Christoph Schmallenbach, CEO von Generali Schweiz, pendelt zwischen Aachen und Adliswil. Er habe das Glück, dass er noch eine Wohnung in Köln habe, «da habe ich dann schon die erste Stunde Bahnfahrt gespart.» Seine Frau und er sind begeisterte «Tatort»-Fans. «Unser ‹Tatort›-Abend ist folglich in Köln. So kann ich jeweils am Montagmorgen gegen 6.15 Uhr dort mit dem Zug losfahren und bin somit bis Zürich rund sechs Stunden in einem Verkehrsmittel unterwegs, in dem ich gut arbeiten kann.»

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«Ich bevorzuge den Zug, weil man da gut arbeiten kann.»

Christoph Schmallenbach, CEO Generali Schweiz.

Wenn der Generali-Schweiz-Chef dann in Zürich ankomme, habe er alle E-Mails abgearbeitet und sei für die anstehenden Sitzungen à jour. «In der Regel fahre ich am Donnerstag zurück und bin am Freitag im Homeoffice.» Das sei so der Normalfall.

Christoph Schmallenbach im Homeoffice.

Christoph Schmallenbach im Homeoffice.

Quelle: ZVG

Natürlich gebe es auch Ausnahmen, zum Beispiel Vorstandssitzungen im Headoffice in Mailand. Schmallenbach ist kein Vielflieger. «Ich bevorzuge den Zug, weil man da gut arbeiten kann.»

Natürlich könnte er beim Fliegen etwa zwei Stunden gewinnen. Aber die Zeit sei dann so zerstückelt, dass er nie am Stück sinnvoll arbeiten könne. «Ich setze mich im Zug übrigens immer ans Ende eines Abteils – so weiss ich, dass hinter mir niemand sitzt und mich bei der Arbeit beobachten kann.» Hinzu komme, dass er als Eisenbahnersohn den Zug dem Flugzeug ja sowieso vorziehen müsse. «Bis zu meinem 18. Lebensjahr bin ich stets Zug gefahren. Meine Eltern hatten keinen Führerschein.» Schmallenbach schätzt das öffentliche Verkehrssystem, ganz besonders jenes der Schweiz. 

Auch gerne mit dem Velo

Wer wie Christoph Schmallenbach häufig auf Achse ist, muss sehen, wie er seine Freizeit nutzen kann. «Mein absolutes Highlight zurzeit: Ich bin seit rund einem Jahr Opa.» Seine Augen leuchten. «Dem habe ich lange entgegengefiebert», sagt er voller Stolz. Nach Möglichkeit versuche er, nach Berlin zu fahren, wo sein Sohn mit seiner Schwiegertochter und seinem Enkelsohn wohnt. Daneben fahre der Generali-Manager auch gerne mit dem Velo und schwimme regelmässig. «Das versuche ich jede Woche einzuhalten.»

«Auch wir bei Generali Schweiz haben diverse Herausforderungen.»

Christoph Schmallenbach, CEO Generali Schweiz.

Und natürlich liebt er die Berge, im Sommer wie im Winter: «Seit rund vierzig Jahren unternehme ich mit meinen Freunden Bergtouren. Wir übernachten jeweils in Berghütten.»

Christoph Schmallenbach in der Atacamawüste.

Christoph Schmallenbach in der Atacamawüste.

Quelle: ZVG

Besonders schön in Erinnerung geblieben ist ihm der Vierquellenweg mit den Flüssen Rhein, Reuss, Ticino und Rhone.

Christoph Schmallenbach beim Rhonegletscher.

Christoph Schmallenbach beim Rhonegletscher.

Quelle: ZVG

Das Skifahren hat er sich ebenfalls beigebracht. «Mit 42 Jahren natürlich viel zu spät aus heutiger Sicht.» 

Von Medienschaffenden auch als Aufräumer betitelt

Schmallenbach bringt viel Erfahrung in der Assekuranz mit. Er spricht klar und deutlich. Seine Sätze wirken wie gepflasterte Wege. Was nicht auf den Pfad passt, wird beiseitegeräumt. Er wurde von Medienschaffenden auch schon als Aufräumer betitelt, was ihm jedoch gar nicht passt. «Wenn Sie bei Generali Schweiz fragen würden, ob ich als Aufräumer bekannt bin, dann würden die alle antworten: ‹Den Titel hat dir ein Journalist gegeben.›» 

Definitiv das falsche Wort

Er selber sieht sich in einer anderen Rolle. Er sei ein Urgestein von Generali. «Ende Jahr bin ich 33 Jahre dabei. Wenn Generali eine neue Aufgabe für ihn bereithalte, dann würde er das nicht als Aufräumarbeit bezeichnen, sondern als Neuausrichtung. «Es ist mehr eine Transformation oder eine Chance», betont Schmallenbach. «Und solche Chancen sind immer auch mit Risiko behaftet.» Das Attribut Aufräumer sei aber definitiv das falsche Wort. «Klar», sagt Schmallenbach, «auch wir bei Generali Schweiz haben diverse Herausforderungen.» So bestünde ein dringlicher Investitionsbedarf bei IT-Systemen. Diese seien nötig, um in der digitalisierten Welt Kundenanliegen schnell bearbeiten zu können und die dazugehörigen Prozesse schlank und effizient zu halten. Dazu würden auch Kundenportale mit einem hohen Selfservice zählen.

