Assekuranz zwischen Brexit und Covid-19 | HZ Insurance

«Das Abkommen zwischen der EU und Grossbritannien ist eine sehr willkommene Nachricht» für den Verband der britischen Versicherer (Association of British Insurers, ABI), wie es der Generaldirektor der Organisation, Huw Evans, formuliert. Damit sind die langen Brexit-Verhandlungen zwischen Brüssel und London nun erfolgreich abgeschlossen. Evans fügt allerdings gleich die Feststellung an, dass von dem jetzt getroffenen Abkommen weder die Versicherungswirtschaft noch die Finanzmarkt-Dienstleistungen direkt betroffen seien. Solide Basis Das Abkommen bilde allerdings eine solide Basis für eine gute Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarn. Ganz konkret erhofft sich Evans davon vor allem die baldige Ratifizierung des Abkommens über den Kraftfahrzeugverkehr im gesamten europäischen Raum ohne die Notwendigkeit der sogenannten Grünen Karte. Dies müsse möglichst schnell geschehen – ein Wunsch, bei dem sich Evans der festen Zustimmung durch die vielen Kraftfahrt-Versicherer in den eigenen Reihen des ABI ganz sicher sein kann. Versicherungstechnische Verzögerungen Wichtige andere Themen, bei denen die betroffenen britischen Versicherer nun stark auf Brüssel hoffen, betreffen vor allem die versicherungstechnische Abdeckung der vielen Verzögerungen im grenzüberschreitenden Güterverkehr – besonders zwischen Grossbritannien und Frankreich – durch die lange Unsicherheit über den Ausgang der Brexit-Verhandlungen sowie aber auch durch die Covid-19-Pandemie in allen Teilen Europas. Hoffen auf schnelle Klärung Die ABI erhofft sich von einer schnellen Klärung vor allem die Möglichkeit, mit den Versicherungsnehmern realistisch die Konsequenzen besprechen zu können, was durch das bisherige Chaos nicht möglich war. Kurzfristig ist eine Ausdehnung der bisherigen Handelskredit-Rückversicherung bis Mitte des Jahres bereits vereinbart. Covid-Kosten viel höher als Brexit-Kosten Sowohl vonseiten des Versicherungsverbandes als auch von den bedeutenden, in Grossbritannien tätigen Versicherern ist allerdings immer wieder unmissverständlich zu hören, dass die Covid-19-Pandemie insgesamt für die Branche deutlich schlimmer als die Brexit-Folgen sei. Auf die Frage nach den Beweggründen für diese einhellige Antwort wird stets auf die immensen Kosten verwiesen, die das Coronavirus bisher schon verursacht hat und auch noch auf geraume Zeit hinaus weiter mit sich bringen wird. Darunter werden die Versicherer und deren Kunden in Grossbritannien wie im übrigen Europa noch lange zu leiden haben. Unbekannte Folgen der Pandemie auf Versicherungen Nach Einschätzung der Verbandsmitglieder geht es aber noch um mehr als nur um die hohen Kosten von Covid-19. Auf den Brexit konnten sich die Versicherer relativ lange vorbereiten. Sie wussten, dass es unwiderruflich zur Trennung von der EU kommen wird. Es war zwar nicht abzusehen, wie der «Deal or No-Deal» schliesslich aussehen wird. Aber es gab immerhin die Möglichkeit, die verschiedensten Planungen anzustellen und Alternativen für das eigene Verhalten nach einer – wie auch immer gearteten – endgültigen Entscheidung zu entwickeln. Das ist in breitem Umfang geschehen. Unsicherheit über den Verlauf Auf die Pandemie konnte sich dagegen kein Unternehmen und keine Führungskraft wirklich vorbereiten. Und seit die Pandemie da ist, bleibt ihr weiterer Verlauf für alle völlig unsicher. Selbst kurzfristige Vorbereitungsmassnahmen gab es nicht. Und daran hat sich selbst nach Beginn der Massenimpfung in zahlreichen Ländern noch nicht viel geändert. Mergers & Acquisitions werden zunehmen Was nun aber den Brexit angeht, so setzen die allermeisten Versicherer in Grossbritannien wie auch die Mehrzahl der vom Brexit direkt betroffenen Versicherungsbroker auf eine künftige Zusammenarbeit mit Versicherern wie Brokern in den EU-Staaten. Die Bande dazu sind in den meisten Fällen bereits locker geknüpft und dürften nun nach dem Brexit-Deal schon bald festgezurrt werden. Auffällig ist dabei, dass in London grossenteils von den Versicherern mit einer steigenden Zahl von Merger-&-Acquisitions-(M&A-)Deals gerechnet wird. Dabei wird besonders auf das gezielte Vorgehen der Allianz aus Deutschland auf den Britischen Inseln verwiesen. Soweit es um ausländische Versicherer geht, die nach Grossbritannien drängen, wird auch mit einem stärkeren Engagement der französischen Versicherungswirtschaft gerechnet.

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Britische Versicherer: Covid-19 ist schlimmer als Brexit