In der aktuellen Ausstellung des Helvetia Art Foyers treffen Werke aus unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Generationen aufeinander, Gemälde treffen auf Skulptur, Leinwand trifft sich mit Keramik, Figürliches trifft Abstraktion. Die fünf Kunstschaffenden Martin Chramosta, Daniel Karrer, Franziska Furter, Simone Holliger und Camillo Paravicini haben sich im Rahmen der Ausstellung «High 5» jeweils ein Kunstwerk ausgesucht und dieses in einen Dialog mit ihren eigenen Werken gesetzt.

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Martin Chramosta trifft Meret Oppenheim

Martin Chramosta (*1982) stellt dem grossformatigen Bild «Le bouclier du Chef» (1965) von Meret Oppenheim, das ihn mit seiner kompositorischen Strenge und Einfachheit überrascht hat, kleinere, farbige, aus Keramik gefertigte Reliefs zur Seite. Die Arbeiten treten sowohl auf einer formalen als auch auf einer inhaltlichen Ebene miteinander in Verbindung. Der Schild des Häuptlings ist ein patriarchal, zumindest aber männlich aufgeladenes Objekt, das sich die Künstlerin aus einer feministischen Position heraus angeeignet hat. Das Heraldische kippt wie in einem Vexierbild ins Naturhafte, Organische und lässt an ein Insekt denken. Auch in Chramostas Arbeit geht es oft um Wechselwirkung und Mehrdeutigkeit. So spürt er angesichts des Werks von Meret Oppenheim nach eigenem Bekunden vielleicht sogar eine Art verbindende Komplizenschaft.

Franziska Furter trifft Manon Bellet

Franziska Furter (*1972) hat sich für zwei kleinformatige Arbeiten von Manon Bellet entschieden. Es ist eine sehr persönliche Entscheidung, weil sie die Künstlerin kennt, schätzt und durch den Dialog der Arbeiten die Konversation mit der in den USA lebenden Kunstschaffenden indirekt wieder aufnehmen kann. Den mit Hilfe eines Magneten und einer eisenhaltigen Flüssigkeit gezeichneten Arbeiten von Manon Bellet stellt Furter Arbeiten aus ihrer Serie «Scattered Rainbows» gegenüber, farbige Tusche-Aquarelle auf Papier in einer ungewöhnlichen Technik. Die Verwandtschaften zwischen den intimen Arbeiten der beiden Künstlerinnen sind auffällig: Zunächst das Spiel mit dem Zufall und das Gespür für die Eigenschaften der verwendeten Materialien, dann aber auch gemeinsame Qualitäten wie das Fliessende, die Leichtigkeit und die Reduktion.

Daniel Karrer trifft Roman Signer

In seinen Bildern greift Daniel Karrer (*1983) das Motiv des leeren Buches auf. Seinen Hinterglasmalereien stellt er Roman Signers Werk «Rakete III» (1981) gegenüber. Potenziell Zerbrechliches trifft auf potenziell Gefährliches. Roman Signers Rakete evoziert im Betrachter die Vorstellung einer Aktion. Die Rakete wird gezündet, hebt so lange ab, bis das daran befestigte Gummiseil dem freien Flug ein abruptes Ende setzt und die Rakete wieder auf die Erde zurückzieht. Signers Werk ist aufgeladen mit einem Potenzial. Das gilt ebenso für das leere Buch. Das Skizzenbuch füllt sich mit Ideen und Entwürfen.

Simone Holliger trifft Max von Moos

Simone Holliger (*1986) sieht viele formale Bezüge zwischen dem Bild «Fundstelle» (1953) von Max von Moos und ihren Skulpturen. Da ihre dreidimensionalen Arbeiten ihren Ursprung oft in der Zeichnung haben, liegt es für sie nahe, ihre Skulpturen in Bezug zu einem zweidimensionalen Werk zu setzen. Hier wie dort befinden sich die Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Abstraktion und Figuration. Wann wird die Form zur Figur? Während die Komposition von Max von Moos aber im Bildraum schwebt, sind die dreidimensionalen Werke von Simone Holliger der Schwerkraft unterworfen. Daher ist der Entstehungsprozess ihrer Skulpturen ein Dialog zwischen der Ausgangsidee und den Grenzen und Eigenheiten des Materials.

Camillo Paravicini trifft Max von Moos

Auch Camillo Paravicini (*1987) hat sich für ein Werk des Luzerner Künstlers Max von Moos entschieden. Selbst in Luzern aufgewachsen, schätzt er den Künstler und dessen Oeuvre seit seiner Jugend. Er hat sich «Lava» (1961), eines der späteren, eher unbekannten Lackbilder ausgesucht. Das Werk stellt einen frappanten Bruch mit dem altmeisterlichen Stil dar, den von Moos zuvor pflegte. Camillo Paravicini hat für die Ausstellung und den künstlerischen Dialog zwei neue Bilder geschaffen und dabei die bei von Moos stets wiederkehrenden düsteren und bedrohlichen Themen aufgegriffen. Seine beiden Arbeiten sind eine Reaktion sowohl auf inhaltlicher Ebene, aber auch in formaler und farblicher Hinsicht.

Alle fünf Künstlerinnen und Künstler leben und arbeiten in Basel. (pm/hzi/kbo)

Eckdaten der Ausstellung «High 5»

21. Oktober 2021 bis 6. Januar 2022
Jeweils donnerstags, 16 bis 20 Uhr

Helvetia Art Foyer
Steinengraben 25
4051 Basel

Eintritt kostenlos