Erfahren, aber nicht Schweiz erfahren

Doch Hand aufs Herz: Lodert bei Christoph Schmallenbach nach 33 Jahren Dienstjahren beim selben Arbeitgeber noch das Feuer für Transformation? «Jede Transformation ist anders. All das sind und bleiben spannende Herausforderungen», sagt der Informatiker. 

«Ich wäre schlecht beraten, meine Ideen nicht mit meinen Schweizer Kolleginnen und Kollegen im Vorstand zu besprechen.» 

Christoph Schmallenbach, CEO Generali Schweiz.

Grossprojekte hat er schon viele realisiert, ist Komplexität gewohnt. «Während über dreissig Jahren arbeitete ich bei Generali Deutschland und übte viele Rollen und Funktionen aus.» Dabei habe er viel gesehen und gelernt. Obwohl erfahren, sei er nicht Schweiz-erfahren. «Ich wäre schlecht beraten, meine Ideen nicht mit meinen Schweizer Kolleginnen und Kollegen im Vorstand zu besprechen.» 

Erfahrungsschatz einbringen

Und wie gesund ist Generali Schweiz? Man verfüge über eine sehr gute Kapitalbasis. Die Stärke sei zweifelsohne die Zugehörigkeit zur globalen Generali-Gruppe. «Wir fühlen uns gut aufgehoben», sagt Schmallenbach. Man geniesse volle Rückendeckung des Mutterhauses. «Es entspricht unserer Tradition in der Gruppe, dass gestandene Mitarbeitende solche Transformationsprojekte leiten dürfen. Da freut es mich natürlich, dass ich meinen Erfahrungsschatz einbringen darf.» Schmallenbach will im neuen Jahr die Strukturen im Bereich Operations entschlacken. Mit der neuen Vertriebsstruktur sei man bereits sehr gut unterwegs. Es gelte der Grundsatz, Chancen zu ergreifen. «Das können wir aber nur mit einem adäquaten IT-System, sowohl im Front- als auch im Bereich des Backoffices.»

Sicherheit beim Urlaubmachen

Gemessen am Prämienvolumen des direkten Schweizer Geschäfts ist Generali Schweiz etwa halb so gross wie eine Helvetia. Man wolle deshalb klar wachsen, meint Schmallenbach. Dabei werde klar auf das Privatkundensegment fokussiert. «Wir werden Lösungen vorstellen, die sich stark am Kundenbedürfnis orientieren.» Zu oft werde noch der Fehler begangen, Kunden und Kundinnen so erziehen zu wollen, dass sie die Spartentrennung verstehen würden. Schmallenbach dazu: «Wer beispielsweise in die Ferien will, denkt an Annullationsschutz, Auslandskrankenversicherung, Rückholschutz. Also an die Sicherheit beim Urlaubmachen. Doch es gibt noch kein Produkt, mit welchem Sie durch eine Unterschrift spartenübergreifend Ihren Bedarf abdecken.» Klare Worte. Die Kundschaft würde heute gezwungen, ihren Bedarf über diverse Sparten abzudecken. «Das versteht doch niemand!» Der Marktteilnehmer, dem es gelinge, die Bedürfnisse der Kundschaft besser abzudecken, sei klar im Vorteil. «Das ist unsere Stossrichtung. Hier wollen wir den Unterschied zu unseren Mitbewerbern schaffen.» Es sei ein Dreiklang aus Pushmarkt, Beratungskompetenz und Produkt, erklärt der Generali-Schweiz-Chef.

Kundschaft soll das nicht spüren

Schmallenbach will mit Beratungskompetenz den Unterschied zur Konkurrenz schaffen. Das soll auf einem hohen Digitalisierungsniveau stattfinden. Die Prozesse sollen im Hintergrund laufen. Und die Kundschaft soll das nicht zu spüren bekommen. Dann präzisiert Schmallenbach: «Wir sehen uns nicht als KMU-Spezialversicherer. Wir glauben aber, dass sich unser Ansatz im Privatkundengeschäft sehr gut auch auf kleinere und mittlere Unternehmen adaptieren lässt.» 

Echter und spürbarer Mehrwert

Auf die Kernelemente der Strategie «Avanti» und deren Umsetzung angesprochen, meint der Generali-Schweiz-Chef: «Sie können kein Projekt erfolgreich realisieren, wenn Sie die Menschen nicht für das Projektziel begeistern können.» Das sagt er als Informatiker. «Für Menschen machen Menschen den Unterschied.» Der Kern, auf dem das Geschäft fusst, heisse Vertrauen. «Und Vertrauen entsteht nicht zwischen Mensch und Maschine, sondern auf zwischenmenschlicher Ebene.»

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Deswegen sei es entscheidend, wie die Beratung vor Ort stattfinde. Durch Zuhören müsse persönliches Vertrauen aufgebaut und die Bedürfnisse müssten herausgehört werden. So, wie das die Aussendienstmitarbeitenden leisteten, sei es «echter und spürbarer Mehrwert».