Schweizer institutionelle Anleger verlangen zunehmend nach mehr ESG-Kriterien in ihren festverzinslichen Anleihen. 43 Prozent der institutionellen Anleger wollen diese fix in ihre festverzinslichen Wertpapiere integrieren. Das ist eine signifikante Entwicklung, gerade im Vergleich zum übrigen Europa, wo der vergleichbare Wert bei 38 Prozent liegt.

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Der Gastautor Dario De Simio ist Head SSGA AG Switzerland & Head Institutional Client Group bei State Street Global Advisors AG.

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Bei festverzinslichen Unternehmensanleihen betrachten Anleger oft deren Anstrengungen betreffend Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Bei Anleihen von Schwellenländern geht es derweil mehr darum, dass Investoren Länder aufgrund von normativen Kriterien wie fehlender Freiheit und Korruption auszuschliessen oder eine Neugewichtung aufgrund breiterer ESG-Kriterien oder der Öl-Abhängigkeit von Ländern vorzunehmen.

Orientierung am Pariser Klimaabkommen

Es überrascht daher nicht, dass wir bei festverzinslichen Wertpapieren unterschiedliche Formen der ESG-Integration beobachten. Mehrere Indexanbieter haben Indizes von festverzinslichen Wertpapieren entwickelt, die sich am Pariser Klimaabkommen orientieren. 

Es ist daher wichtig, dass Anlegerinnen und Anleger ein gutes Verständnis der ESG-Integration haben, damit sie die Auswirkungen auf die resultierenden Benchmark-Engagements, deren Merkmale und auch deren Performance nachvollziehen können.

Dario De Simio

In einem kürzlich abgeschlossenen Vergleich der verschiedenen Indizes haben wir festgestellt, dass sich diese Indizes nicht nur in Bezug auf ihre Konstruktionsmethoden, sondern auch auf die verwendeten Datenquellen und -inputs unterscheiden.

Auswirkungen auf Benchmark-Engagements

Es ist daher wichtig, dass Anleger ein gutes Verständnis der ESG-Integration haben, damit sie die Auswirkungen auf die resultierenden Benchmark-Engagements, deren Merkmale und auch deren Performance nachvollziehen können.

Auffallend ist, dass viele dieser Indizes die Rolle und die Vorteile grüner Anleihen bei der Integration von ESG in festverzinsliche Wertpapiere nicht - oder eben nur unzureichend – berücksichtigen. Wenn wir mit unserer Kundschaft an ihrer ESG-Integration arbeiten, stellen wir fest, dass es nicht nur die eine Strategie gibt, die für alle stimmt - Flexibilität ist gefragt.

Verwendung von indexierten Ansätzen

Betrachtet man die Anlageansätze generell, so ist der aktive Ansatz nach wie vor die erste Wahl für einen Grossteil festverzinslicher Anlagen. Unsere Untersuchungen zeigen indessen eine klare Tendenz zur zunehmenden Verwendung von indexierten Ansätzen - ein Trend, den wir auch in der Schweiz beobachten.

Insgesamt haben 37 Prozent der Anleger weltweit mehr als ein Fünftel ihres Portfolios einem Index zugewiesen.

Dario De Simio

Die Indexierung von festverzinslichen Wertpapieren hat sich in den letzten Jahren in Bezug auf Innovation, Anwendungsbereich und Umsetzung stark weiterentwickelt. Die Fähigkeit der Indexierung, das volle Performancepotenzial selbst der komplexesten festverzinslichen Engagements wie Schwellenländeranleihen, Hochzinsanleihen oder Wandelanleihen auf kosteneffiziente Weise zu erfassen, bedeutet, dass ein aktives Management für festverzinsliche Anleger nicht mehr die Standardwahl ist.

Risiken aktiver Strategien

Die pandemiebedingten Marktstörungen haben ein Schlaglicht auf die unzähligen Risiken aktiver Strategien geworfen, die wohl nur durch gross angelegte Interventionen der politischen Entscheidungsträger gelöst werden konnten. Dies hat die Argumente für die Einbeziehung von Indexierungsansätzen neben aktiven Strategien noch verstärkt.

