Der Nächste, bitte: Bei der Finma kommt es zu einem weiteren Abgang in der Geschäftsleitung. Die Finanzmarktaufsicht muss eine neue Leiterin für den Bereich Strategische Grundlagen suchen.

Johanna Preisig habe sich nach fast zehn Jahren Arbeit für die Behörde dazu entschieden, sich ausserhalb der Finma beruflich neu zu orientieren, hiess es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Über die Nachfolge werde informiert.

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Preisig leitete den Geschäftsbereich Strategische Grundlagen seit März 2020. Zu dem Bereich gehören die Abteilungen Regulierung, Internationales, Recht & Compliance sowie das Generalsekretariat und die Kommunikation der Finma.

Topkader suchen das Weite

Anfang Monat hatte bereits Finma-Direktor Urban Angehrn seinen Rücktritt auf Ende Monat angekündigt. Er begründete seine Demission mit seiner Gesundheit, der monatelange Druck habe ihn zermürbt. Auch die Finma-Generalsekretärin Edith Honegger hat gekündigt, ist aber noch da. Und die Leiterin Internationales, Franziska Löw, hat ebenfalls ihre Demission eingereicht, ihre Stelle ist bereits ausgeschrieben.  

Die Meldung von Preisigs Abgang bestätigt einen Bericht des «Tages-Anzeigers» vom Mittwochabend, dass weitere Spitzenkräfte die Aufsicht verlassen wollen. Auch der langjährige Finma-Sprecher Tobias Lux hat seine Kündigung eingereicht.

Was ist die Ursache für den Braindrain bei der Aufsicht? Sicher ist, dass die Finma im Nachgang der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS unter starker öffentlicher Kritik steht. Die Aufsicht habe dem Treiben des CS-Managements zu lange zu unentschlossen zugeschaut – im Frühjahr war der Vertrauensverlust dann zu gross, sodass Kundinnen und Kunden auch in der Schweiz in Scharen ihr Geld abzogen. Und am Ende bestand nur die Wahl zwischen Sanierung und Notfusion.

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PUK nimmt die Finma unter die Lupe

Finma-Präsidentin Marlene Amstad und ihr Direktor Urban Angehrn hatten auf einer Medienkonferenz und in Interviews dieser Kritik an der Finma widersprochen. Die Credit Suisse sei letztlich an sich selbst und ihren zahllosen Skandalen gescheitert, die Aufsicht könne nicht anstelle des Verwaltungsrates handeln, so das Argument. 

Rückenwind gab es diese Woche von Ex-UBS-Präsident Axel Weber: Er erklärte gegenüber der «Handelszeitung» am Rande des «Finance Forum Zürich», dass die Finma nicht die Verantwortung für den Crash der CS trage, die Gründe dafür lägen bei der Credit Suisse selbst.

Ob die Aufsicht, der Bund und die Schweizerische Nationalbank, die ebenfalls für die Finanzstabilität mitverantwortlich ist, wirklich alles richtig gemacht haben, untersucht derzeit eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK). Deren Ergebnisse werden aber erst im kommenden Jahr erwartet.

Kritik an der Finma-Präsidentin

Eine zweiter Grund für die Häufung der Abgänge wird in der Person von Finma-Präsidentin Amstad gesehen. Sie legt ihre Rolle viel extensiver aus als ihre Vorgänger, die kaum jemand kannte. So ist es ein offenes Geheimnis, dass der frühere Finma-Direktor Mark Branson die Aufsicht auch deshalb verlassen hatte, weil er mit der aktiveren Rolle seiner Präsidentin ein Problem hatte.

Amstad selbst bestreitet, dass der Abgang des aktuellen Finma-Direktors Angehrn sowie die Kündigungen der anderen Spitzenleute mit ihrer Person zusammenhängen: «Ich bin schon sehr erstaunt über das, was gelegentlich über mich verbreitet wird», sagte sie gegenüber der NZZ Anfang Woche. Mit Angehrn habe sie sehr gut zusammengearbeitet.

Zu den anderen Abgängen erklärte die Finma-Präsidentin, dass «jeder dieser Fälle spezifische Gründe hat. Solche Wechsel sind sehr bedauerlich, aber sie kommen vor.» Laut dem «Tages-Anzeiger» sei das Interview intern bei der Finma aber schlecht angekommen. Amstad habe die Lage beschönigt.

Die Finma-Präsidentin sitzt fest im Sattel, denn erst am 6. September bestätigte der Bundesrat die Wirtschaftsprofessorin in ihrem Amt bis 2027. Angesichts der Kritik an der Finma und der Unruhe im Haus dürfte es jedoch für Amstad noch schwerer werden, einen geeigneten Nachfolger für Angehrn zu finden. Der Job des Finma-Direktors ist mit gut 550’000 Franken im Jahr für einen Bundesbeamten sehr gut dotiert. Im Vergleich zu Topmanagern bei Banken und auch Versicherern ist es aber wenig; diese verdienen weit mehr als 1 Million Franken im Jahr.

Ruhe wird bei der Finma so bald nicht einkehren. 

(mit Agenturmaterial)

Holger Alich
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