Nach Schätzungen des Swiss Re Institute wird sich eine Vielzahl von Ereignissen von geringem bis mittlerem Ausmass im Jahr 2023 aufaddieren zu versicherten Schäden von mehr als 100 Milliarden Dollar, getrieben vor allem durch schwere Gewitter (schwere konvektive Stürme, SCS). Es ist das erste Mal überhaupt, dass schwere Gewitter derart hohe Schäden verursachen.

Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re, sagt: «Der kumulative Effekt häufiger Schadenereignisse von geringem Ausmass hat zusammen mit steigenden Immobilienwerten und Reparaturkosten grosse Auswirkungen auf die längerfristige Profitabilität eines Versicherers. Die hohe Frequenz schwerer Gewitter im Jahr 2023 hat die Ertragskraft der Erstversicherungsbranche auf die Probe gestellt.»

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Die Schäden durch schwere Gewitter sind in den vergangenen 30 Jahren stetig um 7 Prozent pro Jahr gestiegen. Die Schadensumme lag dagegen 2023 um knapp 90 Prozent über dem bisherigen Fünfjahresdurchschnitt (32 Milliarden Dollar) und war mehr als doppelt so hoch wie der bisherige Zehnjahresdurchschnitt (27 Milliarden Dollar).

Erhöhte Schäden durch schwere Gewitter in den USA und in Europa

Die USA sind aufgrund ihrer geografischen Lage besonders durch SCS gefährdet. Dort übersteigen die versicherten SCS-Schäden 2023 erstmals die Summe von 50 Milliarden Dollar – und werden weiter zunehmen. In den USA gab es in diesem Jahr bisher 18 Ereignisse mit versicherten Schäden in Höhe von mindestens einer Milliarde USD pro Ereignis. 

Auch in Europa haben die versicherten Schäden durch schwere Gewitter zugenommen. Im Jahr 2023 war Italien am stärksten betroffen, im Vorjahr Frankreich. In Italien entstanden Schäden von mehr als 3,3 Milliarden Dollar. Noch nie haben Naturkatastrophen in Italien derart hohe Versicherungsschäden verursacht.

Balz Grollimund, Head Catastrophe Perils, sagt: «Die jüngsten Ereignisse liefern der Versicherungsindustrie eine verlässliche Referenz, um Schätzungen der steigenden Schadentrends zu berechnen. Um allerdings diese Naturgefahr noch besser verstehen zu können, ist es wichtig, von den Erstversicherern genauere Details zu den Versicherungsschäden zu erhalten und auch, wie sich ihre Versicherungsverpflichtungen verteilen. Ebenso wichtig ist, dass die Prämien das Risiko für die gewährte Deckung angemessen abbilden, gerade auch angesichts der steigenden Schadentrends.»

2023: Hurrikane, Überflutungen, Waldbrände und Erdbeben

Auch wenn die Schäden aus der nordatlantischen Hurrikan-Saison 2023 bisher unter dem Durchschnitt liegen, dürfte der Hurrikan Otis laut Swiss Re Institute für Mexiko zum bisher teuersten versicherten Ereignis überhaupt werden. In Neuseeland verursachten Überschwemmungen und Zyklone die teuersten wetterbedingten Versicherungsschäden, die das Land je erlitten hat (2,4 Milliarden Dollar), während für den US-Bundesstaat Hawaii die Waldbrände auf Maui zum bisher teuersten versicherten Schadenereignis werden dürften (3,5 Milliarden Dollar).

Risiko weiter erhöht

Die städtische Entwicklung, die Anhäufung von Werten in katastrophen-gefährdeten Gebieten sowie die Inflation sind Schlüsselfaktoren, die dazu führen, dass Extremwetter zu immer höheren Naturkatastrophenschäden führt. Das Risiko schwerer Dürren und Waldbrände wird durch die steigenden Temperaturen weiter erhöht. 2023 dürfte das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen werden, und die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich immer deutlicher.

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Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist mit versicherten Schäden in Höhe von 6 Milliarden Dollar die teuerste Naturkatastrophe des Jahres 2023, und das Erdbeben in Marokko war das stärkste Erdbeben in dem Land seit 1900. Die Katastrophe in Marokko zeigt auch, dass ländliche Gebiete nicht gegen Schäden von grossem Ausmass immun sind. Sie müssen in Präventionsbemühungen einbezogen werden, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken. (pd/hzi/hoh)