Sie waren Olympiateilnehmer im Judo, Präsident des Formel-1-Teams Red Bull Sauber Petronas, sind Privatbank-Besitzer, Windenergiepark-Investor, Oldtimer-Sammler, alimentieren eine Anti-Drogen-Stiftung, sammeln chinesische Kunst – etwas vergessen bei der Aufzählung?
Fritz Kaiser: Ich würde noch das Kaiser-Partner-Vermögensberatungs- und -Trust-Geschäft erwähnen. Wir sind in diesem Bereich eine private Boutique-Gruppe mit Ursprung im Jahr 1931, international bestens vernetzt und betreuen rund 25 Milliarden an Familienvermögen.

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Ihr liebstes Stück im breiten Portfolio?
Unsere Unternehmen sind alle spannend und bieten in der Gruppe Synergien. Was ich aus dem Sport mitnahm: Der aktuellste Sieg ist der schönste.

Was war der schönste Sieg 2018?
Herausragend war, dass unser Projekt Baltic Eagle in der deutschen Ostsee – ein 476-Megawatt-Offshore-Windpark unserer Seawind Holding – bei der deutschen Energieauktion gewann. Wir haben das Projekt an den Energiekonzern Iberdrola verkauft.

Mit Gewinn?
Absolut. Neben dem satten Gewinn freut mich, dass nun 30 Kilometer draussen in der Ostsee 50 Windtürme ab 2021 grünen Strom für eine Million Haushalte in Deutschland liefern.

Der Wind bläst nicht, wenn Leistung gefragt ist – und die meisten Windstandorte in Europa sind besetzt. Sie lassen sich nicht abschrecken?
Unsere Seawind-Gruppe entwickelt Offshore-Windparks. Das ist zwar technisch komplizierter und teurer, aber der Wind bläst im Meer konstant; zudem sieht und hört man die Windkraftanlagen nicht.

Und woher ist das Geld?
Wir engagieren uns mit Kapital der Familie und beteiligen das Management. In reiferen Entwicklungsphasen nehmen wir befreundete Investoren an Bord. Bei Erfolg erhalten wir eine doppelte Dividende: attraktive Gewinne und das gute Gefühl, das Richtige zu tun.

2017 haben Sie die Bank Vontobel (Liechtenstein) übernommen, jetzt wollen Sie das Trust-Geschäft in Ihrer Gruppe massiv ausbauen. Sie setzen voll auf Wachstum?
Ich setze vor allem auf Qualität und auf nachhaltige Lösungen. Derzeit gibt es für uns zahlreiche Chancen, denn auch der Dienstleistungsmarkt rund um private Vermögen ist im Umbruch.

Sie denken an den automatischen Informationsaustausch?
Auch, aber da sind noch Blockchain, Compliance oder die komplexen Regulierungen. Dann sehe ich, dass sich Grossbanken aus Renditeüberlegungen aus dem Trust-Geschäft zurückziehen und dass manchem Vermögensberater oder Treuhänder das Geschäft zu kompliziert oder zu riskant wird.

Nur Sie bleiben dem Trust-Geschäft treu?
Nicht nur wir. Denn Familien mit grösseren Vermögen benötigen gerade in unsicheren Zeiten ganzheitlich denkende Berater, die bei komplexen Anforderungen helfen können. Vermögen erlaubt nicht nur ein gutes Leben, es birgt auch die Verantwortung und die Herausforderung, dieses zu bewahren und in die nächste Generation zu tragen. Die Kaiser-Partner-Trust-Firmen betreuen Familien zum Teil seit mehreren Generationen. Das zeigt unseren langfristigen Ansatz.