Es steckt jedoch mehr dahinter, als man auf den ersten Blick sieht: Insgesamt haben 37 Prozent der Anleger weltweit mehr als ein Fünftel ihres Portfolios einem Index zugewiesen, und bei der grössten Anlegergruppe - mit einem Gesamtvermögen von mehr als 10 Milliarden Dollar - steigt diese Zahl auf 57 Prozent. Je grösser also der Anleger ist, desto mehr bevorzugt er die Indexierung. Dies führt uns zur Frage, ob dies ein Indikator für die künftige Richtung des breiteren Marktes ist?

Ressourcen und Gebühren besser nutzen

Die Antworten der Umfrage zeigen, dass institutionelle Anleger weltweit unter besonderem Druck stehen, ihre Ressourcen und Gebühren besser zu nutzen.

Fast zwei Drittel der befragten Schweizer institutionelle Anleger (63 Prozent) sind der Meinung, dass sie bei festverzinslichen Wertpapieren «unter grossem Druck stehen, die Gebühren effizienter zu nutzen». Ebenso viele gaben an, dass ihre Ressourcen für die Verwaltung festverzinslicher Anlagen «sehr begrenzt» sind. Befragte, die ihre Allokation in indexierte festverzinsliche Anlagen erhöhen wollen, stimmen besonders häufig der Aussage zu, dass sie unter Gebührendruck und Ressourcenbeschränkung stehen.

Weltweiter Trend

Der Trend zu alternativen Anlagen setzt sich derweil weltweit fort: Rund ein Drittel der Anleger (31 Prozent) hat in den letzten neun Monaten ihre festverzinslichen Anlagen zugunsten von alternativen Anlagen reduziert, und weitere 19 Prozent planen dies in den nächsten zwölf Monaten.

Die Daten zeigen klar, dass ESG-Investitionen bei festverzinslichen Wertpapieren in der Schweiz auf dem Vormarsch sind und von Dauer sein dürften.

Dario De Simio

Die Studie ergab auch, dass 91 Prozent der institutionellen Anleger in den nächsten 12 Monaten Interesse an systematischen Strategien für festverzinsliche Wertpapiere haben (die mit Hilfe intensiver Datenanalyse Fehlbewertungen aufdecken), vorwiegend um klassische aktive Strategien zu ersetzen. Unsere jüngste Ankündigung, dass wir zusammen mit Barclays QPS eine Reihe systematischer aktiver Strategien für festverzinsliche Wertpapiere auf den Markt bringen werden, unterstreicht die Chancen, die viele in dieser Angehensweise sehen.

Ein Blick in die Zukunft der festverzinslichen Anlagen

Bei festverzinslichen Wertpapieren liegt somit eindeutig ein Wandel in der Luft, nicht nur in Bezug auf die Art und Weise, wie Obligationen gehandelt werden, sondern auch in Bezug darauf, in was sie investiert werden und welche Zwecke sie erfüllen sollen. Die Daten zeigen klar, dass ESG-Investitionen bei festverzinslichen Wertpapieren in der Schweiz auf dem Vormarsch sind und von Dauer sein dürften.

Aktives Investieren ist nach wie vor der bevorzugte Ansatz für einen Grossteil der festverzinslichen Anlagen. Aber unsere Umfrage zeigt eine klare Tendenz zu einer verstärkten Verwendung von indexierten Ansätzen. Wir sind der Meinung, dass beide Ansätze ihre Berechtigung haben, in Kombination funktionieren können und dass die Entscheidung je nach den Umständen des Portfoliokonstruktionszieles getroffen werden sollte. Schliesslich verlagern institutionelle Anleger zunehmend ihre Allokationen, um die Inflation zu bekämpfen, und sie suchen verstärkt nach Renditechancen jenseits der traditionellen Ansätze.