Berkshire Hathaway hat seine Engagement beim Online-Riesen Amazon ausgebaut: Die Warren-Buffett-Holding besitzt nun 537'000 Aktien in Wert von knapp einer Milliarde Dollar. Wie CNBC einer Börsenmeldung entnahm, bedeutet dies einen Anstieg der Beteiligung um 11 Prozent.

Dass Berkshire Hathaway bei Amazon eingestiegen ist, hatte Warren Buffett im Mai selber verraten: Er spielte den Deal aber herunter – er sei getätigt worden von «one of the fellows in the office that manage money», wie er es auf CNBC formulierte. 

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Vertrauen in Banken

Lange hatte der legendäre Investor Tech-Konzerne ja auch verschmäht. Die Wende kam im Frühjahr 2016, als er sich an Apple beteiligte. Seither hat Buffett diesen Posten kräftig ausgebaut: Berkshires Apple-Paket hat derzeit einen Wert von etwa 49 Milliarden Dollar (es ist also immer noch massiv grösser als die Amazon-Beteiligung).

Daneben drückte Buffett im vergangenen Quartal auch seine Beteiligungen an den Grossbanken US Bancorp (+2,4 Prozent) und Bank of America (+3,5 Prozent) leicht nach oben.

Das Engagement bei Amazon hatte schon in Mai bei der Generalversammlung von Berkshire Hathaway zu Aktionärs-Anfragen geführt: Weshalb Amazon? Und weshalb jetzt?

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von derzeit mehr als 90 ist der Online-Händler ja auf den ersten Blick nicht unbedingt eine Value-Wert.

Buffetts Antwort damals: Value Investing bedeute nicht nur, nach unterbewerteten Aktien zu suchen. Ein Value sei mehr als bloss tiefer Buchwert oder gute Price-Earning-Ratio.

Alles ist Value Investing

Grundsätzlich sei jede Anlage stets auch Value Investing: «Du gibst jetzt etwas Geld ab, um später mehr zu bekommen», sagte Buffett vor rund 20’000 Aktionären in seiner Heimatstadt. «Und du berechnest die Wahrscheinlichkeiten, ob und wann du dieses Geld kriegen kannst.»

So kalkuliere man, wenn man eine Bank zu 70 Prozent ihres Buchwerts kauft. So rechne man aber auch, wenn man Amazon-Aktien zu einem sehr hohen Preis erwirbt.

Berkshire Hathaway und Amazon

Es gehe bei solchen Entscheiden nie nur um die aktuellen Umsätze, nie nur um die momentane Rentabilität oder um die Vermögenswerte oder die Nettoverschuldung. Sondern all dies fliesse zusammen in eine Gesamtberechnung, ob man eher ein Unternehmen A oder B oder C erwerben soll.

Als Berkshire Hathaway nun bei Jeff Bezos’ Konzern einstieg, habe man dies als Value-Anleger getan, so Buffett.

Zur Erläuterung zitierte der Investment-Guru Aesops 2500 Jahre alt Weisheit, dass ein Vogel in der Hand doppelt so viel wert ist wie zwei Vögel im Gebüsch. Bei Amazon habe sich für ihn die Frage gestellt, ob vielleicht vier, fünf oder sechs Vögel im Busch seien – und wie lange es dauern dürfte, dorthin zu gelangen.

«Unter all den Gleichungen, die man im Wirtschaftsstudium lernt, ist das Gleichnis von Aesop das Grundlegende», so Buffett. «Und dein Erfolg als Investor hängt davon ab, wie gut du jenes Gebüsch erkennst, wie weit entfernt es ist und was im schlimmsten Fall passiert, wenn doch nur ein Vogel drin hockt.»

Wunderknabe Jeff Bezos 

Buffett, der inzwischen 89 Jahre alt ist, betonte, dass nicht er selber den Amazon-Entscheid getätigt habe: Es waren zwei seiner Investmentmanager, Todd Combs und Ted Weschler. Aber die verstünden etwas von der Sache.

Man habe eben langsam ein gewisses Alter, sekundierte sein Vizepräsident Charlie Munger (95), und so vertraue man auch auf Jüngere. Es sei ihm egal, dass er Amazon nicht früher erkannt habe: «Der Typ» (also Jeff Bezos) sei ein Wunderknabe («kind of a miracle worker»): «Das ist sehr speziell» – so etwas dürfe man auch mal übersehen; das könne er sich verzeihen.

(rap)

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