Marktleader Rothschild verabschiedet sich aus dem Trust-Geschäft. Sie lassen sich nicht abschrecken?
Im Gegenteil. Wir haben in den vergangenen Jahren viel in die Neuausrichtung unseres Trust- und Wealth-Advisory-Geschäfts investiert. Wir sehen grosses Potenzial und sind gut aufgestellt, um anspruchsvolle Kunden in der Vermögensund Nachfolgeplanung zu beraten und deren internationale Strukturen zu betreuen. Durch den Strategiewechsel bei Rothschild & Co dürfen wir uns verstärken. So hat der ehemalige Trust-Chef bei Rothschild, Stefan Liniger, zu Kaiser Partner gewechselt. Er wird bei uns dem Vermögensberatungs- und Trust-Bereich vorstehen. Er hat als Global Partner von Rothschild & Co das weltweite Wealth-Planning und Trust-Geschäft der Gruppe vorangetrieben.

Trusts galten lange als Vehikel für Reiche zur Umgehung von Steuern. Stichwort Panama Papers.
Da wurden vertrauliche Informationen privater Vermögensstrukturen gestohlen und illegal veröffentlicht. Die verbreiteten Unterlagen dokumentieren Fehlverhalten, zeigen aber auch in vielen Fällen, wie ganz legal Steuern gespart wurde.

Die Kaiser Partner Privatbank verwaltet 2,7 Milliarden Vermögen und weist einen Reingewinn von 2,3 Millionen Franken aus. Zufrieden mit dem Ergebnis?
Dies sind die Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2017. Im Jahr 2018 hat unsere Bank grosse Fortschritte gemacht. Die verwalteten Vermögen stiegen per Ende 2018 auf 4 Milliarden, ein Plus von 50 Prozent; der Gewinn verdoppelte sich auf 4,5 Millionen. Die Übernahme des lokalen Geschäfts von Vontobel hat uns sehr geholfen. Die Bank war bei der Anlageperformance im oberen Drittel dabei.

Sie helfen Vermögenden bei der Generationenplanung. Wie sieht diese bei Ihnen aus? Sie werden nächsten Monat 64.
Das ist auch bei uns ein wichtiges Thema. Nun haben wir die rechtlichen und strukturellen Voraussetzungen für den Notfall und für die altershalbe Nachfolge geschaffen.

Das sagen alle, aber Macht geben sie trotzdem nicht ab.
Mein Sohn Benedikt ist als Familienvertreter in der Geschäftsleitung des Beratungs- und Treuhandgeschäftes und betreut selbst wichtige Kunden. Stefan Liniger erhält eine wichtige Rolle in diesem Geschäftszweig. Zudem haben wir in der ganzen Firmengruppe erfahrene Leute, im Operativen wie im Verwaltungsrat. Meine jüngeren zwei Söhne sind noch in der Ausbildung und interessieren sich ebenfalls für die Familienunternehmen.

Der Klassiker

Name: Fritz Kaiser

Funktion: Präsident Kaiser Beteiligungen

Alter: 63

Familie: verheiratet, vier Kinder

Ausbildung: Handelsakademie in Feldkirch

Der Unternehmer Fritz Kaiser gilt als einer der prominentesten Banker Liechtensteins. Er war federführend bei der Ausarbeitung der Liechtenstein-Erklärung, mit welcher der Finanzplatz auf Weissgeld setzte. Kaiser investiert privat in Windenergie und in seine Oldtimer-Sammlung.

Die Frage war: Wann tritt Fritz Kaiser kürzer?
Meine Lust als Unternehmer ist ungebrochen, zudem bin ich gesund. Dennoch habe ich in diesem Jahr den Titel Executive Chairman auf meinen Visitenkarten auf Chairman verkürzt. Ich ziehe mich sukzessive aus operativen Aufgaben zurück und befasse mich vermehrt mit strategischen Fragen und der Entwicklung unseres Business-Ecosystems.

