsgüter aus, im Jahr 2014 waren es nur drei. Und weitere Länder haben sich inzwischen zu diesem 2-Prozent-Ziel verpflichtet, darunter Deutschland. Bei steigendem BIP führt das zu einem Automatismus, der den Rüstungskonzernen ständig mehr Geld in die Kassen spült. Besseres Rendite-Risiko-Verhältnis abwarten Eine vielversprechende Ausgangslage also für US-Waffenhersteller, die einen Teil ihres Umsatzes in Europa erzielen. Bei Lockheed Martin, dem grössten US-Rüstungskonzern, sind es immerhin 15 Prozent des Umsatzes. Für Anleger und Anlegerinnen heisst das: Bei Rüstungsaktien im Portfolio besteht unter Renditegesichtspunkten kein Anlass, sich davon zu trennen. Langfristig bleiben die Aussichten gut. Wer allerdings die grossen Kursgewinne des letzten Jahres im Auge hat und sich einen Einstieg oder Zukauf überlegt, könnte eine Enttäuschung erleben. Denn die rosigen Zukunftsaussichten sind im Grossen und Ganzen eingepreist, wahrscheinlich enthalten einige Kurse sogar eine Spur von Überoptimismus. Aus dieser Perspektive scheint es angebracht, mit einem eventuellen Kauf zuzuwarten, bis Rüstungsaktien wieder ein attraktiveres Rendite-Risiko-Profil aufweisen, die Kurse also etwas korrigiert haben.

US-Rüstungsaktien: Trotz schwachem Jahresstart langfristig profitabel

Die Aussichten für Rüstungsaktien sind langfristig hervorragend