Covid-19 relativiert auch bei der Mobiliar die Geschäftszahlen des vergangenen Jahres: Die Schadenlast, welche die Gesellschaft in den Linien Reiseversicherung und KMU-Versicherungen mit Epidemie-Zusatz zu tragen hat, dürften zwischen 350 und 400 Millionen Franken liegen. Alleine die Neubewertungsreserve auf Aktienanlagen, die auf den ausgewiesenen Gewinn selber keinen Einfluss hat, schrumpfte seit Februar um die Hälfte auf noch 400 Millionen Franken. Und obwohl man Gold als Stabilisator bei den Anlagen hat, wird der Versicherer die Baisse spüren. «Bezüglich unserer Stabilität muss man sich dennoch keine Sorgen machen», sagte Mobiliar-CEO Markus Hongler am Konferenzgespräch zum Jahresergebnis. «Als die Finma von uns am 20. März, also am Tiefpunkt, die Solvabilität wissen wollte, hatten wir einen Rückgang auf 513 Prozent von 542 Prozent zu Jahresbeginn.»

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Bei einem dermassen komfortablen Kapitalpolster würden bei einer Aktiengesellschaft die Investoren eine Überkapitalisierung monieren – und auf höhere Dividenden, Spezialausschüttungen oder Aktienrückkaufprogramme pochen. Die Mobiliar macht es anders: In einzelnen Linien wie bei Motorfahrzeugversicherungen für KMUs will man die Prämien um 10 Prozent reduzieren.

Digitalisierungsaktivitäten vorantreiben

Und die Mobiliar will weiterhin ihre Digitalisierungsaktivitäten vorantreiben. Dazu zählt nicht nur die Erneuerung des Host-Computers inklusive der Software, die mit 180 Millionen Franken pro Jahr budgetiert ist. Im vergangenen Jahr waren im IT-Bereich 190 neue Stellen geschaffen worden. Und intern arbeiten 90 Prozent der Angestellten in agilen Teams. Wobei: Von den knapp 6’000 Angestellten kann das lediglich eine Minderheit machen. Weniger als hundert Angestellte, die zwingend vor Ort sein müssen, sitzen derzeit am Hauptsitz in Bern. Der Rest arbeitet im Homeoffice.

Damit stellt sich auch die Frage nach dem Stellenwert der Generalagenturen bei der Mobiliar. Die Message der Chefetage ist hier durchaus etwas widersprüchlich: Einerseits erwartet man, dass Covid-19 einen massiven Digitalisierungsschub bringt. Viele Vorhaben, inklusive des Aufbaus eines Mobiliar-eigenen digitalen Versicherungshubs in Dublin, gehen in diese Richtung. Andererseits sollen die Generalagenturen jeweils die lokalen Ansprechpartner vor Ort sein und beispielsweise die Schäden auch direkt – mit digitalen Hilfsmitteln – begutachten. «Zukünftig wird das Zusammenspiel von digitaler und physischer Umwelt entscheidend sein», so Hongler.

KMU-Buchhaltungslösung Bexio mit mehr als 30’000 Kunden

Ab Sommer wird die Mobiliar in Zusammenarbeit mit der Kreditfabrik Credex, an der die Gesellschaft beteiligt ist, Hypotheken über die eigene Finanzplattform anbieten. Und auch bei der KMU-Buchhaltungslösung Bexio, für die die Mobiliar 2018 rund 115 Millionen Franken bezahlt hat, ist man auf Erfolgskurs. Derzeit hat Bexio mehr als 30’000 Kunden. «Covid-19 bringt bei vielen KMUs einen starken Digitalisierungsschub», erklärt Hongler. «Und über unsere Generalagenturen, welche teilweise auch Bexio einsetzen, können wir den KMU-Kunden auch gleich zeigen, wie diese Lösung funktioniert.»