«IFRS17 verändert nicht die Substanz, aber es verändert sich die Sprache» - für Zurich-Finanzchef George Quinn ist die Umstellung der Rechnungslegung eine weitere Gelegenheit, komplexe Dinge möglichst einfach zu erklären. Wie beispielsweise das ganze Versicherungsgeschäft, wie Quinn Mitte Oktober an einem Medienbriefing zum Thema IFRS17 in Zürich ausführte. «Wir verkaufen ein Produkt, das die Käufer für eine bestimmte Zeit gegenüber bestimmten Ereignissen schützt», so Quinn. Im Nichtlebenbereich lässt sich das einfach handhaben: Diese Einnahmen werden angelegt und wenn die Summe von Schadenzahlungen und Verwaltungskosten niedriger ist, als die gesamten Prämieneinnahmen, dann macht eine Versicherung einen Gewinn. Bei einem Kosten-Schadensatz von 92 Prozent springt bei diesem Beispiel dann 8 Prozent Marge heraus. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Steuerung über Vertragslaufzeiten

Für Versicherungsverträge mit Laufzeiten bis zu einem Jahr, wie sie im Nichtlebenbereich typisch sind, ist das einfach. Komplizierter wird alles bei Lebensversicherungen mit längeren Laufzeiten und bei Einmal-Prämienzahlungen. «Dann muss man das auf die Jahre der Vertragslaufzeiten herunterbrechen», so Quinn. Und dann wird es komplizierter. Denn während man bisher bei langfristigen Lebensversicherungsverträgen mit einfachen, statischen Annahmen gearbeitet hatte, kommen jetzt veränderliche Werte in Spiel, wie beispielsweise Erwartungen zur Zinsentwicklung und Veränderungen bei der Mortalität.

«Mit den Garantien sind jeweils auch bestimmte Risiken verbunden.» 

George Quinn, CFO Zurich

Sichtbar ist das dann bei Veränderungen der Contractual Service Margin (CSM): Hinter dieser Kennzahl stecken noch nicht auf die einzelnen Jahre herunter gebrochenen zukünftigen Erträge aus Lebensversicherungen. Wenn der Betrag hier quartalsweise steigt, bedeutet das nicht unbedingt ein höherer Absatz bei Lebensversicherungen bzw. ein beschleunigtes Neugeschäft. Auch höhere Zinsen können, wie das bei Zurich erfolgte, einen Einfluss haben. 

In der Schweiz laufen Lebensversicherungsverträge länger

Hinzu kommen bei einer global arbeitenden Versicherung wie Zurich weitere Feinheiten. In der Schweiz laufen die Lebensversicherungsverträge durchschnittlich deutlich länger als beispielsweise in Brasilien, wo drei, vier Jahre üblich sind. «Wenn man einen grösseren Anteil von Lebensversicherungsverträgen mit langen Laufzeiten verkauft, hat man ein anderes Profil», so Quinn. «Und mit den Garantien sind jeweils auch bestimmte Risiken verbunden.» 

«Die Dividendenpolitik ist der Faktor, warum uns die meisten Aktionäre mögen.»

George Quinn, CFO Zurich

Auf Gruppenebene hat die Umstellung der Rechnungslegung bei Zurich auch zu einer höheren Eigenkapitalrendite geführt. Aus den ursprünglich anvisierten 15, 16 Prozent sind jetzt 23 Prozent geworden, wobei die neue Rechnungslegung einen Anteil von 2 bis 2,5 Prozent hat, so Quinn. 

Keine Veränderungen bei der Dividendenpolitik

Weil sich Zinsen und Mortalität verändern können, sind Anpassungen absehbar. Versicherungen können - je nach Annahmen und Entwicklung des Lebensversicherungsgeschäfts - steuern, wie sie den CSM-Topf in Richtung Erfolgsrechnung «anzapfen». 

Gewinne an Aktionäre weitergeben

Nicht verändert wird die Dividendenpolitik. Zurich will, wie bisher, drei Viertel der Gewinne an die Aktionäre weitergeben. «Die Dividendenpolitik ist der Faktor, warum uns die meisten Aktionäre mögen», sagte Quinn. Auch beim zugrundeliegenden Geschäft, bei dem man mit Gewinnzuwächsen von 8 Prozent bis 2025 kalkuliert, soll es keine Veränderungen geben.