Lange musste sich Warren Buffett anhören, er sei untätig und habe gar seinen Riecher für gute Investmentgelegenheiten verloren. Und in der Tat passierte lange Zeit auffällig wenig im Portfolio seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. Mit Ausnahme von Apple schien sein Anlagefokus – etwas überspitzt ausgedrückt – ausschliesslich auf trägen US-Banken und in die Jahre gekommene Konsumgüter-Firmen wie Kraft Heinz zu liegen. Entsprechend dümpelte der Aktien-Kurs von Berkshire Hathaway in den letzten drei Jahren träge vor sich hin.

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Doch im Sommer 2020 setzte Buffett erste Ausrufezeichen, als er ins Erdgas-Geschäft einstieg und sich im grösseren Stil in japanische Unternehmen einkaufte – und damit bisher vieles richtig machte. Der japanische Leitindex steht kurz davor, sein 20-Jahre-Hoch zu knacken. Zudem tätigte Berkshire Hathaway vermehrt Aktienrückkäufe. Das alles brachte zuletzt mal wieder etwas Schwung in die Aktie. 

Impfrisiken ja – aber mit Sicherungen

Mit seinen neusten Zukäufen, die aus den Offenlegungs-Meldungen (13F-Files) per Ende September 2020 nun hervorgehen, beweist Buffett, dass er die Chancen, die sich durch die Corona-Pandemie bieten, ergreifen will. Ein Blick auf die Veränderungen in seinem Portfolio zeigt aber auch, dass er sich dabei treu bleibt. 

So will Warren Buffett ganz offensichtlich an dem Hype um einen Corona-Impfstoff teilhaben, ohne dabei eine allzu riskante Wette einzugehen. Das zeigte sich, als er bereits im Spätsommer auf einen wirksamen Impfstoff von Biontech und Pfizer setzte: Statt sich beim kleineren Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech zu beteiligen, investierte er 136 Millionen Dollar in dessen grösseren US-Partner Pfizer. Die Idee ist klar: Biontech bietet zwar weitaus grössere Rendite-Chancen, doch Pfizer ist ein stabiler Pharmakonzern, der auch einen Fehlschlag beim Impfstoff locker verkraftet hätte.

Dazu passt, dass sich Buffett mit rund 1,8 Milliarden Dollar in den US-amerikanischen Pharmariesen Merck einkaufte, welcher ebenfalls an einem Impfstoff-Kandidaten forscht – dessen Wohl und Wehe aber nicht allein von dessen Erfolg abhängt. Weitere Pharma-Titel, in die Buffett mit ebenfalls rund 1,8 Milliarden Dollar neu investierte, sind AbbVie und Bristol-Myers Squibb.

Während er im Gesundheitssektor massiv aufstockt, fährt Warren Buffett damit fort, Banken-Titel aus seinem Depot zu werfen. So reduziert er erneut seine Position bei Wells Fargo um über 40 Prozent. Bereits im Sommer trennte er sich von einem Aktienpaket der US-Grossbank in ähnlicher Grösse. Fast dramatisch erscheint sein Verkauf von JP-Morgan-Anteilen. Rund 96 Prozent seines Aktienpakets stiess Buffet im dritten Quartal ab. Von 22 Millionen Aktien sind lediglich rund 100'000 übriggeblieben.  

«Warren Buffett zeigte bereits im Sommer mit dem Kauf von Snowflake, dass er durchaus neue Trends mitgehen kann.»

Weitere «Opfer» aus der Finanzindustrie sind PNC Financial Services und M&T Bank. Der legendäre Investor folgt damit offenbar der breiten Erwartung, dass es Banken- und Finanztitel angesichts niedriger Zinsen weiterhin schwer haben werden, ihre Profitabilität zu steigern. Im Sommer hatte er dazu bereits einen überraschenden Haken geschlagen – indem er einerseits alle Goldman-Sachs-Aktien abstiess und zugleich Aktien des Goldminen-Konzerns Barrick Gold im Wert von 563 Millionen Aktien erwarb; das wurde damals als recht beunruhigendes Zeichen der Verunsicherung beim «Orakel von Omaha» gedeutet

Einzig der Bank of America bleibt Buffett treu. Berkshire Hathaway baute die Position bei der US-Grossbank sogar etwas aus.

Buffett zeigte bereits im Sommer mit dem Kauf von Snowflake, dass er durchaus neue Trends mitgehen kann: Er steckte rund 550 Millionen Dollar in das Cloud-Startup und überraschte damit die Investorengemeinde. In der Vergangenheit hatte sich Buffett immer wieder kritisch gegenüber Technologie-Startups geäussert.

Mit dem Kauf von Anteilen der Mobilfunkgesellschaft T-Mobile US zeigt Buffett jedoch, dass er weiterhin auf Stabilität setzt: In den US-Mobilfunkanbieter steckte die Investorenlegende rund 276 Millionen Dollar.

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