Vermögensverwalter in Liechtenstein mussten Federn lassen, verloren Assets und haben Ärger mit der Finanzmarktaufsicht. Ein bekannter Treuhänder sitzt aktuell in U-Haft. Sie haben alle Stürme unbeschadet überstanden. Wie?
Wir blieben uns treu und liessen uns nicht in unredliche Versuchung bringen. Zudem sehen wir Veränderung als Chance und haben frühzeitig agiert. Als Early Adopter verliert man oft erst einmal Geschäfte, weil einige Kunden zur Konkurrenz wechseln, die noch nach alter Manier arbeitet. Aber rückwirkend haben wir rechtzeitig die Transformation eingeleitet und sind gestärkt aus den letzten Jahren gekommen.

Sie waren federführend bei der Liechtenstein-Erklärung, mit der das Fürstentum Anfang 2009 dem Schwarzgeld abschwor. Wie kamen Sie zur Einsicht, dass das Verwalten von Schwarzgeld keine Zukunft hat? Als der ehemalige Chef der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, abgeführt wurde, weil er in Vaduz Millionen versteckte?
Liechtenstein musste handeln. Wir standen über Nacht im internationalen Scheinwerferlicht und wurden in die Sünderecke gestellt. Ich war zu jener Zeit im Beirat der Regierung für die Finanzplatzstrategie. Mir war schon länger klar, dass die leeren Staatskassen in Europa Steuerhinterziehung via Bankgeheimnis in der Schweiz und Liechtenstein nicht mehr allzu lange dulden würden. Der damalige Regierungschef Otmar Hasler hatte sich eingehend mit diesem Thema befasst, konnte zuhören und zeigte Mut. Letztlich hat Erbprinz Alois diese für die Finanzwirtschaft bahnbrechende Weichenstellung eingeleitet.

Wie waren die Reaktionen auf Ihre Forderung nach Steuerkonformität im Ländle?
Nicht nur schmeichelhaft, da waren auch einige Kraftausdrücke darunter. Dieses Jahr, zehn Jahre nach der Liechtenstein-Erklärung, feiert das winzige Land seinen 300. Geburtstag – mit einem AAA-Länderrating von Standard & Poor’s.

Weshalb dauerte es in der Schweiz länger, bis man auf eine Weissgeldstrategie einschwenkte?
Bundesrat Hans-Rudolf Merz meinte 2009: «An diesem Bankgeheimnis werdet ihr euch die Zähne ausbeissen.» Vielleicht wollte die Schweiz erst einmal sehen, wohin die Weichenstellung der Liechtensteiner führt.

Sie haben auch Transparenz in den Oldtimer-Markt gebracht und ein Rating der grössten Classic-Car-Besitzer publiziert. Wohl nicht zu deren Freude?
Unser globales Ranking der hundert bedeutendsten Sammler klassischer Automobile basiert auf fundierten Marktanalysen und hat entgegen verschiedener Vorhersagen ein sehr positives Echo im Markt ausgelöst. Das Jahresmagazin «The Key – Top of the Classic Car World» unseres The Classic Car Trust ist heute das Referenzwerk im Markt. Wir sprechen hier von einem sehr interessanten Nischenmarkt, in dem die hundert wichtigsten Sammler der Welt exklusive Automobile mit einem Gesamtwert von 8 Milliarden Dollar in ihren Museen und Garagen stehen haben.

Ihr Lieblingsstück in Ihrer privaten Classic-Cars-Sammlung?
Für Rennen ist es der legendäre Porsche 550/1500 RS Spyder. James Dean ist in so einem Auto leider verunglückt. Unser 550er hat 1956 am Nürburgring gewonnen; ich fahre ihn dieses Jahr wieder mit meinem Sohn an der Mille Miglia. Als Design-Ikone ist der Aston Martin DB4 GT einer meiner Lieblinge. Ein Gentleman-Sportwagen in Aluminium, mit kurzem Radstand, 300 PS und in kleiner Stückzahl in perfektem italienischem Massanzug von Touring Superleggera gebaut.

Der Wert Ihrer Kollektion?
Für mich: unbezahlbar.

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